„Pumpen wieder anschalten“

Saarwellingen · Hat die Erde am Montag über der Primsmulde gebebt, weil die RAG die Wasserpumpen im Bergwerk abgestellt hat? Oder gibt es keinen Zusammenhang? Gestern forderten Bebenbetroffene bei einer Demonstration in Saarwellingen, das zu klären.

Das Erdbeben hat Bergbaubetroffene wachgerüttelt. Gemeinsam gingen sie in Saarwellingen auf die Straße. Foto: Rolf Ruppenthal

Das Erdbeben hat Bergbaubetroffene wachgerüttelt. Gemeinsam gingen sie in Saarwellingen auf die Straße. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Fast 400 Menschen haben gestern Abend in Saarwellingen gegen die jetzige Form der Abwicklung der Folgen des Bergbaus im Saarland demonstriert. Zu der Demonstration hatte der Landesverband der Bergbaubetroffenen aufgerufen. Am Montag hatte in der Region Saarwellingen /Nalbach erstmals nach sechs Jahren wieder die Erde gebebt. Der Saarlouiser Landrat Patrik Lauer (SPD ) fragte bei der Demo, wieso es ausgerechnet jetzt zu dem Beben der Stärke 2,7 gekommen sei, nachdem die Pumpen unter der Primsmulde abgestellt worden seien. Derzeit bleibt dort das Grundwasser im Schacht. Lauer: "Wir wissen nicht, ob es einen Zusammenhang gibt - der RAG-Konzern und das Bergamt aber auch nicht". Dennoch hätten beide sofort einen Zusammenhang ausgeschlossen, kritisierte Lauer. Er forderte wie die Sprecher des Landesverbandes der Bergbaubetroffenen, Peter Lehnert und Manfred Reiter, Gutachten zu allen Folgen des Bergbaus. "Das muss Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer zur Chefsache machen. Es geht um die Zukunftsfähigkeit eines ganzen Landstrichs", so Lauer. Bis Gutachten vorliegen, müsse die RAG "die Pumpen in der Primsmulde wieder laufen" lassen.

Zudem müssten die Bergbaubetroffenen ebenso wie die Kommunen in den Gremien zu den Folgen des Bergbaus vertreten sein, sagten Reiter und Lauer. Sie verlangten von der Landesregierung offene Information. Lehnert, der auch Bürgermeister von Nalbach ist, kritisierte, dass die RAG mit den Folgen des Bergbaus umgehe wie seinerzeit mit dem Abbau, "sie gehen nach einzelnen Sonderbetriebsplänen in Salamitaktik vor". Lehnert verlangte einen fundierten Abschluss-Rahmenbetriebsplan für das gesamte Saar-Abbaugebiet.

Die Politik verstand offenbar die Dringlichkeit des Problems. Möglichst schnell müssen die genauen Ursachen für das Beben festgestellt werden, erklärten Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) der SZ gestern: "Wir müssen auch wissen, welche Gegenmaßnahmen im Bedarfsfall möglich wären, um Schäden an der Oberfläche zu minimieren." Um dies herauszufinden, haben sich CDU- und SPD-Fraktion im Landtag darauf verständigt, eine Sitzung des Ausschusses für Grubensicherheit zu beantragen. Zu dieser werden Vertreter des RAG-Konzerns, des Oberbergamts, sowie des Wirtschaftsministeriums eingeladen. Da die RAG weitere Erdstöße nicht ausschließen kann, müsse die Flutung der Primsmulde gestoppt werden, sagte der Fraktionschef der Grünen-Landtagsfraktion, Hubert Ulrich . "Bis heute gibt es keine unabhängige wissenschaftliche Expertise zu den möglichen Konsequenzen einer Flutung." Bewohner in Saarwellingen und Umgebung dürften keine Versuchskaninchen für die Grubenwasserhaltungspläne der RAG sein. Ähnlich äußerte sich die Piraten-Fraktion.

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