Nalbacher Telegrafenstation hat einst Mainz und Metz verbunden

Nalbach · Selbst modernste Kommunikationstechnik seiner Zeit hat Napoleon nicht mehr retten können. Ein preußischer Überraschungsangriff kappte 1814 die Telegrafenlinie Mainz-Metz. Zu der gehörte auch eine Station auf dem Litermont.

 Auf dem Litermont bei Nalbach steht die steinerne Nachbildung einer vor gut 200 Jahren hochmodernen optischen Kommunikationslinie. Foto: Johannes A. Bodwing

Auf dem Litermont bei Nalbach steht die steinerne Nachbildung einer vor gut 200 Jahren hochmodernen optischen Kommunikationslinie. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Modernste Kommunikationstechnik zu Zeiten Napoleons hatte meterlange bewegliche Zeiger und übermittelte codierte Nachrichten von Mainz nach Metz in wenigen Stunden. Dafür stand ab 1813 eine Station auf dem Litermont . Doch in der Neujahrsnacht 1813/14 überquerte Feldmarschall Blücher den Rhein bei Kaub. "Die Telegrafenlinie Mainz-Metz wurde mit der Einnahme der Zitadelle in Mainz unterbrochen", recherchiert der Nalbacher Lothar Birk. "Am 7. Januar war das York'sche Korps auf dem Weg zur Saar. Aber die Preußen hatten keine Eile, die Telegrafenstationen zu zerstören."

Die optische Telegrafie erfand der französische Ingenieur Claude Chappe . Nach Napoleons Niederlage in Russland drängte der Anfang 1813 auf eine Verbindung Mainz-Metz.

Nicht nur Holz und Steine für Signaltürme brauchte es. "Es wurden auch Fernrohre beschlagnahmt, aus Museen und Schulen. Ohne Fernrohr funktionierte das nicht."

"Innerhalb von vier Wochen waren 20 oder 22 Stationen gebaut worden", sagte Birk. Ab 29. Mai 1813 stand die Linie Metz-Mainz für etwa 105 000 Francs Baukosten.

Wichtig wurde der Litermont ab November 1813. Denn Napoleon musste nun von Paris aus die Rheingrenze sichern. "Die Signalstation lag etwas nördlich vom Gipfelkreuz", zeigte Birk auf einer Karte von 1813. Neben einem trigonometrischen Punkt steht "Signal". Nächste Station war der Hoxberg, belegen zeitgenössische Karten von Tranchot und Müffling. "Etwa da, wo heute der Aussichtspunkt ist. Eine weitere stand auf dem Siersberg." Die Bedienmannschaft des Litermonts kam wohl von einer in Saarwellingen stationierten Kompanie. "Für die Signalstationen waren zwei Veteranen ausreichend. Einer beobachtete und las die Signale ab. Ein anderer richtete die drei hölzernen Signalbalken aus." 196 Zeichen waren damit möglich. Aber nicht nachts oder bei schlechtem Wetter.

"Es gibt ein Dekret, dass zwei französische Veteranen, Meier und Barthelemy, die Signalanlage vom Litermont nach Metz transportierten. Wohl als Reserve der Linie Metz-Straßburg." Auf dem Litermont habe eine Signalanlage auf Stangen gestanden. Jetzt ist dort ein Steinturm mit Signalanlage aus Metall. Die überlegte sich Birk für 2000 zur 1050-Jahr-Feier Nalbachs. "Damit unsere Gemeinde etwas Historisches als Sehenswürdigkeit vorweisen konnte." Anstoß war ein 1973 auf dem Hoxberg errichteter Nachbau aus Holz, der verwitterte. Deshalb wollte Birk für den Litermont einen Steinturm.

Das Original steht auf dem Berg Haut-Barr, rund sechs Kilometer südwestlich von Saverne. Es verband Straßburg mit Paris. Daneben ist ein Museum. Doch erst im September 2000 entstand der Nalbacher Telegrafenverein, damals mit Birk als Vorsitzendem. Der Bauschein für den Turm ist vom 14. Januar 2002. Für ein Museum fehlte die Genehmigung. Birk hält weiterhin Kontakte mit französischen und deutschen Stellen. Denn zum Gesamtkonzept, das mit dem Lebacher Klaus Altmeyer entstand, gehört auch eine Straße der Telegrafen. "Das war schon früh als Teil der saarländischen Tourismus-Strategie angedacht", sagte er.

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