Junge Leute bringen frischen Wind

Rehlingen-Siersburg · In Rehlingen-Siersburg entsteht ein Jugendrat. Mitmachen können alle jungen Leute zwischen 14 und 21 Jahren. Angestoßen wurde der Jugendrat von zwei jungen Mitgliedern des Gemeinderates in Rehlingen-Siersburg.

Sie sind eine Seltenheit. Aber es gibt sie: Junge Menschen, die sich politisch einbringen, die ihr Umfeld mitgestalten möchten und sich für Interessen anderer stark machen. Michell Dittgen (22) und Joshua Pawlak (25) sind das beste Beispiel dafür. Beide haben sich bereits als Jugendliche bei den Jungsozialisten (Jusos) engagiert. Heute sind sie Mitglieder im Gemeinderat von Rehlingen-Siersburg . "In der Kommunalpolitik ist es schwierig, Nachwuchs zu finden", berichtet Dittgen. Doch das soll sich jetzt ändern. "Wir wollen in Zeiten der Politikverdrossenheit ein Zeichen setzen und werden daher einen Jugendrat gründen", sagt Pawlak.

Die Idee dazu hatten die Jungpolitiker bereits vor vier Jahren. Im Dezember 2012 stellte der Juso-Gemeindeverband -dem die beiden damals noch angehörten - einen Antrag zur Einrichtung eines Jugendrates. Den brachte die SPD-Fraktion in den Gemeinderat ein. "Das war aber nur der allererste Schritt", erzählt Dittgen. Es folgte eine Infoveranstaltung, in der der Jugendpfleger der Gemeinde Saarwellingen über die Möglichkeiten einer solchen Institution aufklärte.

Bei einem anschließenden Workshop stellten Dittgen und Pawlak einen vorläufigen Satzungsentwurf vor. Jugendliche konnten bei dieser Gelegenheit ihre Wünsche und Erwartungen äußern. "Beide Veranstaltungen waren gut besucht", erinnert sich Dittgen. Es seien etwa 40 Personen gekommen. Diese hätten auch schon erste konkrete Ideen geäußert. Einige schlugen etwa vor, einen Jugendtreff zu eröffnen und regelmäßig Partys zu veranstalten. "Ein paar Teilnehmer hatten die Idee, eine Down-Hill-Strecke für Fahrradfahrer zu bauen", erzählt Pawlak.

Nach diesem positiven Einstieg, befasste sich der Ausschuss für Schule, Sport, Kultur und soziale Angelegenheiten mit dem Thema. In der jüngsten Sitzung stimmte der Gemeinderat dem Vorhaben schließlich zu. "Es freut uns, dass alle Fraktionen hinter dem Vorhaben stehen", sagt Dittgen. Er sieht in der Einrichtung eines Jugendrates eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Gemeinde und junge Menschen würden in gleicher Weise davon profitieren. Weil Anregungen einer jüngeren Generation frischen Wind ins Rathaus bringen und weil die Jugendlichen nun selbst mithelfen können, ihre Gemeinde lebenswerter zu machen. Außerdem kann sich der Gemeinderat gegenüber den jungen Menschen rechtfertigen. "Wir können ihnen beispielsweise erklären, warum eine Idee nicht umgesetzt werden kann", sagt Pawlak. Er wünscht sich, dass wieder mehr junge Menschen Interesse an Politik entwickeln - und vor allem dabei bleiben. "Besonders wichtig ist uns, dass der Jugendrat nicht parteipolitisch ausgenutzt wird", ergänzt Dittgen.

Am Montag, 14. November, 18 Uhr, gibt es im Rathaus eine weitere Infoveranstaltung. "Dabei stellen wir die organisatorischen Rahmenbedingungen vor", sagt Pawlak. Anschließend werde die Satzung in Kraft treten. "Dann haben Vereine, Schulen und andere Jugendorganisationen die Möglichkeit, Personen für den Rat zu benennen." Mitglied werden könne alle 14- bis 21-Jährigen. Pawlak hofft, dass der Jugendrat Anfang 2017 die Arbeit aufnehmen kann. Und somit junge Menschen in der Politik wieder zur Normalität werden.

Die nächste Infoveranstaltung zum Jugendrat findet am Montag, 14. November, um 18 Uhr im Großen Sitzungssaal im Rathaus statt. Kontakt: Dunja Kolaric-Wilhelm unter Telefon (0 68 35) 50 84 02.

Meinung:

Die Chance nutzen

Von SZ-Redakteurin Sarah Konrad

In der Kommunalpolitik fehlt der Nachwuchs. Das zeigt der hohe Altersdurchschnitt in den Gemeinderäten. Einen Jugendrat zu gründen, ist ein guter Ansatz, um der Politikverdrossenheit der jüngeren Generation entgegenzuwirken. Denn wer merkt, dass er etwas verändern kann, hat auch die Motivation weiterzumachen. Nun liegt es an den Jugendlichen, ihre Chance zur Mitbestimmung zu nutzen. Doch auch ältere Politiker und Gemeinderatsmitglieder sind gefordert. Sie müssen ihre Erfahrungen weitergeben, die Jugendlichen unterstützen und sie einbeziehen. Sie müssen dafür sorgen, dass den jungen Leuten Gehör geschenkt wird, damit sie ihr Interesse an der Politik behalten.

Zum Thema:

Auf einen Blick Beim Jugendrat in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg können alle jungen Menschen zwischen 14 und 21 Jahren mitmachen. Die Sitzungen werden je nach Bedarf, mindestens jedoch alle drei Monate stattfinden. Auch Nicht-Mitglieder haben die Möglichkeit daran teilzunehmen. Die Mitglieder werden eigenständig arbeiten. Jugendpfleger und Gemeindeverwaltung stehen jedoch zur Unterstützung bereit. sara

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