Silvanus geht Der Überzeugungstäter nimmt Abschied

Siersburg · 27 Jahre hat Martin Silvanus als Bürgermeister seiner Gemeinde Rehlingen-Siersburg gedient. Nun muss er gehen – unfreiwillig.

In einer wirklich kleinen, emotionalen Feierstunde ist der langjährige Bürgermeister der Gemeinde Rehlingen-Siersburg, Martin Silvanus (SPD), aus dem Dienst vorzeitig verabschiedet worden. Den intimen Rahmen hatte sich der scheidende Verwaltungschef ausdrücklich gewünscht: „Ich wollte keinen offiziellen Festakt mit vorgezogenen Grabreden“, erklärte Silvanus. Im Sommer möchte er sich noch bei einer von ihm persönlich ausgerichteten Feier von Mitarbeitern und Weggefährten verabschieden.

Nur in Anwesenheit seiner Frau Conny, seiner Amtsleiter aus der Verwaltung und den Fraktionsvorsitzenden aus dem Gemeinderat übergab der erste Beigeordnete Norbert Bettinger Silvanus im Rathaus seine Entlassungsurkunde. Silvanus scheidet damit nach 27 Jahren aus dem Amt – unfreiwillig. Im Dezember hatte der seit Jahren erkrankte Verwaltungschef seine Entscheidung öffentlich gemacht, seine Dienstunfähigkeit attestieren zu lassen. Seine Amtszeit hätte regulär 2019 geendet. Silvanus gehörte, nach dem Schmelzer Bürgermeister Armin Emanuel, zu den dienstältesten Bürgermeistern im Land.

Mehr als einem Vierteljahrhundert lang habe Silvanus „als Bürgermeister die Gemeinde geprägt, aber auch als Mensch, der sich seinem Amt bis über die Grenzen der Belastbarkeit hinaus widmete“, erklärte der Beigeordnete Bettinger, seit 45 Jahren kommunalpolitischer Weggefährte von Silvanus. „Dabei war sein Kurs durch Werte bestimmt, die nicht im tagespolitischen Opportunismis begründet sind.“ Große Projekte, aber auch viele kleine Initiativen trügen seine Handschrift.

Silvanus’ Werdegang begann einst bei der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) in Siersburg, damals noch eigenständiger Bezirk, resümierte Bettinger. Nach dem Studium der Wirtschaftspädagogik war Silvanus als Handelslehrer tätig, später im Wissenschaftsministerium. Seit 1979 saß Silvanus im Gemeinderat, ab Mitte der Achtziger Jahre als Fraktionschef der SPD. Der Rat war es auch, der ihn 1991 erstmals zum Bürgermeister wählte. Doch auch in den beiden Direktwahlen, 2000 und 2009, fuhr Silvanus überragende Ergebnisse ein.

Reinhold Jost, Ortsvorsteher von Siersburg, Umweltminister und politischer Zögling von Silvanus, sprach von einer „Zeitenwende“. Für drei Überzeugungen stehe „der Überzeugungstäter“ Silvanus ein, hob Jost hervor: „Die soziale Einstellung: Denen helfen, die nicht selbst dazu in der Lage sind, und nicht weggucken.“ Dann die Überzeugung, mit der Silvanus die deutsch-französische Aussöhnung lebe. Mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit habe er einst einen Tabubruch begangen. Nicht zuletzt lobte er Silvanus’ „Hang zu Harmonie und Ausgleich“, Rehlingen-Siersburg sei „ein Hort der Ruhe und Stabilität gegenüber der Neimerderei in anderen Gemeinden“.

Martin Silvanus selbst, sichtlich bewegt, betonte „das sehr konstruktive Zusammenwirken im Gemeinderat und die exzellente Zusammenarbeit mit der Verwaltung“; die Kollegen und die vielen beruflichen Kontakte werde er vermissen. Mit dem „Ausscheiden gegen meinen Willen“ komme er nur allmählich zurecht, unumgänglich sei jedoch die Entscheidung gewesen. Mit Ratschlägen halte er sich lieber zurück, meinte der erfahrene Verwaltungschef, ein paar gab er dann aber doch: „Man muss als Bürgermeister immer gut auf seine Feuerwehr aufpassen.“ Und: „Es muss nicht der teuerste Wein sein, der im Keller des Rathauses liegt, aber es sollte ein guter sein.“ Und er empfahl „die Hinwendung zum Menschen, auch in ganz praktischen Dingen“. Sein Resümee nach 27 Jahren: „Das Amt gibt nicht viel Macht – aber Möglichkeiten, zu überzeugen.“

Die Amtsgeschäfte der Gemeinde werden nun weiterhin von den drei Beigeordneten Norbert Bettinger, Joshua Pawlak und Patrick Salzgeber im Wechsel ausgeführt. Sie vertreten den Bürgermeister seit Dezember 2017. Der neue Amtsinhaber wird voraussichtlich am 2. September gewählt.

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