Die Kunst, mit Tumor zu leben

Rehlingen. Bruno hat von einem auf den anderen Tag das Leben von Reiner Gaußmann auf den Kopf gestellt. Bruno ist ein Tumor. Ein inoperabler Tumor, der im Januar 2010 in der Lunge des Malers entdeckt worden ist und für den Fremersdorfer ständig so präsent ist, dass er, der mit ihm umgehen muss, ihm sogar einen Namen gegeben hat.Gegen Bruno anzukämpfen ist zwecklos, das wusste Gaußmann

 Mit Kunst gegen den Krebs: Reiner Gaußmann aus Fremersdorf zeigt seine Werke im Rehlinger Schloss von Hausen. Foto: Rolf Ruppenthal

Mit Kunst gegen den Krebs: Reiner Gaußmann aus Fremersdorf zeigt seine Werke im Rehlinger Schloss von Hausen. Foto: Rolf Ruppenthal

Rehlingen. Bruno hat von einem auf den anderen Tag das Leben von Reiner Gaußmann auf den Kopf gestellt. Bruno ist ein Tumor. Ein inoperabler Tumor, der im Januar 2010 in der Lunge des Malers entdeckt worden ist und für den Fremersdorfer ständig so präsent ist, dass er, der mit ihm umgehen muss, ihm sogar einen Namen gegeben hat.Gegen Bruno anzukämpfen ist zwecklos, das wusste Gaußmann. Also hat er sich entschlossen, mit ihm zu leben. Die Geschichte seines Lebens mit Bruno hat er aufgeschrieben. Das Buch von Tod und Trauer, aber auch prallem Leben, das jetzt im Saarbrücker Blattlaus-Verlag erschienen ist, hat der Autor am Freitag im Rehlinger Schloss von Hausen vorgestellt. Zugleich zeigt der Maler Reiner Gaußmann dort bis zum 5. Dezember auch einige seiner Gemälde.Ganz persönlich und fast privat fiel die Laudatio des Kunstpädagogen Uli Meiers, eines alten Freundes des Malers, aus. Die Neugier sei charakteristisch für Gaußmann, dazu auch ein tiefes Verständnis für Trauer: "Er malt häufig Gesichter, die Trauer vermitteln und einen fragend angucken." Als Neunjähriger habe Gaußmann beispielsweise das Grubenunglück von Luisenthal miterlebt. Später hat er dieses Erlebnis in seinem Bild "Die Witwen von Luisenthal" auf die Leinwand gebannt. Auch den Tod von Lore, einer engen Mitarbeiterin, hat er in einem Gemälde verarbeitet. Neue Bilder beschäftigen sich mit seiner Krankheit. "Chemo", "Palli" oder "Therapiefreunde" sind einige ihrer Titel. Auch die Art, wie Gaußmann zur Malerei gekommen ist, sei typisch für ihn, sagte Meiers. Irgendwann habe nämlich der damalige Wirt der Saarbrücker Künstlerkneipe "Ilsetopf" beschlossen, er werde jetzt Maler. "Da hat er sich Pinsel, Farben und Leinwand gekauft und war fortan Maler." Weil ihm bei der Vernissage die Stimme versagte, konnte Gaußmann die Texte aus seinem Buch nicht selbst vorlesen. Hier sprang Verleger Helge Barthold in die Bresche. Viele Freunde hat der Maler in seiner Heimatgemeinde. So viele, dass einige der Gäste bei der Buchvorstellung draußen stehen mussten, weil im Schloss von Hausen nicht für alle Platz war.Leben und Sterben sind keine neuen Themen für den Maler. Gaußmann engagiert sich seit 2006 in der Sterbebegleitung und der Hospizarbeit, seit 2008 ist er in der Pflege alter Menschen tätig. Seit 2010 arbeitet er auch als Dozent in der Ausbildung von Hospizhelfern.Die Ausstellung ist bis Sonntag, 5. Dezember, im Schloss von Hausen zu sehen: mittwochs, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Reiner Gaußmann steht jeweils für Fragen und Gespräche zur Verfügung. Das Buch "Mein Tumor heißt Bruno" hat die ISBN 978-3-930 771 66-0, und ist für 13,80 Euro im Siersburger Rathaus erhältlich und in jeder Buchhandlung zu bestellen.

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