Beim Feiern hakt es oft an der Sicherheit

Siersburg · Was die Verantwortung für die Sicherheit bei Veranstaltungen angeht, gibt es noch viel Aufklärungsbedarf, wissen Experten. Nicht nur Veranstalter handeln oft fahrlässig, sondern auch die Kommunen als Hallenbetreiber.

 Bevor die Party losgeht, dürfen nur Fachleute Licht- und Musikanlagen, wie auf diesem Foto, aufbauen. archivfoto: Bellak/dpa

Bevor die Party losgeht, dürfen nur Fachleute Licht- und Musikanlagen, wie auf diesem Foto, aufbauen. archivfoto: Bellak/dpa

Bälle, Konzerte, Fastnacht, Frühlingsfeste und, und, und: In einer Veranstaltungshalle wird übers Jahr viel gefeiert. Da werden Bühnen aufgebaut und aufwendige Beleuchtungen, Kabel werden verlegt und Soundanlagen installiert. Alles kein Problem, solange die, die das tun, auch die erforderliche Qualifikation dazu haben, sagt Wolfgang Müller .

Der Siersburger ist gelernter Veranstaltungstechniker, Verantwortlicher für Veranstaltungstechnik und hat mit drei anderen Veranstaltungstechnikern aus dem Saarland die "Arbeitsgemeinschaft Veranstaltungssicherheit" ins Leben gerufen. Sie wollen auf die Gefahren und Tücken hinweisen, die vielen Veranstaltern und Hallenbetreibern offenbar nicht bekannt sind.

Denn gerade auf die Frage, wer bei einer Veranstaltung für die Sicherheit verantwortlich sei, gebe es absurde Meinungen. Immer wieder sei die Rede davon, dass die Einhaltung der Vorschriften auf den Veranstalter übergehe, sagt Müller. "Und das ist falsch", fügt er hinzu und belegt diese Aussage mit Paragraf 38 der Versammlungsstättenverordnung des Saarlandes. Die besagt: "Der Betreiber ist für die Sicherheit der Veranstaltung und die Einhaltung der Vorschriften verantwortlich." Und eben dieser Betreiber sei bei den meisten Hallen die jeweilige Kommune oder der Kreis.

Im Klartext heiße das: Wenn es bei einer Veranstaltung eines Vereins in der Halle zu einem Unfall kommt, könne sich die Kommune oder der Kreis nicht aus der Verantwortung stehlen. "Wir hören immer wieder, dass ja der Hausmeister oder sonst eine Person vor Ort ist, die sich auskennt. Aber die verfügen kaum über die notwendige Qualifikation", merkt Veranstaltungstechniker Frank Neusius aus Merzig, ebenfalls Mitglied der AG, an. Wobei Veranstaltungssicherheit nicht mit dem Brandschutz gleichzusetzen sei. Brandschutz sei ein Teilbereich, und hier seien die Kommunen recht gut aufgestellt.

"Die Leute wollen zwar eine Show wie bei ‚Rock am Ring', aber es darf nichts kosten, und mit Sicherheit erreicht man beim Publikum keinen Aha-Effekt", sagt Müller. Die Folge davon: Bühne, Anlage, Licht und so weiter werden ausgeliehen, "und irgendeiner baut es dann auf". Das könne fatale Folgen haben. Denn wenn "veranstaltungstechnische Einbauten nicht unter Anleitung von qualifizierten Personen vorgenommen werden, handelt es sich um eine unerlaubte Tätigkeit", erklären Müller und Neusius. Nach einem Schaden könne die Haftpflichtversicherung die Zahlung ablehnen oder das Geld vom Verursacher zurückfordern. Dann wird es teuer - für Veranstalter und Betreiber.

"Ist der Veranstalter ein Verein, haftet der Vereinsvorstand bei grober Fahrlässigkeit mit dem Privatvermögen. Das ist vielen nicht klar", sagt Müller. Und es passiere schnell etwas. Eine unsachgemäß aufgebaute Traverse kann kippen, ein Künstler stürzt von der ungesicherten Bühne, ein Besucher stößt sich den Kopf an einem Stativ - Unfälle, die rasch teuer werden.

Daher müsse stets eine qualifizierte Fachkraft die Aufsicht über die Veranstaltungstechnik übernehmen, "dann kann dem Veranstalter kein Verfahrensfehler nachgewiesen werden", erklärt Neusius. Solche Fachkräfte seien Diplom-Ingenieure oder Meister für Veranstaltungstechnik oder Fachkräfte für Veranstaltungstechnik mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung. "Nebenerwerbstätige, die Equipment vermieten, sind keine Fachfirmen", betont Müller. Auch ein Gewerbeschein sei kein Indiz für eine entsprechende Qualifikation. "Es gibt etwa 450 Gewerbescheininhaber im Saarland, die Equipment verleihen und verkaufen, davon aber nur rund 50 qualifizierte Fachkräfte ", sagt Müller, der sich mehr Kontrollen auf Veranstaltungen wünscht, was die Sicherheit betrifft. Aber, fügt er hinzu: "Ich bin in 30 Berufsjahren nicht einmal kontrolliert worden."

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