Vom Rivalen zum netten Nachbarn

Bilsdorf/Körprich. Der 1. Juli 1951 war für die damaligen Bilsdorfer ein ganz besonderer Tag. Er setzte einer Zeit der Zwangsvereinigung ein Ende. Denn Körprich und Bilsdorf waren damals arge Rivalen. Im Jahr 1937 zwangsvereinigten die Nazis die bis dahin selbstständigen Nachbarorte zu einer Gemeinde mit dem Namen "Körprich"

Bilsdorf/Körprich. Der 1. Juli 1951 war für die damaligen Bilsdorfer ein ganz besonderer Tag. Er setzte einer Zeit der Zwangsvereinigung ein Ende. Denn Körprich und Bilsdorf waren damals arge Rivalen. Im Jahr 1937 zwangsvereinigten die Nazis die bis dahin selbstständigen Nachbarorte zu einer Gemeinde mit dem Namen "Körprich". 14 Jahre lang hieß Bilsdorf - sehr zum Verdruss seiner Bewohner - "Körprich 2", womit sich die Bewohner nie abfinden wollten.Von der früheren Rivalität der beiden benachbarten Dörfer ist heute zwar nichts mehr zu spüren. "Das Verhältnis zwischen uns ist parteiübergreifend bestens", erläuterte Bilsdorfs Ortsvorsteher Detlef Germowitz (CDU). "Und wir unterstützen uns gegenseitig, wo immer es machbar ist", ergänzt Manfred Müller (SPD), Ortsvorsteher von Körprich. Am 1. April 1937 war das ganz anders.

Rebellion gegen Vereinigung

Die von NS-Reichskommissar Josef Bürckel damals in Kraft gesetzte Gebietsreform sorgte auf Jahre für viel Streit zwischen den Bewohnern von Bilsdorf und Körprich. Zu unterschiedlich war die Mentalität der Menschen in beiden Orten, als dass die von den Nazis verordnete "Zwangsvereinigung" eine Chance auf dauerhaften Bestand hätte haben können. Die Bilsdorfer Mitglieder des vereinigten Gemeinderates sahen sich zunehmend von den Körprichern benachteiligt und "rebellierten" nach 1945 vehement gegen den vor dem Krieg erfolgten Zusammenschluss beider Dörfer.

Doch die Rivalitäten reichen noch viel weiter zurück. Bilsdorf war "traditionell" finanziell immer besser gestellt als Körprich. Nach Recherchen des Körpricher Heimatforschers Georg Colesie war Bilsdorf wegen seines großen Viehbestandes schon 1821 der wohlhabendste Bauernort im unteren Primstal. Rivalitäten zwischen Bilsdorf und Körprich gab es deshalb in früheren Zeiten immer wieder.

So setzten die Bilsdorfer 1901 durch, dass die Bahnstation zunächst "Bilsdorf" hieß, obwohl sie auf Körpricher Gebiet lag. Den Bau einer gemeinsamen Kirche und eines Friedhofes lehnten die Bilsdorfer schon sehr früh ab. Als 1939 die Schulorganisationen beider Orte zusammengelegt wurden, weigerten sich Bilsdorfer Eltern zunächst, ihre Kinder zum Unterricht nach Körprich zu schicken. Schon den unterschiedlichen Dialekt von Bilsdorfern und Körprichern bezeichnete Heimatforscher Colesie in seiner Chronik als "linguistisches Phänomen".

Neue Selbstständigkeit

Für knapp 23 Jahre waren Bilsdorf und Körprich nach dem 2. Weltkrieg wieder eigenständig. Mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Dörfer. Zum 1. Juli 1951, kurz vor Segnung der neuen Bilsdorfer Pfarrkirche, verkündete die Saarregierung, dem damals 800 Einwohner zählenden Bilsdorf die Selbstständigkeit zurückzugeben. Der dann neu gewählte Bilsdorfer Ortsbürgermeister Bernhard Leidinger (CVP) blieb bis 1968 ununterbrochen im Amt. Er forcierte zunächst den Ausbau des Kanalnetzes und ließ neue Baustellen in der Wiesen- und Brückenstraße sowie am Steinberg erschließen. Schwieriger verlief der Neuanfang im damals 1500 Einwohner zählenden Körprich. Dort blieb Emil Steimer (CVP) über Jahre nur als "kommissarischer Bürgermeister" im Amt. Seine eigene Partei war in zwei Lager gespalten und konnte sich auf keinen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten einigen. Körprich avancierte damals zum "kommunalen Sorgenkind". Trotz großer Geldknappheit konnten die Körpricher neues Bauland am Homrich und an den Ausläufern des Hoxberges erschließen.

1974 wurden beide Orte in die Großgemeinde Nalbach integriert. Die Rivalität zwischen beiden Orten ist heute kein Thema mehr. Körprich und Bilsdorf teilen sich einen gemeinsamen Pfarrer und Kindergarten. Auch die Fußballvereine harmonieren und bilden schon seit Jahren eine erfolgreiche Spielgemeinschaft.

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