Wiesenrennen Spektakulär, wie’s das so eigentlich nicht gibt

Gerlfangen · Die Disziplin Wiesenrennen ist eine Spezialität des Clubs Nippelspanner Gerlfangen. Deren Vorsitzender Luca Biwer moderiert gut gelaunt. Ja genau: Der Luca, der 2017 schwer verunglückt war.

 Beim Wasserrennen der Nippelspanner. (Archiv)

Beim Wasserrennen der Nippelspanner. (Archiv)

Foto: Bodwing

Heiße Rennen in sengender Hitze lieferten sich am Samstagnachmittag rund 70 Mountain-Biker in Gerlfangen. Beim 4. Wiesenrennen der „Nippelspanner“ und im zehnten Jahr des Vereinsbestehens. Über der steilen Wiese am östlichen Ortsrand hing die Sonne wie ein riesiger Heizstrahler. Erträglich machte es ein beständiger Wind, in dem Fahnen und Absperrbänder flatterten. Außerdem halfen der Schatten unter Zeltdächern und großen Sonnenschirmen und viel kühle Flüssigkeit.

Anspruchsvoll wie das Wetter waren die beiden Strecken. Das Kidsrace ab 15 Uhr ging über etwa 400 Meter mit vielen Kurven. Den Jüngsten waren jedoch keine spektakulären Rampen in den Weg gestellt. Beim Le-Mans-Start entschieden oftmals schon die ersten Meter bis zum Rad über eine Platzierung. An ansteigenden Abschnitten gab es immer wieder kräftezehrende Duelle. Denn auch die Nachwuchsfahrer kämpften im K.o.-System um vordere Plätze.

4. Wiesenrennen der Nippelspanner Gerlfangen
10 Bilder

4. Wiesenrennen der Nippelspanner Gerlfangen

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Foto: Johannes A. Bodwing

Sieger wurde beim Jahrgang 2012-14 Elias Garito, im Jahrgang 2009-11 Felix Reber und im Jahrgang 2007-08 Lars Jörg Jager. „Sehr gut“ fühle er sich, trotz der Hitze, sagte der zehnjährige Lars Jörg, den Schutzhelm noch auf dem Kopf. Seit fünf Jahren fährt er Mountainbike und will auf dem Sportgerät „noch viel besser werden“.

Höhepunkt der Veranstaltung ist das Wiesenrennen. „Diese Disziplin gibt es eigentlich so nicht“, sagte Luca Biwer, Vorsitzender der Nippelspanner. Er bezeichnete es als „Besonderheit des Vereins“. Gegen 17 Uhr entschieden Massenstarts der erfahrenen Fahrer über Plätze in den Qualifikationsrennen. Für diese nachfolgenden Duelle starteten je zwei auf einer Rampe in Mountainbike-Manier. Dort gab ein Eisenbügel das Rennen für die rund 1000 Meter lange Strecke frei, und die Fahrer fegten über eine frisch gemähte Streuobstwiese.

Gefolgt von der ersten niedrigen Rampe, Kurven und dem rund zwei Meter hohen Sprungtisch. Nahezu die gesamte Strecke war von den Zuschauerplätzen aus einsehbar. Die erlebten Zweikämpfe über bucklige Pisten und unterschiedlich hohe Rampen sowie überraschende Sprünge und Ergebnisse. Selbst sicher geglaubte Siege gingen in engen Kurven oder sogar auf dem letzten Meter beim Zieleinlauf noch verloren.

Den ersten Platz der Junior 17-Gruppe machte Ben Kaiser. Sieger der Ü 17-Männer war Dominik Jost, bei den Ü 30-Masters Oliver Kunz. Die Kategorie Frauen entschieden die einzigen Fahrerinnen unter sich, Zweitplatzierte Petunia Kriebs und Siegerin Carolin Klein. „Wir waren zum ersten Mal mitgefahren“, sagten sie im Fahrercamp der „Soulrider“. „Ich hab’ gewusst, dass sie gewinnt‘“, meinte Kriebs. „Weil sie im Antritt sehr stark ist.“ Die Dritte im Bunde sei dieses Mal nicht dabei gewesen, sonst hätten wohl drei Soulrider-Frauen die Siegertreppchen belegt.

Vor den Rennen liefen geführte Moutainbike-Touren über den Nordgau und durch Relingen-Siersburg. Das brachte rund 220 Euro an Spenden für soziale Zwecke in der Region. Für Organisation und Durchführung der Veranstaltung dankte Luca Biwer allen Helfern. Für Biwer war das zehnjährige Jubiläum eine Art Rückkehr. Im Juni 2017 hatte sich der 22-jährige Mountainbike-Sportler bei einer Trainingsfahrt einen Bruch der Halswirbelsäule zugezogen. Monatelang war nicht einmal sicher, dass er die schwere Verletzung überleben würde.

Am Samstag saß Luca Biwer in einem Elektro-Rollstuhl unter Kollegen, Fahrern und Vereinsmitgliedern. Immer wieder wurde er aus einer Sprühflasche mit Wasser gekühlt. Denn seit dem Unfall funktioniert die körpereigene Temperaturregelung nicht mehr. Zeitweise moderierte Biwer die Veranstaltung in seiner gewohnt humorvollen und optimistischen Art. „Wenn’s nächstes Jahr nochmal so heiß wird, gibt’s ein Matschbad“, prophezeite er gut gelaunt.

„Auf jeden Fall sehr zufrieden“, sagte Luca später über die Veranstaltung und den runden Vereins-Geburtstag. „Von Anfang an war klar, dass der Verein länger bestehen wird. Wir haben ein junges Team im Vorstand, der Schnitt ist so bei 23 Jahren.“ Und die Zukunft scheint gesichert: Inzwischen haben die Nippelspanner rund 90 Mitglieder.

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