Verkauf Die Wiederentdeckung eines Naturwunders

Niedaltdorf · Naturlandstiftung Saar kauft Tropfsteinhöhle in Niedaltdorf. 2019 soll sie wieder für Besucher zugänglich sein.

 121 500 Euro überbrachte Umweltminister Reinhold Jost (2.v.r.) für den Erwerb der Tropfsteinhöhle in Niedaltdorf; auf dem Einstieg zur Höhle versammelten sich (v.l.) Ortsvorsteher Reiner Petry, Gemeindebeigeordneter Patrik Salzgeber, Eberhard Veith, Geschäftsführer der Naturlandstiftung Saar, Tanja Bücken, Gemeinde Rehlingen-Siersburg, und Gilles Biehl.

121 500 Euro überbrachte Umweltminister Reinhold Jost (2.v.r.) für den Erwerb der Tropfsteinhöhle in Niedaltdorf; auf dem Einstieg zur Höhle versammelten sich (v.l.) Ortsvorsteher Reiner Petry, Gemeindebeigeordneter Patrik Salzgeber, Eberhard Veith, Geschäftsführer der Naturlandstiftung Saar, Tanja Bücken, Gemeinde Rehlingen-Siersburg, und Gilles Biehl.

Foto: Johannes A. Bodwing

Für dieses Naturwunder muss der Betrachter in den Untergrund steigen: Die Tropfsteinhöhle in Niedaltdorf liegt bis zu sechs Meter unter der Erde. Gut vier Jahre war sie nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich, nun werden die Besitzverhältnisse geändert, um voraussichtlich 2019 die Höhle wieder für Besucher zu öffnen.

Eine Zuwendung in Höhe von 121 500 Euro überreichte am Freitag im Vorraum der Höhle Reinhold Jost, Umweltminister und Vorsitzender der Naturlandstiftung Saar, an ebendiese Stiftung. Mit diesem Förderbetrag des Landes erwirbt die Stiftung die Höhle von der Erbengemeinschaft Biehl. Zehn Prozent der Kosten von rund 135 000 Euro steuere die Stiftung bei, sagte Geschäftsführer Eberhard Veith.

Die Höhle unter einem ehemaligen Gasthaus liegt in einem rund 200 Meter langen Tufflager. Es ist 40 Meter breit und acht Meter dick. Entstanden war es während der vergangenen 18 000 Jahre aus Kalzitkristallen des Ihner Baches. Dabei wurden neben Moosen, Algen und Zweigen auch Schneckengehäuse eingeschlossen. Diese Bestandteile machen das Gestein porös und weich, weshalb die Tropfsteinhöhle Niedaltdorf auch als Tuffhöhle bezeichnet wird. Sie gilt bezüglich ihrer Entstehung als eine geologische Rarität. Denn sie wurde nicht aus dem Gestein ausgespült, sondern aus mehrere Meter mächtigen Kalkblöcken. Darin entstand erst einmal eine Schlucht. Bei weiterem Hochwasser schlossen vor etwa 8 000 Jahren Ablagerungen von den oberen Kanten aus nach und nach diesen Hohlraum. Das macht sie zu einer der recht seltenen Primärhöhlen. Entdeckt wurde die Höhle 1880 beim Aushub einer Baugrube für das Gasthaus. Jedoch wurde das Loch erst einmal mit Bauschutt verfüllt.

1927 wurde die Höhle bei Kellerarbeiten wiederentdeckt, frei gelegt und mit elektrischem Licht versehen. 1932 fand die offizielle Eröffnung als Schauhöhle statt. Ein 1933 gegrabener Quergang verbindet Höhlenbereiche zu einem Rundweg. 1937 wurde sie unter Naturschutz gestellt, da Besucher immer wieder Tropfsteine als Souvenir mitnahmen. Seit 1993 ist sie ein Naturdenkmal. Die Höhle umfasst zwei Gänge: Den 15 Meter langen Westgang und den Ostgang mit 42 Metern. Der Zugang erfolgt durch den Keller des ehemaligen Gasthauses in der Neunkircher Straße. „Die sind innen hohl“, erklärte Gilles Biehl vor einer Vitrine mit Kalksteinen aus der Höhle. „Wenn beispielsweise ein Ast von Kalk überzogen wurde ist das Innere später verrottet.“ „Trotz Schließung“, sagte Jost, der selbst aus der Gemeinde Rehlingen-Siersburg kommt, „gab es von Anfang an klare Überlegungen, die Höhle wieder zugänglich zu machen“. Denn es gehe um Wissensvermittlung.

 Ein Besuch der Tropfsteinhöhle ist für Besucher ein spannendes Erlebnis. Die Niedaltdorfer Höhle soll 2019 wieder zugänglich sein.

Ein Besuch der Tropfsteinhöhle ist für Besucher ein spannendes Erlebnis. Die Niedaltdorfer Höhle soll 2019 wieder zugänglich sein.

Foto: BeckerBredel

Als „eine außergewöhnliche Rarität, wie man sie in Europa sonst nicht findet“, bezeichnete Bürgermeister Martin Silvanus die Tropfsteinhöhle. Die Gemeinde Rehlingen-Siersburg hatte selbst mehrfach Kaufabsichten geäußert, zuletzt 2014; doch fehlte das Geld hierfür. Nun werde sie die Modernisierung und touristische Vermarktung übernehmen. Dafür überlasse ihr die Naturlandstiftung die Nutzung der Höhle, voraussichtlich im Rahmen eines Pachtvertrages. Zu den notwendigen Arbeiten gehören unter anderen eine neue Elektroinstallation und die barrierefreie Gestaltung von Räumen und WC. In Überlegung sei auch, Eindrücke der Höhle mittels moderner Medien für Rollstuhlfahrer möglich zu machen. Wegen der umfassenden Arbeiten dürfte die Öffnung eher bis 2019 dauern, meinte Silvanus.

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