Fahrer war bereits vorbestraft Spektakuläre Verfolgungsfahrt führt über Merzig hinter die Grenze

Saarlouis/Merzig-Wadern · 47-jähriger Fahrer eines Kleinbusses wird nach wilder Flucht über Saarlouis, Merzig und Dillingen in Frankreich festgenommen – sechs Polizeiautos bei Einsatz demoliert.

Polizei Saarlouis verfolgt flüchtigen Fahrer
Foto: dpa/Carsten Rehder

Sechs beschädigte Einsatzfahrzeuge, zwei leicht verletzte Polizisten und eine Festnahme mit Hilfe eines Nagelgurtes: Recht abenteuerlich und spektakulär verlief eine Verfolgungsjagd am Donnerstagabend, bei der deutsche und französische Polizeikräfte über eine Stunde lang den 47-jährigen Fahrer eines gelben Renault-Kleinbusses zu stoppen versuchten.

Der Mann war gegen 20.45 Uhr mit seinem Fahrzeug, in dem noch eine zweite Person mitfuhr, vor einer Corona-Grenzkontrolle in Schreckling bei Bouzonville geflohen und hatte dabei ein Fahrzeug der Gendarmerie gerammt. Der Mann passierte auf seiner Flucht den Grenzübergang nach Deutschland auf der B 405 in Ittersdorf und fuhr weiter in Richtung Saarlouis. Darüber wurde die Polizei-Inspektion Saarlouis vom Lagezentrum der Saar-Polizei informiert, woraufhin zwei Streifenwagen von der Dienststelle in Richtung Grenze ausrückten.

Die Saarlouiser Einsatzkräfte entdeckten das flüchtige Auto in der Metzer Straße in Saarlouis und nahmen die Verfolgung auf. Der Renault-Fahrer fuhr auf die Autobahn (A) 8 in Richtung Luxemburg auf, die er an der Anschlussstelle Merzig verließ. Zunächst bog der Mann nach Hilbringen ab, fuhr aber direkt wieder auf die Autobahn auf, diesmal in Richtung Saarlouis.

Der Fahrer missachtete dabei rücksichtslos alle Anhaltesignale, heißt es im Polizeibericht. Zunächst streifte er beim Überholen einen vor ihm fahrenden Polizeiwagen. Danach rammte er ein weiteres Polizeiauto, das neben ihm fuhr, und fuhr außerdem auf einen Polizeiwagen vor ihm auf. Hierbei hatten alle Beteiligten Glück, dass keiner verletzt wurde.

Weil die Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer als zu groß erachtet wurde, brachen die Einsatzkräfte die Verfolgung bei hoher Geschwindigkeit zunächst ab. Der 47-Jährige verließ mit seinem Kleinbus die A 8 an der Anschlussstelle Rehlingen und fuhr in Richtung Dillingen. Dort rammte er in der Innenstadt ein weiteres Polizeiauto. In der Konrad-Adenauer-Allee löste der Mann auf seiner Flucht den dort postierten stationären Blitzer aus und fuhr von Dillingen aus über Siersburg und Niedaltdorf wieder über die Grenze nach Frankreich. Dort kam der Flüchtige erneut ins Visier eines Einsatzfahrzeuges der Gendarmerie, die sich an seine Fersen heftete. Im Verlauf dieser Verfolgungsjagd rammte der Kleinbusfahrer auch dieses Einsatzfahrzeug, womit das insgesamt sechste Polizeiauto beschädigt wurde. Die beiden französischen Polizisten erlitten bei dem Crash leichte Verletzungen an den Beinen.

Im französischen Filstroff wurde der Renault schließlich durch einen ausgelegten Nagelgurt gestoppt, die Insassen vorläufig festgenommen. Es stellte sich heraus, dass der 47 Jahre alte Fahrer in Frankreich wegen des Fahrens ohne Fahrerlaubnis bereits eine Haftstrafe verbüßte, aus der er erst im Sommer 2020 entlassen worden war. In Deutschland wird er per Haftbefehl wegen eines Verkehrsdeliktes gesucht, zu dem an diesem Abend mutmaßlich weitere Straftaten hinzukamen. Der 47-Jährige blieb in Haft. Sein 19-jähriger Beifahrer, der bei der Polizei in Deutschland noch nicht negativ in Erscheinung getreten war, kam dagegen wieder auf freien Fuß.

An der grenzüberschreitenden Verfolgungsfahrt waren nach Angaben der Polizei Saarlouis mehrere Streifenwagen verschiedener Polizeidienststellen aus der Region beteiligt.

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