Kein Führerschein möglich Wegen einer Behinderung ausgebremst
Saalrouis · Patrick Nagel kann sich trotz Fehlstellung der Beine normal bewegen und möchte seinen Führerschein machen. Verantwortliche zweifeln an seiner Fahrtauglichkeit.
Patrick Nagel ist sauer und enttäuscht. Der 30-jährige HTW-Student der Kommunikations-Informatik aus dem Saarlouiser Stadtteil Fraulautern versucht seit fast zwei Jahren, seinen dringend benötigten Führerschein zu machen – bislang vergeblich. Vergeblich nicht aufgrund mangelnden Könnens, sondern aufgrund seiner Behinderung wollen ihn die Fahrschulen und der TÜV nur auf einem Automatik-Fahrzeug die Prüfung machen lassen. Und das obwohl ein medizinisches Gutachten dem Studenten eine vollkommene Tauglichkeit seiner Beine bestätigt.
Patrick Nagel hat von Geburt an eine Fehlstellung der Beine, eine sogenannte Innenrotation. „Es besteht keine Spastik, und es gibt auch keine unkontrollierten Muskelbewegungen, ich bin voll und ganz normal bewegungsfähig“, versichert er. Zwar ist er zu Fuß nicht allzu flott unterwegs, kann aber alle Bewegungsabläufe normal und ohne fremde Hilfe absolvieren. „Ich könnte trotz dieser Behinderung sogar rennen, wenn ich das trainieren würde. Aber warum?“
Fahrlehrer und Prüfer hätten ihre ganz eigenen Vorstellungen zu dieser Behinderung und der damit verbundenen Fahrtauglichkeit. Nach bestandener theoretischer Prüfung hätten sie plötzlich Zweifel angemeldet und recht kurzfristig eine zusätzliche Fahrtauglichkeitsprüfung verlangt. Nagel musste knapp drei Wochen später zu einem Fahrtest antreten, obwohl er sich darauf gar nicht richtig hatte vorbereiten können. Sein schwerkranker Vater benötigte seine Hilfe und Pflege. Er starb kurze Zeit später. Während dieser schweren Zeit konnte Patrick Nagel keine Fahrstunden absolvieren, ging entsprechend schlecht vorbereitet und einigermaßen nervös in den Test. Kleinere Fehler wurden dabei seiner Meinung nach übermäßig negativ bewertet und auf die Behinderung bezogenen. Da der Prüfer das vorsichtige Hineintasten in einen Kreuzungsbereich auf eine mangelnde Sehfähigkeit bezog, wurde Patrick Nagel zudem aufgefordert, noch ein erweiterten Sehtest zu machen. Alle Tests und Fahrstunden hätte er selbst zahlen müssen. Mehrere hundert Euro wären auf ihn zugekommen. Bei einem monatlichen Einkommen von 450 Euro sei das eine nicht verkraftbare Zusatz-Belastung, sagt der Student.
Letztlich wehrte sich Patrick Nagel dagegen. Das Ergebnis – er stehe derzeit zwischen „allen Stühlen“. Egal an wen er sich wende, keiner fühle sich zuständig und gar kompetent. Und so steht der Student aus Fraulautern, der nach dem Tod seines Vaters dringend auf seinen Führerschein angewiesen ist, nach bestandener theoretischer Prüfung nach wie vor mit leeren Händen da. „Und das Schlimme dabei,“ so Patrick Nagel, „die Sache bewegt sich kein Stück weiter.“ Jetzt drohe sogar aufgrund der zeitlichen Differenz die Gültigkeit der bestandenen Theorieprüfung zu verfallen, wenn das inzwischen nicht schon passiert ist.
Dabei muss Nagel als Student an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken täglich „seinen Mann stehen“. Und auch körperlich ist er in gewissem Rahmen belastbar. Das beweise auch seine Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis im Löschbezirk Ost, wie er sagt.