Wd-0206-begegnungBis zum allerletzten Ton geklatscht und getanzt

Sie lächeln, klatschen und tanzen ausgelassen. Anders sein - das spielt hier keine Rolle, hier geht es um das Miteinander. Und am Samstag wurde im Bosaarium miteinander gefeiert. Beim elften Fest der Begegnung von behinderten und nicht behinderten Menschen herrschte gute Stimmung - vor und auf der Bühne

Sie lächeln, klatschen und tanzen ausgelassen. Anders sein - das spielt hier keine Rolle, hier geht es um das Miteinander. Und am Samstag wurde im Bosaarium miteinander gefeiert. Beim elften Fest der Begegnung von behinderten und nicht behinderten Menschen herrschte gute Stimmung - vor und auf der Bühne. "In diesem Jahr haben besonders viele Menschen mit Behinderung und deren Angehörige vor der Bühne mitgemacht", stellte Moderatorin Ina Thiesen lächelnd fest. Mit Liedern wie "Versuch's mal mit Gemütlichkeit" und "Marmor, Stein und Eisen bricht" starteten die Saarpfalz-Rhythmiker der Lebenshilfe Saarpfalz pünktlich das Programm. Die Truppe sorgte mit Gesang, Flötenspiel und Rhythmusinstrumenten sofort für gute Laune und machte Lust auf mehr. Doch zunächst stand die Begrüßung der mehr als 800 Zuschauer im Bosaarium an. Dazu holte sich Moderatorin Ina Thiesen Unterstützung auf die Bühne: den St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald, Franz-Rudolph Kronenberger, den Vorsitzenden des Landesverbandes der Lebenshilfe und Peter Stefan Herbst, den Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung. Letzterer war übrigens nicht alleine nach Bosen gekommen. Er hatte den "prominentesten Mitarbeiter der SZ" mitgebracht: Klecks Klever. Das SZ-Maskottchen sorgte besonders bei den kleinen Gästen für strahlende Gesichter. Dass behinderte und nicht behinderte Menschen bereits zum elften Mal dieses Fest gemeinsam feiern konnten, ist der Verdienst eines erfolgreichen Veranstalter-Trios. Seit 1999 veranstalten der Landkreis St. Wendel, der Landesverband der Lebenshilfe und der Wohltätigkeitsverein "Hilf Mit" der Saarbrücker Zeitung gemeinsam das Fest der Begegnung.Tänze in vielen VariationenNeben der Begegnung wurde dieses Mal auch die Bewegung groß geschrieben. Bei einem Blick auf das Programmheft fiel sofort auf, dass viele Tanzdarbietungen geplant waren. Den Anfang des Tanzreigens machte die Eric Carle Schule Mainzweiler der Lebenshilfe Neunkirchen. Auf den Hit "You can get it" von Mark Medlock legte die Gruppe einen schwungvollen Showtanz aufs Parkett. Der Funke sprang sofort aufs Publikum über. Dass Tanzen auch im Rollstuhl möglich ist, zeigte die Lebenshilfe Völklingen mit ihrem mediativen Tanz auf Bachs "Air". Im Anschluss tanzte die Showtruppe der Lebenshilfe Obere Saar zu "Let's twist again". Dann wurde es magisch. Eine Gruppe kecker Hexen mit spitzen schwarzen Hüten und Besen stürmte die Bühne. Gespenstisch murmelnd führte die Theater AG der Lebenshilfe St. Wendel einen zauberhaften "Hexentanz" auf. Doch das war längst noch nicht alles, denn die behinderten Menschen haben sich für das Fest der Begegnung noch einiges mehr einfallen lassen. Als Cowboys und Indianer verkleidet, entführten sie die Zuschauer in die "Szene eines Saloons". Für ruhige und nachdenkliche Augenblicke sorgte die Lebenshilfe St. Wendel bei ihrem Literaturvortrag. Die Texte dazu haben die behinderten Mitglieder der Theater-AG selbst geschrieben. "Ein tolles Geschenk" hatte die Theatergruppe Wohnhaus Püttlingen der Lebenshilfe Obere Saar dem Publikum in Form des gleichnamigen Theaterstücks mitgebracht. Kinder als Blumen verkleidet und Gärtner mit grünen Schürzen und Gießkannen brachten mit ihrem "Blumentanz Sunflower" die Sonne von draußen quasi direkt auf die Bühne. "Ich freue mich, dass ihr alle hier seid", sagte Florian von der Rothenbergschule Dirmingen der Lebenshilfe Neunkirchen nach dem Auftritt strahlend. Die Rexrothband der Lebenshilfe Obere Saar lud in der Pause mit Liedern wie "Die Capri-Fischer" oder "Trink, trink, Brüderlein trink" zum Tanzen ein und das Publikum ließ sich nicht lange bitten. Unter die Zuschauer mischte sich auch Zauberer Chris Schäfer. Er zeigte kleine Tricks und formte aus Luftballons die unterschiedlichsten Figuren. Nach der Pause wurde es Zeit für etwas Glamour. Deshalb erinnerte ein Quartett der Lebenshilfe der Warndtgemeinden, verkleidet als Abba, an die Zeit der Plateauschuhe und Glitzeroutfits. Einen Tanz mit nachdenklicher Botschaft hatte die Tagesförderstätte der Lebenshilfe Saarlouis für das Fest der Begegnung vorbereitet. In "Traumreise" geht es um einen Jungen, mit dem niemand spielen will, weil er anders ist. Auf der Bühne gab es aber doch ein Happy End, als alle gemeinsam zu dem Lied "Freunde" von Pur tanzten. Wo Musik und Tanz ist, da darf der King of Rock'n'roll selbstverständlich nicht fehlen. Das hatte sich Salvatore Messina von den Wohnstätten der WZB GmbH Spiesen-Elversberg ebenfalls gedacht und schlüpfte kurzerhand in die Rolle von Elvis Presley. "Das mache ich schon seit zehn Jahren", erzählte er stolz. Mit dieser energiegeladenen Show konnte auch das Wohnheim Rexrothöhe der Lebenshilfe Obere Saar mithalten. Die Tanzgruppe Power Dancer hatte sich das Lied "Dancing Queen" ausgesucht und darauf eine Choreografie einstudiert. Etwas gemütlicher ließ es die Lebenshilfe Saarlouis Wohnheim Sägemühle angehen. In zünftiger Tracht traten zwei schlankere Ausgaben der Wildecker Herzbuben auf die Bühne und versetzten das Publikum mit dem Playback von "Herzilein" in Schunkellaune. Außerdem hatten die behinderten Bewohner noch einen zweiten Auftritt vorbereitet. Mit Live-Gesang und Live-Musik präsentierten sie das altbekannte Kinderlied "Ein Loch ist im Eimer".Jede Menge PowerDie meisten Auftritte am Pfingstsamstag gingen auf das Konto der Wohnstätten der WZB GmbH Spiesen-Elversberg. Ob Tanz, Karaoke oder Breakdance - die Bewohner haben sich einiges einfallen lassen. Und eines hatten die Auftritte gemeinsam: jede Menge Power. So auch die Tanzgruppe Kalter Kaffee, die in coolen Balboa-Shirts und mit Stirnband auf den Titelsong von "Rocky" tanzten. Was man für wilde Verrenkungen mit Armen und Beinen anstellen kann, das haben die drei Breakdancer Dietmar Molter, Norman Baltes und Thomas Müller eindrucksvoll bewiesen. Gewirbelt wurde auch bei dem Auftritt des Sonderkindergartens und Wohnheims Saarbrücken der Lebenshilfe Saarbrücken, allerdings nur mit den Händen. Die huschten blitzschnell und rhythmisch über verschiedene Trommeln. Bei dem "Afrikanischen Tam-Tam" waren auch ganz kleine Trommler und Rollstuhlfahrer dabei. Mit zwei Karaokeauftritten der Wohnstätten der WZB GmbH Spiesen-Elversberg ging das bunte Programm zu Ende. Ivica Groß sang "Footloose" und Candy Schneider gab zunächst das "Schäferlied" zum Besten und mimte dann sexy Katie Perry. Inzwischen hielt es nur noch wenige Besucher auf ihren Stühlen. Viele behinderte Menschen feierten zusammen mit ihren Angehörigen vor der Bühne: bis zum letzten Ton wurde geklatscht und getanzt.

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