Hilfe im Irak Larissa bringt Licht in ein düsteres Leben

Hemmersdorf/Shingal · Junge Sozialarbeiterin aus Hemmersdorf hilft mit anderen Ehrenamtlichen Tausenden Vertriebenen in Camps im Nord-Irak.

 Trostlos wirken die Camps im Irak, in die sich Tausende Jesiden in ihren eigenen Land flüchten mussten.

Trostlos wirken die Camps im Irak, in die sich Tausende Jesiden in ihren eigenen Land flüchten mussten.

Foto: David Lohmueller/www.davidlohmueller.com/David Lohmueller

Dass sie beruflich Menschen helfen will, ist für Larissa Hilt aus Hemmersdorf schon seit über einem Jahrzehnt klar: „Ich wusste schon mit 14, dass ich Sozialarbeiterin werden will“, erzählt die heute 25-Jährige. „Ich finde es schön, dass man mit Menschen arbeitet und sie unterstützt“, sagt sie. Dass sie aber einmal bis in den Irak reist, um dort den Menschen vor Ort zu helfen, hat sie als Teenager wohl noch nicht geahnt.

„Im Laufe des Studiums habe ich gemerkt: Asyl ist ein Bereich, der mich interessiert“, erzählt die junge Frau. Das entscheidende Ereignis, was den Ausschlag gab, war die Begegnung mit einer Gruppe von Männern aus dem Iran in ihrer Studienstadt Würzburg. „Da gab es ein Protestzelt“, erzählt sie, in dem die Männer auf ihre Situation aufmerksam machten: seit zwei Jahren in Deutschland, ohne Deutschkurs, ohne Anerkennung ihres Asylantrags.

Larissa Hilt beschäftigte sich weiter mit dem Thema Migration – und reiste 2016 zum ersten Mal mit einer Organisation nach Griechenland, um dort ehrenamtlich in einem Camp zu helfen. „Da war dieses Riesencamp“, sagt sie, mit Tausenden von Menschen, „die einfach da gesessen haben.“ Ihre Aufgabe: Erstversorgung der Menschen, also Essen und Kleider verteilen oder Zelte aufbauen, zum Beispiel. „Für mich war es ganz schlimm, zu sehen, dass Menschen so leben müssen“, beschreibt sie ihre Eindrücke. „Es war superkalt und die Leute sind teilweise mit Flipflops herumgelaufen.“

Auch nachdem sie ihren Bachelor in der Tasche und einen Job in einer Wohngruppe in Saarbrücken gefunden hatte, ließ sie der Gedanke an das Camp nicht los. Noch zwei Mal reiste sie nach Griechenland, um die Menschen dort zu unterstützen. Im Camp lernte sie durch die Geflüchteten die Kultur und Religion der Jesiden (siehe Info) kennen – und Molly Nixon, eine junge Frau aus den USA.

Sie wollten den Jesiden im Nordirak rund um die Stadt Shingal helfen. „Molly war schon in Shingal und hatte gesehen, dass da sehr viel Bedarf ist“, berichtet Larissa Hilt. Die Organisation Lifting Hands International sagte ihre Unterstützung zu. Und bald hatten die beiden jungen Frauen zusammen mit einigen weiteren Helfern ihr Projekt gefunden: In den Camps im Nordirak wollten sie Solarlichter verteilen.

„Es gibt dort keine Elektrizität“, beschreibt Larissa Hilt die Lage in den Camps. Ohne Licht könnten die Menschen dort einen großen Teil des Tages nichts machen, müssten zum Beispiel im Dunkeln essen. „Und für Frauen ohne Mann ist es supergefährlich“, ergänzt sie. Mit rund 3500 Solarlichtern sowie Essenspaketen, alles durch Spenden finanziert, wollte die kleine Gruppe Abhilfe schaffen – also ging es Ende Mai dieses Jahres für knapp zwei Wochen in den Irak.

„Es ist im Irak schwierig, Sachen zu planen, weil sich die politische Struktur ständig ändert“, erzählt Hilt. Eigentlich wollte die Gruppe zunächst in die Stadt Shingal selbst, doch schließlich suchten die jungen Leute die Camps in der Umgebung auf – meistens mit der Unterstützung von Einheimischen, die nicht nur wegen der Sprache erforderlich war. „Man muss in den Camps die Strukturen kennen, es gibt in jedem Camp einen Chef“, betont Larissa Hilt, „ohne Leute, die jemanden kennen, kann man nichts machen.“ In den Camps getroffen haben sie, je nach Größe, Hunderte oder sogar Tausende von Menschen. „Die freuen sich“, beschreibt sie, was passiert, wenn die Gruppe dort auftaucht. Die geflüchteten Jesiden sind nach ihren Eindrücken offen und gastfreundlich. Die Situation sei von Camp zu Camp unterschiedlich: „Die medizinische Versorgung ist schlecht, oft gibt es keine Tagesstruktur und die Kinder gehen nicht zur Schule“, sagt sie. Außerdem: keine Elektrizität, dreckiges Wasser. „Manchmal haben die Männer ein Auto und nehmen Tagesjobs in den Städten an“, ergänzt sie – die seien schlecht bezahlt, aber zumindest brächten sie überhaupt Geld.

Larissa Hilt ist derzeit wieder in Deutschland, aber die Spendensammlung für Shingal geht weiter (siehe unten). Und auch in weitere Teile der Welt zieht es die junge Frau. „Mit der Uni bin ich im September in Nigeria und dann ab Oktober ein Semester in Jordanien“, erläutert sie. Wenn sie, voraussichtlich im kommenden Jahr, in Würzburg ihren Master – Sozialarbeit mit internationaler Ausrichtung und Schwerpunkt auf Migration und Flüchtlinge – abschließt, will sie weitermachen. „Ich würde gerne für eine internationale Organisation arbeiten“, plant sie. Was und wo genau? „Eher in Richtung Frauenprojekte, vielleicht im Mittleren Osten.“ Aber auf jeden Fall: in der ganzen Welt den Menschen helfen.

Wer das Projekt „Solarlichter für Shingal“ unterstützen möchte, hat dazu zwei Möglichkeiten: entweder über die Initiative Grenzenlos Miteinander, Stichwort „Larissa/Shingal“, IBAN: DE39 5935 0110 0370 0508 33 bei der Kreissparkasse Saarlouis, oder direkt über die Spendenseite von Lifting Hands International.

 Larissa Hilt aus Hemmersdorf verteilt in einem Camp im Nordirak die Solarlichter an jesidische Flüchtlinge. Die Menschen seien sehr dankbar für ihre Hilfe, berichtet sie.

Larissa Hilt aus Hemmersdorf verteilt in einem Camp im Nordirak die Solarlichter an jesidische Flüchtlinge. Die Menschen seien sehr dankbar für ihre Hilfe, berichtet sie.

Foto: David Lohmueller/www.davidlohmueller.com/David Lohmueller
 Solche Solarlichter, die Larissa Hilt und ihre Mitstreiter von Spenden kaufen, verteilen sie in den Camps. 

Solche Solarlichter, die Larissa Hilt und ihre Mitstreiter von Spenden kaufen, verteilen sie in den Camps. 

Foto: David Lohmueller/www.davidlohmueller.com/David Lohmueller
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort