Gastschüler Mit scharfer Salsa schmeckt es Franco besser
Siersburg · Die SZ begleitet drei Gastschüler aus Ecuador, Mexiko und Japan, die ein Jahr lang bei Familien im Kreis Saarlouis wohnen.
Franco friert – der deutsche Wintereinbruch macht dem 16-jährigen Mexikaner zu schaffen. Seine erste Erkältung hat er aber bereits überstanden, erzählt er und grinst. Dick eingemummelt mit einer Tasse heißen Kaffee sitzt der Gastschüler am Esstisch der Familie Kintzel in Siersburg. Bei Gastmutter Monika lebt der Schüler nun bis zum kommenden Sommer. Wie die anderen beiden Gastschüler, die derzeit von der SZ begleitet werden, kam Franco Muños Ceballos über die Austauschorganisation Youth for understanding nach Deutschland und besucht jetzt das Technisch-Wissenschaftliche Gymnasium (TWG) Dillingen.
Mit Gastschülern hat Monika Kintzel, die Lehrerin an einem Gymnasium ist, zwar einige Erfahrung. Jugendliche und auch „Austauschlehrer“ aus Chile, Frankreich, Italien und Rumänien beherbergte die Siersburgerin schon. Doch dass jemand ein ganzes Jahr bleibt, ist für sie auch neu. Ihre Söhne Peter und Stephan, 19 und 22 Jahre alt, studieren und sind nur am Wochenende zu Hause. Der junge Gast bringt wieder etwas Leben ins Haus und zudem internationales Flair. „Und ich reise selbst sehr gern“, sagt Kintzel, „warum sollte ich dann nicht auch jemand aufnehmen?“
Seit Ende August ist Franco in Deutschland, kein Wort Deutsch sprach der 16-Jährige, als er in der Fremde landete. Doch nach dem obligatorischen dreiwöchigen Intensivsprachkurs für die Gastschüler und durch stetiges Üben verbessert sich sein Deutsch schnell. „Ich verstehe etwa 50 Prozent“, schätzt er. Durch seine offene Art hat der junge Mexikaner schnell Kontakte geknüpft: Zu Mitschülern und zu anderen Jugendlichen in Siersburg, wo er regelmäßig den „Raum“, den Treff der Pfarrjugend, besucht.
Das Saarland findet der junge Mexikaner „gut – aber kalt!“ Auf seinen ersten Schnee wartet er allerdings schon gespannt. Aus seiner südamerikanischen Heimat ist Franco deutlich höhere Temperaturen gewohnt, berichtet er lachend: „Winter heißt dort etwa 25 Grad Celsius.“ Mit seinen Eltern lebt er sonst in Mexiko-Stadt, er hat zwei ältere Brüder, die aber zur Zeit auch im Ausland leben: Einer studiert im kanadischen Vancouver, der andere in Paris. Den Kontakt zu seiner Familie hält Franco täglich über den Messenger Whatsapp. Doch als kürzlich Mexiko von einem schweren Erdbeben erschüttert wurde, telefonierte er gleich über Skype mit seiner Mutter, um selbst zu sehen, dass es allen gut geht. Die Familie hatte noch Glück: „Meine Schule ist kaputt“, berichtet er, „aber unser Haus ist in Ordnung.“
Der auffälligste Unterschied zwischen dem ländlichen Saarland und seiner Heimat ist die Ruhe, meint Franco: Wenn etwa seine Gastmutter über den vielen Stau schimpft, kann er sich nur wundern. Denn aus der Millionenstadt Mexiko ist er ein ganz anderes Verkehrsaufkommen gewohnt. „Es ist viel sicherer hier auf der Straße“, stellt er fest.
Über die typische deutsche Pünktlichkeit und Genauigkeit schmunzelt er; in Mexiko gehe es etwas gemütlicher zu, meint er. „Aber Franco ist sehr ordentlich und ehrgeizig“, lobt Gastmutter Monika, „seine Hausaufgaben zum Beispiel erledigt er immer gleich.“
Nur mit dem heimischen Essen kann sich der Gastschüler noch nicht recht anfreunden: „In Mexiko schmeckt alles viel schärfer“, erklärt er. Und Süßes wie Kuchen oder Plätzchen isst man in seiner Heimat kaum. Vorsichtshalber hat Franco seine geliebte extrascharfe Salsa mitgebracht, „das Maggi Mexikos“, wie Gastbruder Stephan scherzt. „Das kommt auf alles drauf.“ Weil aber Sauerkraut oder Mehlknödel mit Salsa nicht so richtig harmonieren, zählen diese Speisen noch nicht zu Francos Favoriten. „Aber die Currywurst ist sehr gut“, findet er. Mit Salsa natürlich noch besser.