Die „Mörder-Strecke“ mag sie besonders

Rehlingen · Die Rehlinger Leichtathletik-Familie bekommt Zuwachs: Laura Müller wechselt von der LSG Saarbrücken-Sulzbachtal zum LCR. Im Trikot des neuen Klubs hat die deutsche Vizemeisterin über 400 Meter Großes vor.

Eine leichtathletische Kurzdistanz mit Vollgas überwinden - das ist beim 100-Meter-Lauf schon hart. Noch mehr Sprintausdauer brauchen Athleten, wenn sie das über 200 Meter durchhalten wollen. Richtig brutal wird es für den Körper aber, wenn die Sauerstoff-Vorräte in den Muskeln aufgebraucht sind und es im Höchsttempo trotzdem noch weitergeht - über die ganze Stadionrunde. Der 400-Meter-Sprint ist eine "Mörder-Strecke" und ganz nach dem Geschmack von Laura Müller. "Eine tolle Distanz, die anstrengend zu trainieren ist, aber viel Spaß macht", schwärmt die deutsche Vizemeisterin über 400 Meter und lacht.

Nach ihrem Wechsel von der LSG Saarbrücken-Sulzbachtal wird die 19-Jährige künftig im Trikot des LC Rehlingen über die Tartanbahn wirbeln - mit großen Zielen. "Ich möchte bald unter 52 Sekunden laufen. Der Einzelstart bei der Europameisterschaft wäre toll, die Qualifikation mit der Staffel für die Olympischen Spiele in Rio der Wahnsinn", sagt Laura mit glänzenden Augen.

Thomas Kleins Augen glänzen auch. Der LC-Vorsitzende ist stolz auf seine "Perspektiv-Athletin" und traut ihr viel zu. "Laura kann neben Annett Horna und Patrick Zwicker ein weiteres Gesicht des Vereins werden, vielleicht sogar das Gesicht", sagt Klein. Nach dem Karriere-Ende von Weitsprung-Ass Christian Reif könne Laura den Traditionsklub national und international vertreten. "Die Aussichten sind gut", glaubt Klein, möchte aber keinen Druck ausüben. Den macht sich Laura selbst. "Ich bin im Training ungeduldig und möchte den Erfolg schnell", gesteht sie.

Mit sieben Jahren fing sie bei der LSG mit Leichtathletik an. Laufen machte ihr immer Spaß. "Ich bin 100, 200 und 800 Meter gelaufen. Dann dachte ich mir: Treffen wir uns doch mal in der Mitte meiner Begabungen", erzählt sie grinsend von der zufälligen Wahl der 400-Meter-Distanz. Ihre intuitive Entscheidung war goldrichtig: 2013 wurde sie gleich deutsche Vizemeisterin der U20. Bei der U20-EM gewann sie Staffel-Bronze. Weitere Höhepunkte waren der vierte Einzelplatz und Staffel-Bronze bei der U20-WM 2014 in den USA. "Und die deutsche Vizemeisterschaft im Sommer. Der Sprung zu den Aktiven ist riesig. Daran scheitern viele. Ich bin froh, es geschafft zu haben", sagt Laura stolz.

Mit Bundestrainer Ulrich Knapp feilt sie am Saarbrücker Olympiastützpunkt am Laufstil. Am schönsten sprintet derzeit Weltmeisterin Allyson Felix , Lauras großes Vorbild. Zum direkten Vergleich mit dem US-Superstar wird es so schnell nicht kommen. "Ein Einzelstart in Rio ist fast unmöglich, aber mit der deutschen Staffel könnte es klappen, wenn wir drei Läuferinnen unter 52 Sekunden hätten", sagt Laura und setzt sich selbst die Norm.

Sicher ist ihr Treff mit internationalen Top-Sprinterinnen beim Pfingstsportfest, wo Laura am 16. Mai erstmals im Trikot des Ausrichters startet. "Das familiäre Flair beim LC hat mich immer begeistert. Hier wird man mich gut unterstützen", sagt Laura und denkt ans große Fernziel. "Vor den Olympischen Spielen 2020 könnte ich meine Hochform haben", sagt die 19-Jährige und blickt in die Zukunft. In Tokio vor 80 000 Zuschauern die Stadionrunde im Höchsttempo sprinten - das wäre ihr großer Traum.

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