Flüchtlinge Nalbacherin begleitet syrische Flüchtlinge

Nalbach · Veronika Walmroth unterstützt Neuankömmlinge, in der Gemeinde Fuß zu fassen. Sie ist „Mutter“ von rund 100 Syrern.

 Die Nalbacherin Veronika Walmroth hilft syrischen Geflüchteten beim Ankommen in der neuen Heimat: Sie organisiert für diese Menschen Kleidung, Möbel und Wohnungen.

Die Nalbacherin Veronika Walmroth hilft syrischen Geflüchteten beim Ankommen in der neuen Heimat: Sie organisiert für diese Menschen Kleidung, Möbel und Wohnungen.

Foto: Carolin Merkel

„Wenn ich abends ins Bett gehe, bin ich müde und zufrieden und schlafe gleich ein“, erzählt Veronika Walmroth aus Nalbach. Das war bis vor zwei Jahren noch ganz anders. Der Tag wurde hauptsächlich von Hausarbeit und Fernsehprogramm bestimmt. „Eines Morgens bin ich, wie so oft auf die Bank, um Geld abzuheben, da sind mir die neuen Mieter in der Niedstraße gleich aufgefallen“, erinnert sie sich. Einige syrische Männer waren im September 2015 dabei, sich in den Häusern einzurichten. Sie waren unter den ersten Flüchtlingen, die von Lebach aus dezentral in den saarländischen Kommunen untergebracht wurden. „Ich habe gefragt, was fehlt und ob ich helfen kann, und dann ging es auch schon los“, erzählt Walmroth.

Ihren Mann Hans-Jürgen musste sie anfangs ein wenig überzeugen, dann war auch er gerne bereit anzupacken. Veronika Walmroth begann zu organisieren, Kleider, Möbel, Wohnungen, Jobcenter, Kindergarten, all das bewältigt sie nun seit fast zwei Jahren täglich in ihrem Zehn-Stunden-Job.

„Ich war auch bei ein paar Treffen der Flüchtlingshilfe in Nalbach. Doch wissen Sie, ich wollte keine Zeit in das Organisieren von Aufgaben hängen, sondern einfach gleich anpacken. Ich bin da eher der Einzelkämpfer, rede nicht, handele“, sagt sie. Die Augen der quirligen, blonden Frau, die vor ein paar Tagen ihren 70.Geburtstag gefeiert hat, funkeln, die Zufriedenheit ist ihr deutlich anzusehen. Auf dem Tisch im Garten stehen ein Käsekuchen und eine Mandarinensahne, ihr Mann Hans-Jürgen schneidet und verteilt den Kuchen an die Gäste. Die, so betont Veronika Walmroth, sind längst zu ihrer Familie geworden. Und, auch das ist ihr sehr wichtig, ihre beiden Töchter und die Enkelkinder unterstützen sie in ihrem Engagement, kommen gerne zu Besuch, wenn sie wieder mal die „Syrer-Mutter“ gibt. Zwei junge Männer, ein Vater mit seinen beiden Söhnen, eine junge Frau mit ihrer Tochter, sie alle sind zur Kaffeetafel bei „Mama Veronika“ gekommen. „Sie ist meine Lehrerin, meine Mama und meine Freundin. Wenn man eine zweite Mutter haben dürfte, dann hätte ich gerne Veronika“, erklärt der 18 Jahre alte Mohamad aus Syrien. Seit gut anderthalb Jahren ist er in Deutschland, kam zunächst mit seinem Vater und Bruder, im Januar folgten die Mutter und Schwester nach.

Anfangs, so erzählt der Schüler, der gerade als Bester die Klasse zehn an seiner Schule beendet hat, haben sie in einer ganz kleinen Wohnung gelebt, Mama Veronika hat sich darum gekümmert, dass bei der Ankunft der Mutter und Schwester alles in der größeren Wohnung bereit war. „Und das überaus akribisch. Solche Wohnungen, die bis ins kleinste Detail eingerichtet sind, finden sie nur sehr selten“, erklärt Marie Therese Zimmer. Die beiden Frauen haben sich über die Wohnungssuche für die syrischen Flüchtlinge kennen- und schätzen gelernt. Zimmer hat keine Probleme, an syrische Familien zu vermieten, „Wissen sie, schwarze Schafe finden sie in allen Nationalitäten“, sagt sie.

Ob ihr Engagement, das sie inzwischen zur „Mutter“ von rund 100 syrischen Flüchtlingen hat werden lassen, ihren Mitmenschen gefällt, interessiert Veronika Walmroth nicht. „Ich habe so viele Menschen kennengelernt, es ist längst ein Geben und Nehmen, von vielen habe ich auch sehr viel gelernt“, sagt sie. Veronika Walmroth bleibt stets freundlich, wenn sie mit ihren syrischen Familienmitgliedern unterwegs ist, wartet auch im Jobcenter mal mehrere Stunden auf eine Unterschrift oder einen Stempel. Nur einmal, sagt sie, wurde sie richtig wütend. „Wir waren auf der Sommer­alm. Nach sechs fröhlichen Stunden kam plötzlich die Security und hat einen der jungen Syrer einfach mitgenommen. Die konnten was erleben, so eine Willkür lasse ich mir nicht gefallen“, erzählt sie. Und so will sie auch in diesem Jahr nach Reden mit ihren Syrern zum Feiern. Doch zunächst einmal wird ihr Geburtstag mit ihren beiden Familien kräftig in Fraulautern gefeiert. Und am Montag, verrät ihr Mann, steht das Einrichten eines weiteren Hauses für die nächste syrische Familie an.

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