Ein Leben für die Chormusik

Gerlfangen · Mit zwölf Jahren hat Alwine Biehl angefangen, regelmäßig im Kirchenchor Kreuzerhöhung Gerlfangen zu singen. Und bis heute ist sie dem Ensemble treu geblieben. Auch bei der Feierstunde am Mittwoch will sie wieder dabei sein.

 Alwine Biehl im Probenraum über der Kirche. Der Chor hat den Raum 2011 selbst renoviert und vergrößert.

Alwine Biehl im Probenraum über der Kirche. Der Chor hat den Raum 2011 selbst renoviert und vergrößert.

Foto: Barbara Scherer

Wenn der Kirchenchor Kreuzerhöhung Gerlfangen am Mittwoch, 25. Mai, seine langjährigen Mitglieder ehrt, ist eine auf jeden Fall dabei: Alwine Biehl. Nach 68 Jahren auf der Bühne ist sie die dienstälteste Sängerin und somit die, die am meisten aus der Geschichte des Chors erzählen kann. Sie hat alle acht Chorleiter erlebt, die dem 1929 gegründeten Chor jemals vorstanden.

Als sie im Jahr 1948 anfing, war sie gerade zwölf Jahre alt. Lust am Singen und die Geselligkeit waren ihre Gründe. "In so einem kleinen Ort war man froh, wenn man unter Leute gehen konnte", erinnert sich die 79-Jährige, "es gab sonst keine Gelegenheit." Geprobt wurde mit dem ersten Chorleiter Nikolaus Hilt in der Mädchenschule. "Viele aus meinem Jahrgang waren mit dabei", erzählt sie. Dass sie dem Chor so lange die Treue gehalten hat, ist eher ungewöhnlich. "Wenn man geheiratet hat, ist man aus dem Chor rausgegangen", erinnert sie sich. Sie und einige Freundinnen waren die ersten, die blieben.

Bei Biehls Hochzeit im Jahr 1958 hat der Chor natürlich gesungen. "Ich finde es sehr schön, mal zuzuhören", sagt sie, "ich bin ja sonst immer dabei."

Trotz Arbeit im Haus mit zwei Kindern und in der Landwirtschaft hat sie immer Zeit für den Chor gefunden. Dass Biehl so kontinuierlich an Proben und Auftritten teilgenommen hat, ist nicht zuletzt der Verdienst von Klaus Biwer. 40 Jahre lang war er Vorsitzender des Chors, bevor 2010 sein Sohn Arno Biwer übernahm. "Der hatte uns im Griff", meint sie lachend, "er hat alles zusammengehalten." Über die Teilnahme an den Proben habe er genau Buch geführt; "er war streng, aber er hat es gut gemeint", befindet Biehl. Und wenn es die Mitglieder mit den geringsten Fehlzeiten geehrt wurden, war Biehl immer mit dabei.

Neben dem Singen wurde die Geselligkeit immer groß geschrieben. "Früher sind wir nach der Gesangsstunde immer in die Wirtschaft, das war schön, und es ist manchmal sehr spät geworden." Damals wie heute standen regelmäßig Fahrten an. "Wir waren so ziemlich überall", berichtet sie, "zum Beispiel im Schwarzwald, im Elsass und im Odenwald." Daran denkt sie gerne zurück: "Alle Fahrten waren schön, besonders, als wir noch nicht in Hotels waren." Denn früher mietete der Chor unterwegs Skihütten oder alte Bahnhöfe an.

Genauso hat Biehl aber auch die schwierigen Zeiten des Chors erlebt: Anfang des Jahrtausends gab es nur noch wenige aktive Mitglieder. Doch auch diese Phase hat der Chor gemeistert und ist heute mit 37 Sängern gut aufgestellt. Zusammen mit Chorleiter Werner Henrich singen sie geistliche Lieder, ergänzt durch Weltliches. Was Biehl am besten gefällt, ist die klassische Kirchenmusik mit Orgelbegleitung. "Mein Lieblingslied ist ‚Salve Regina' oder ‚Gegrüßet seist du, Maria'". Solche Musik mache ihr Spaß, meint sie und ergänzt lachend: "Und es passt zum Alter."

Der Kirchenchor Kreuzerhöhung Gerlfangen ehrt Mittwoch, 25. Mai, in einer Feierstunde langjährige Mitglieder. Beginn in der Pfarrkirche ist um 19.30 Uhr.

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