Hier nimmt die Nied ihren natürlichen Lauf

Niedaltdorf · Seit 40 Jahren kauft die Naturlandstiftung Saar (NLS) ökologisch wertvolle Flächen, um die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu schützen. In einer Serie stellen wir die Arbeit der NLS vor. Dazu haben wir uns in Schutzgebieten im Landkreis Saarlouis umgesehen. Los geht's mit der Niedschleife bei Niedaltdorf.

 Wanderung mit Minister Reinhold Jost zur Niedschleife bei Niedaltdorf. Erste Reihe (von links) Minister Reinhold Jost, Edgar Wolf, Axel Didion, Dietmar Zenner und Reiner Petry. Foto: Thomas Seeber

Wanderung mit Minister Reinhold Jost zur Niedschleife bei Niedaltdorf. Erste Reihe (von links) Minister Reinhold Jost, Edgar Wolf, Axel Didion, Dietmar Zenner und Reiner Petry. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Obwohl er Umweltminister ist, verbringt Reinhold Jost die meiste Zeit hinterm Schreibtisch. Umso mehr freut sich der Politiker, wenn auf seinem Terminkalender ein Ausflug in die Natur steht. Wie an diesem Morgen. Ausgestattet mit Stiefeln, Hut und Trekkingkleidung wandert er entlang der Nied bei Niedaltdorf .

Grund für den Besuch ist der 40. Geburtstag der Naturlandstiftung Saar (NLS). Diese hat schon vor Jahren wichtige Gebiete im Landkreis Saarlouis gekauft, um sie zu entwickeln und zu schützen. Zu diesen Flächen zählen auch die Niedschleife und die Wiesen direkt an der deutsch-französischen Grenze. "Den Bereich hier finde ich besonders schön", sagt Jost. Sein Blick schweift über die Fluss-aue. Sie ist naturbelassen. Es gibt keinen Beton, der die Nied in eine bestimmte Richtung lenkt. "Der Fluss kann sich frei bewegen", erklärt Axel Didion, wissenschaftlicher Mitarbeiter der NLS. Er schätzt vor allem die Struktur der Nied und den daraus entstehenden Lebensraum. "Es gibt Kies- und Sandbänke, Steilufer und Ufergehölze. Sie bieten vielen Tierarten ein Zuhause." So patrouilliert beispielsweise die Grüne Keiljungfer, eine Libelle, am Ufer. Ein Schmetterling namens Großer Feuerfalter flattert über der Wiese. Er legt nur auf bestimmten Pflanzen seine Eier ab. In den Steilufern brütet der in Deutschland selten gewordene Eisvogel. "Er gräbt eine 80 Zentimeter tiefe Röhre und zieht darin seinen Nachwuchs groß", sagt der Biologe Didion. Seine Jungen füttert der Eisvogel mit kleinen Fischen. Und davon gibt es in der Nied jede Menge. 25 verschiedene Arten leben in dem Fluss. Laut NLS gehört die Nied zu den ökologisch bedeutsamsten Fließgewässern im Saarland.

"Die Nied machte in der vergangenen Zeit ja häufiger Negativschlagzeilen. Sie sei als Badegewässer ungeeignet. Zu dreckig", berichtet Jost und fügt hinzu: "Dabei ist sie zurzeit so sauber wie nie." Die große Tier- und Pflanzenvielfalt sei dafür der beste Beweis. Diese Wasserqualität zu erreichen, sei eine schwierige, grenzüberschreitende Arbeit gewesen. "Unsere französische Partnerorganisation CEN Lorraine hat uns sehr dabei unterstützt", sagt Didion. Die Kooperation beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Niedtal, sondern findet beispielsweise auch auf dem Hammelsberg bei Perl und im Bliesgau bei Niedergailbach/Obergailbach statt. Die beiden Organisationen tauschen Erfahrungen aus und stimmen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen aufeinander ab. Denn die Natur einfach sich selbst zu überlassen, funktioniere nicht. "Eine Landschaft, die nicht regelmäßig gepflegt wird, wächst zu", erklärt Didion. Es gebe jedoch Pflanzen und Tiere, die auf offene Flächen angewiesen sind. Um zu verhindern, dass auf der Wiese entlang der Nied ein Wald entsteht, mäht die NLS sie einmal pro Jahr.

In diesem Gebiet sei das aber nicht nur für die Flora und Fauna von Bedeutung, sondern auch für den Hochwasserschutz. "Das Wasser hat die Möglichkeit, sich auf der Fläche auszubreiten. Bei Überschwemmungen verwandelt sich die Wiese in einen großen See", sagt der Biologe. Das führe zu einem stetigen Wandel. "Der Flusslauf verändert sich, ebenso die Lage der Kies- und Sandbänke." Wenn Umweltminister Jost also das nächste Mal seinen Anzug gegen die Wanderkleidung tauscht und der Nied einen Besuch abstattet, wird's dort vermutlich schon ganz anders aussehen.

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 Eisvogel Foto: B. Konrad

Eisvogel Foto: B. Konrad

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 Großer Feuerfalter Foto: A. Didion

Großer Feuerfalter Foto: A. Didion

Foto: A. Didion

Auf einen Blick Die Naturlandstiftung Saar (NLS) ist eine gemeinnützige private Stiftung. Sie setzt sich seit 1976 für das saarländische Naturerbe ein. Im Stiftungsrat mit seinen 20 Mitgliedern sind Naturschützer wie der Nabu und Naturnutzer wie der Bauernverband und das Umweltministerium vertreten. Die NLS erwirbt ökologisch wertvolle Flächen, um die Lebensräume bedrohter Tiere und Pflanzen zu sichern, zu pflegen und zu entwickeln. Sie besitzt mittlerweile über 100 Schutzgebiete. Zusammen mit ihrer Tochtergesellschaft Naturland Ökoflächen-Management GmbH (ÖFM), die Maßnahmen des Umwelt- und Naturschutzes im Rahmen der Eingriffs-Ausgleichs-Regelung und des Ökokontos als Dienstleistung anbietet, hat sie über 1700 Hektar Flächen im Eigentum. red

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