Ein Jahr im Saarland Das Jahr im Saarland ging schnell vorbei

Siersburg · Mexikanischer Gastschüler Franco sagt der Gastfamilie in Siersburg Adios und kehrt wieder in seine Heimat zurück.

 Ein Ur-Pils-Glas nimmt Franco Ceballos, hier mit seiner Gastmutter Monika Kintzel, mit nach Mexiko.

Ein Ur-Pils-Glas nimmt Franco Ceballos, hier mit seiner Gastmutter Monika Kintzel, mit nach Mexiko.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel

„Unn?“ - „Ei jo!“ – wenn es um Smalltalk mit den neuen Freunden in Siersburg geht, hat Franco Muños Ceballos die Sprache voll im Griff. Aber auch im Gespräch mit dem inzwischen 17 Jahre alten Austauschschüler aus Mexiko zeigt sich schnell: Aus dem Jungen, der kaum ein Wort Deutsch konnte, ist ein selbstbewusster junger Mann mit guten Kenntnissen der Sprache im Gastland geworden. Auf jeden Fall, erklärt Franco, will er auch in seiner Heimat in Mexiko-Stadt weiterhin die deutsche Sprache verbessern, wenn er nach seinem Gastjahr im Saarland zurückkehrt.

Franco kommt aus Mexiko, jenem Land, das es unserer Fußballmannschaft bei der Weltmeisterschaft gleich zu Beginn nicht leicht gemacht hat. Dabei ist Franco, wie er bekennt, absolut kein Fußballfan, verfolgt weder die Liga in seinem Land noch die WM. Mit einem Deutschland-Fähnchen bewaffnet, da er keine Landesfahne im Gepäck hatte, beobachtete er dennoch das erste Gruppenspiel. „Und er hat sich dann doch gefreut, als Mexiko ein Tor geschossen hat“, verrät Gastmutter Monika Kintzel. Dann hat er seinem Team weiterhin die Daumen gedrückt, seine neu gewonnenen Freunde schlossen sich nach dem Ausscheiden von Deutschland an. Viele Freunde hat Franco in diesem Jahr gefunden, in der Schule am TWG Dillingen und in „Niedaltdorf-City“. So heißt das Dorf scherzhaft bei ihm und seinen Freunden in Anlehnung an seine Heimat Mexiko-City – ein großer Kontrast zu der Gemeinde Rehlingen-Siersburg.

„Er hat die Ruhe genossen, dazu auch das längere Schlafen“, weiß Gastmutter Kintzel. In Mexiko steht der Schüler jeden Morgen um fünf Uhr auf und macht sich dann auf den Schulweg. Selbst den völlig unbekannten Winter hat der junge Mexikaner gut überstanden. Allerdings, erzählt er, hätten sich für ihn gerade diese Monate, in denen es kalt und dunkel war, ganz schön in die Länge gezogen. „Ab April ging dann alles ganz schnell, jetzt ist schon bald der Abschied“, sagt er nachdenklich. Neben der Sprache nimmt Franco auch ein Stück deutsche Kultur und die Freunde mit. Die Schule wird er in guter Erinnerung behalten, allerdings habe ihm die Mittagspause mit einem richtigen Essen gefehlt.

Der Kontakt nach Mexiko ist dank der WhatsApp-Familiengruppe immer gepflegt worden, Heimweh war kein Thema. Eine ganz besondere Überraschung hatte die Gastmutter für ihn zwischen Weihnachten und Silvester organisiert: Ganz früh ist sie los, um Francos 22-jährigen Bruder, der bis vor kurzem in Paris studierte, am Bahnhof abzuholen. Als dieser plötzlich vor Francos Bett stand, war die Verwunderung groß: „Ich habe immer wieder gefragt, wie er hergekommen ist“, erzählt der Schüler.

Zu Weihnachten gab es von der eigenen Familie eine Kamera, seither hat der junge Mexikaner vieles aus seiner Zeit in Deutschland festgehalten. „Wir waren in Berlin, München und Trier, aber auch in Metz und Paris und natürlich ganz oft in Niedaltdorf-City“, erzählt er und lacht. Beim Essen hat Franco anfangs besonders die Schärfe vermisst. Mittlerweile, verrät Kintzel, bekommt auch Franco Tränen in die Augen, wenn es mal schärfer in der Küche wird. Zu seinem Lieblingsessen ist die Currywurst geworden, die wird er in Mexiko vermissen. Maggi gibt es auch in Mexiko, er wird künftig öfter dazu greifen, bevorzugt bei Nudeln mit Maggi, verrät er. Eine Flasche Bier wird nicht in seinen Koffer wandern, „es gibt gutes Bier bei uns“ – aber ein Glas mit dem Logo der Karlsberg Brauerei, das muss auf alle Fälle mit, wenn es am 6. Juli von Frankfurt aus zurück in die Heimat geht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort