Landrat Patrik Lauer im SZ-Interview „Wir setzen auf das Thema Bildung“

Die Redaktion der SZ hat alle Verwaltungschefs im Landkreis Fragen zu den Perspektiven für 2021 gestellt.

 Der Landrat des Landkreises Saarlouis, Patrik Lauer

Der Landrat des Landkreises Saarlouis, Patrik Lauer

Foto: Andrew Wakeford/Landkreis Saarlouis

Herr Lauer, wie, denken Sie, wird die Corona-Pandemie dieses Jahr das Leben im Landkreis beeinflussen?

PATRIK LAUER Wir müssen jetzt schauen, dass die Kollateralschäden des Lockdowns nicht zu groß werden. Der Besuch von Bildungseinrichtungen ist enorm wichtig für die Entwicklung junger Menschen, hier sorgen die Systeme für Bildungsgerechtigkeit und dafür, dass jedes Kind auch die gleichen Startchancen hat. Deshalb plädiere ich dafür, bei stabil sinkenden Inzidenzen in den Wechselunterricht und sobald irgendwie vertretbar, wieder in den Präsenzunterricht zu wechseln. Gleichzeitig brauchen wir dringend einen Stufenplan, der aufweist, was ab welcher Inzidenzlage möglich ist. Die Einzelhändler und Dienstleister haben lange durchgehalten, exzellente Hygienekonzepte erarbeitet und brauchen jetzt eine Perspektive, wie es weitergehen soll. Dabei dürfen intelligente Lösungen, etwa durch Terminvergaben, nicht länger ein Tabu sein. Vor allem aber müssen die vom Bundeswirtschaftsminister Altmaier versprochenen Hilfen endlich fließen, wenn nicht unzählige Unternehmen pleite gehen sollen. Hier braucht es jetzt schnelle Antworten und eine echte Unterstützung, die ihren Namen auch verdient, von Seiten der Landes- und der Bundesregierung.

Was sind Ihrer Meinung nach die drei größten Projekte für 2021 im Landkreis?

LAUER Für 2021 setzen wir in verschiedenen Bereichen auf das Thema Bildung. Ein internationaler Kindergarten und eine internationale Grundschule in Trägerschaft des Landkreises sollen die Kleinsten schon früh mit der englischen Sprache vertraut machen. Als Region machen wir uns so attraktiv für Fachkräfte aus aller Welt und bereiten die Jüngsten optimal auf ihre Zukunft vor. Wir wollen im Landkreis eine Bildungsgenossenschaft auf den Weg bringen. Die Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen, hier wollen wir als Landkreis helfen und maßgeschneiderte Bildungsangebote vorhalten. Eines davon ist bereits in Planung: Immer mehr junge Menschen brechen ihr Studium oder ihre Ausbildung ab und finden für sich selbst nicht den richtigen Einstieg in die Berufswelt. Hier wollen wir ansetzen und uns die Digitalisierung dafür zunutze machen: Eine digitale Praktikums- und Ausbildungsplattform, auf der sich die Unternehmen im Landkreis vorstellen, soll es Jugendlichen einfacher machen, ihren Traumberuf zu finden. Dadurch stärken wir die Berufsorientierung und helfen den Unternehmen gleichzeitig, neue Fachkräfte zu generieren. Und weil die Digitalisierung immer mehr Einzug hält, statten wir unsere Kreisschulen auf Grundlage des Digitalpaktes mit schnellem Internet aus und versorgen Schülerinnen und Schüler mit Tablets. Neben all dem haben die Landkreise mit ihrem Gesundheitsamt auch noch die Aufgabe, die Pandemie in Schach zu halten und die Menschen gegen das Corona-Virus zu impfen. Es wird also ein ambitioniertes Jahr, aber ich bin optimistisch gestimmt, dass wir viel bewegen können.

Was wünschen Sie sich, Ende 2021 als die schönsten Ereignisse und Erlebnisse des Jahres in unserem Kreis berichten zu dürfen?

LAUER Ich hoffe sehr, dass Schulen, Kitas und Unternehmen wieder öffnen können und wir den Einstieg in die Normalität schaffen. „Alle Freiwilligen geimpft – Seit einem Monat keine neuen Coronafälle im Landkreis Saarlouis“ – das wäre zum Jahresende eine traumhaft schöne Schlagzeile, die ich mir für uns alle wünschen würde. Trotz Pandemie müssen wir dieses Jahr aber auch dafür Sorge tragen, dass die Dinge im Hintergrund laufen. Corona verschärft die Lage in den Unternehmen, die sich ohnehin mit einem weiteren Strukturwandel konfrontiert sehen. Unsere Gesellschaft wird immer digitaler – diese Entwicklung macht auch nicht vor der Firmenhaustür halt. Gleichzeitig wird das Thema Klimaschutz noch weiter in den Vordergrund treten. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die nur gelingt, wenn sich alle zusammenschließen, die es betrifft. Die Wirtschaft muss deshalb mit der Forschung und der Lehre verzahnt werden – und wo könnte das besser gelingen als im Industrielandkreis Saarlouis. Dafür werden wir als Landkreis Antreiber und Mediator sein. „Zukunft der Saar-Industrie gesichert – Landkreis erhält Zusage für Forschungscampus“, eine Schlagzeile in 2021, die für unsere Region und das gesamte Saarland ein echter Erfolgsschlager wäre.

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