Bücher knüpfen den Kontakt nach Afrika

Siersburg · Die 19-jährige Marie Lipeck absolviert gerade ein Praktikum im afrikanischen Staat Elfenbeinküste. Die Tür zum dortigen Goethe-Institut öffnete sich für sie in der Lese- und Schreibwerkstatt in Nalbach.

 Marie Lipeck arbeitet an der Elfenbeinküste. Foto: Lipeck

Marie Lipeck arbeitet an der Elfenbeinküste. Foto: Lipeck

Foto: Lipeck

In der Lese- und Schreibwerkstatt an der Nalbacher Grundschule ergibt sich immer wieder, dass Bücher nicht etwa vom Leben abhalten, sondern im Gegenteil Türen ins Leben öffnen. Die großen Bücherflohmärkte sind ein Beispiel, bei denen die Kinder den Gewinn bislang vor allem krebskranken Kindern und deren Eltern spendeten.

Marie Lipeck ist ein anderes Beispiel. Die 19-Jährige, die zwischenzeitlich in Siersburg wohnt, stieß mit zehn Jahren zur Bücherwerkstatt. Vergangenes Jahr bat auf Umwegen ein Deutschlehrer von der Elfenbeinküste, N'Guessan Olivier Kouadio, die Leiterin der Lesewerkstatt, Christine Sinnwell-Backes, um Bücher für den so genannten Deutschtag, der im Mai in der ganzen Elfenbeinküste stattfindet.

250 000 Menschen lernen dort Deutsch, prozentual mehr als in jedem anderen frankophonen afrikanischen Staat. Christine Sinnwell-Backes, Marie Lipeck und weitere Helfer schickten das Material an die Elfenbeinküste.

Lipeck ist Jugendbetreuerin in der Werkstatt und leitet zudem die Kinder- und Jugendbücherei. Nach dem Abi 2014 nahm sich die junge Frau Zeit fürs Ausland: vier Monate als Au Pair in Dublin/Irland, einen Monat bei der Naturschutzorganisation LPO in der Bretagne. Trotzdem fehlte noch was. Sinnwell-Backes fragte für Lipeck beim Goethe-Institut in Abidjan nach, dem Regierungssitz von Elfenbeinküste, eine Stadt mit vier Millionen Einwohnern. Man kannte sich ja schon von den Büchern für den Deutschtag.

Und nun wird Lipeck dabei sein, wenn N'Guessan Olivier Kouadio seine Bücher als Belohnung für die besten Schüler verteilt. Denn sie macht ein zweimonatiges Praktikum beim Goethe-Institut in Abidjan. "Ich bin zweisprachig aufgewachsen, deutsch und französisch, da kann ich viel Organisation übernehmen, Telefonate führen vor allem mit ivorischen Deutschlehrern."

An das Land musste sich die junge Saarländerin erst gewöhnen. "Die meisten Straßen haben keine Namen, viele Taxis keine Taxameter, man erklärt dem Fahrer ungefähr, wo man hin will. Man orientiert sich zum Beispiel an großen Webeschildern oder an Kirchen." Unbekannt auch die Zahl der einheimischen Deutschlehrer , "mit 1000 ist das Goethe-Institut in Kontakt, und fast täglich kommen neue hinzu."

Sie sagt aber auch: "Was mich hier wurmt, ist, dass ich anders behandelt werde, nur weil ich eine andere Hautfarbe habe. Ich sehe dazu keinen Grund und achte stets, den Leuten denselben Respekt zuzuweisen wie sie mir."

Lipeck wird wohl nicht ohne Wehmut Afrika verlassen. Der Aufenthalt dort habe jedenfalls "den Wunsch bestärkt, ein trinationales Wirtschaftsstudium " aufzunehmen.

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