Bürgermeister möchte Kontrolle behalten

Rehlingen-Siersburg · Rehlingen-Siersburg will durch die Ausweisung einer potenziellen Konzentrationsfläche den Wildwuchs von Windrädern verhindern.

 Die Ausweisung einer möglichen Fläche für Windkraft sorgt in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg derzeit für Diskussionen. Foto: Thorsten Wolf

Die Ausweisung einer möglichen Fläche für Windkraft sorgt in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg derzeit für Diskussionen. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Beim Thema Windkraft rumort es zurzeit gewaltig. Im Landkreis Saarlouis sorgten bisher vor allem die Parks in Bous und Schwalbach für Ärger. Jetzt gibt es auch in Rehlingen-Siersburg Zoff. Dort hat der Gemeinderat bei einer Sitzung im Dezember zugestimmt, einen neuen Flächennutzungsplan zu entwerfen. Dieser wird auch eine potenzielle Fläche - eine sogenannte Konzentrationsfläche - für Windräder ausweisen.

Diese ist etwa 42 Hektar groß und liegt am Königsberg rund 800 Meter von Siersburg, 900 Meter von Hemmersdorf und 1000 Meter von Gisingen entfernt. Diese Distanzen sorgen bei vielen Anwohnern für Unmut. Sie befürchten, dass Windräder die Wohnqualität in der Region mindern. Einige Bürger haben daher am heutigen Donnerstag einen Infoabend im Gasthaus Gellenberg in Hemmersdorf organisiert. Auf dem Programm steht ein Vortrag zum aktuellen Stand des Planungsverfahrens. Außerdem überlegen die Beteiligten, eine Bürgerinitiative zu gründen.

Bürgermeister Martin Silvanus hat Verständnis für die Ängste der Anwohner. Gleichzeitig ärgert er sich über die Formierung einer Gegenwehr und über Vorwürfe, die einige Bürger nun der Gemeinde machen. "Wir hatten keine andere Wahl", sagt Silvanus, "wir mussten mindestens eine Konzentrationsfläche für Windkraft ausweisen." Weigere sich eine Kommune dagegen, werde der Bau solcher Anlagen an mehreren anderen Stellen in der Gemeinde zumindest möglich. "Etwas übertrieben gesagt, könnte ein Investor kommen und die Windräder hinstellen, wo er will." Um das zu verhindern, hat der Gemeinderat bereits 2011 einstimmig beschlossen, eine Konzentrationsfläche auszuweisen. "Wir möchten die Kontrolle behalten und so einen Wildwuchs von Windrädern verhindern", erklärt Silvanus. Wer sich gegen Konzentrationsflächen wende, schieße sich seiner Meinung nach selbst ins Knie.

Aber warum haben sich Gemeinderat und Bürgermeister ausgerechnet für das Gebiet am Königsberg entschieden? In Rehlingen-Siersburg gebe es mehrere geeignete Standorte, allerdings keinen ohne Konfliktpotenzial. "Wir haben die Flächen verglichen und uns in Abstimmung mit dem Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz für das Gebiet am Königsberg entschieden." Dieses sei ebenfalls nicht konfliktfrei, weshalb hier noch lange kein Windrad stehen werde - wenn überhaupt. Argumente, die dort gegen einen Windpark sprechen könnten, sind etwa das Vogelvorkommen und die Tatsache, dass es sich um ein Waldgebiet handelt.

Sollte der Flächennutzungsplan und damit die Konzentrationsfläche am Königsberg rechtssicher werden, werde diese jedoch deutlich kleiner als 42 Hektar sein. "Wir haben das Gebiet mit einer gewissen Großzügigkeit ausgewiesen, um mögliche Rechtsstreitigkeiten zu verhindern", erklärt Silvanus. Auf der Fläche sollte letztendlich Platz für mindestens drei Windräder sein. "Dafür bräuchten wir eine Freifläche von etwa sechs Hektar. Wir müssten dann bis zu 2000 Festmeter Holz fällen." Im Vergleich: In der Gemeinde werden im Schnitt 5000 Festmeter pro Jahr geschlagen.

All das, betont Silvanus, seien momentan jedoch nur Überlegungen. Gerüchte, es gebe schon konkrete Planungen und eine Rodung sei bereits beauftragt, schafft der Bürgermeister aus der Welt. Am Montag, 20 März, will er die Anwohner bei einer Versammlung in der Niedtalhalle persönlich über das Thema informieren. "Ich finde Windräder auch nicht schön", betont Silvanus. Er selbst könnte, sollte es dazu kommen, die Windräder am Königsberg von seinem Küchenfenster aus sehen. Dennoch ist er überzeugt: "Wir brauchen diese Konzentrationsfläche, sonst haben wir keine Kontrolle mehr über den Standort. Jetzt sitzen wir noch am Steuer."

Bürger haben heute Abend um 19.30 Uhr eine Infoveranstaltung im Gasthaus Gellenberg in Hemmersdorf organisiert. Am Montag, 20. März, 19 Uhr, werden Bürgermeister Martin Silvanus sowie die Ortsvorsteher, Reinhold Jost und Dietmar Zenner in der Niedtalhalle in Siersburg mit den Anwohnern über das Thema diskutieren.

Zum Thema:

Grüne kritisieren Bürgerinitiative Josef Louis, stellvertretender Vorsitzender der Grünen im Gemeinderat, kritisiert die Gründung einer Bürgerinitiative. "Der Rat wird sicher keiner Planung zustimmen, die den Abstand von Windrädern zu bewohntem Gebiet nicht beachtet", sagt Louis. Unverständnis rufen bei ihm die Anwohner hervor, die fordern, das Atomkraftwerk in Cattenom abzustellen, sich aber "gegen einen möglichen Windpark aussprechen, der sie nicht im Geringsten tangieren werde".

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