Südpartnerschaft „Als Lehrer wollen wir etwas bewirken“

Nalbach/Azaguié · Saarländische Kommunen können sich im Projekt „Global nachhaltige Kommunen“ einbringen. Hier ein Beispiel aus Nalbach.

 Rund 5000 Kilometer trennen die Elfenbeinküste von Nalbach: Trotzdem arbeiten N’guessan Olivier Kouadio und Christine Sinnwell-Backes schon eine Weile zusammen.

Rund 5000 Kilometer trennen die Elfenbeinküste von Nalbach: Trotzdem arbeiten N’guessan Olivier Kouadio und Christine Sinnwell-Backes schon eine Weile zusammen.

Foto: Barbara Scherer

Rund 5000 Kilometer trennen die Gemeinde Nalbach von der kleinen Stadt Azaguié an der Elfenbeinküste. Trotzdem herrscht bereits seit einigen Jahren ein reger Austausch zwischen Projekten in beiden Orten. Die Zusammenarbeit soll nun verstärkt werden: Die Gemeinde Nalbach will als Modellkommune im Projekt „Global nachhaltige Kommunen im Saarland“ (siehe Info) eine Südpartnerschaft eingehen. Diese Partnerschaft hat ein konkretes Gesicht: das von Olivier.

Olivier heißt mit vollem Namen N’guessan Olivier Kouadio und arbeitet an der Elfenbeinküste als Lehrer. An seiner Schule in Azaguié hat er einen Deutsch-Club ins Leben gerufen. Das war im Jahr 2007. 2014 hat er sich dann auf die Suche nach Unterstützung gemacht, um Schulmaterialien anschaffen zu können. „Ich habe gegoogelt“, erzählt er – und hat zufällig einen Kontakt im Saarland gefunden. Über mehrere Zwischenschritte landete Oliviers Anfrage dann bei Christine Sinnwell-Backes und der Lese- und Schreibwerkstatt in Nalbach.

„Sie haben ganz spontan ganz positiv reagiert“, freut sich Olivier, „und wir haben ganz viele Sachspenden bekommen.“ Zusammengetragen hat Sinnwell-Backes diese nach einem Aufruf auf Facebook. „Das hat sich verselbständigt und dann hatten wir zu Hause den ganzen Keller voll“, erinnert sie sich lachend. Bei der Lieferung half das Goethe-Institut – und pünktlich zum Deutschland-Tag waren die Sachen dann da. „Am Deutschland-Tag zeigen die Schüler, was sie gelernt haben“, erläutert Olivier. Er unterrichtet Deutsch spielerisch, zum Beispiel mit Theater, Sketchen oder durch Gedichte. Ein Mitglied der Lese- und Schreibwerkstatt war beim Deutschland-Tag dabei. „Sie hatte gerade ein Praktikum am Goethe-Institut gemacht“, erläutert Sinnwell-Backes, „und hat dann viele Eindrücke hierher gebracht.“

Seither besteht ein regelmäßiger Austausch zwischen Oliviers Deutsch-Club an der Elfenbeinküste und der Lese- und Schreibwerkstatt in Nalbach. Nun wird diese Partnerschaft ausgeweitet: im Projekt „Global nachhaltige Kommunen im Saarland“, an dem 13 Kommunen und Landkreise teilnehmen. „In diesem Projekt geht es um Nachhaltigkeitsgedanken für die Gemeinde“, erläutert Sinnwell-Backes, zum Beispiel im Bildungs-Bereich. Der zweite Punkt ist die sogenannte „Südpartnerschaft“ mit einem Land, zum Beispiel in Afrika oder Lateinamerika. Und hier kam Olivier ins Spiel.

Neben seiner Tätigkeit als Lehrer ist Olivier in einem Team, das sich mit einem Schulbauprojekt in der Stadt Assié-Koumassi befasst. „Es ist eine ländliche Region und es gibt keine weiterführende Schule“, sagt er. Die Folge: Die Kinder müssen ihre Familien verlassen und – oft ganz auf sich gestellt – in die Stadt ziehen, um weiterlernen zu können. Oder sie verzichten auf Schulbildung. „Wir wollen 28 Klassenräume aufbauen“, erläutert er die Planungen. Sechs seien schon da, aber es sei noch viel zu tun: Die Räume, die schon vorhanden sind, seien noch nicht komplett eingerichtet. Es fehlten ausreichend Schulbänke und technische Ausstattung, der Fußboden sei noch nicht fertig. Aber, sagt Olivier: „Wir haben ein Dach und eine Tafel und einige Schulbänke.“ Deshalb soll der Unterricht nun losgehen, „der Bedarf ist da“.

Beim Ausbau sieht Sinnwell-Backes konkrete Ansatzpunkte, bei denen die Gemeinde Nalbach ihrem Südpartner helfen kann – zum Beispiel bei der Stromversorgung über eine Energiesolarförderung. „Wir stellen die Anträge“, nennt sie die Hauptaufgabe der Gemeinde. Der selbst zu leistende Beitrag soll über Firmen reinkommen. Die Gemeinde habe zudem die Möglichkeit, zum Beispiel Kredite für das Projekt an der Elfenbeinküste zu beantragen.

Dass die Schule nun öffnen kann und weiter ausgebaut wird, freut Olivier. Froh ist er auch, dass gerade aus einer deutschen Kommune Hilfe kommt. „Deutschland ist ein gutes Vorbild und hat ein gutes Wirtschaftsmodell“, erläutert er die Rolle des Landes, dessen Sprache er lehrt. Deshalb seine Hoffnung: dass die Partnerschaft auch die Kooperation zwischen Deutschland und der Elfenbeinküste voranbringt.

Das Projekt fördert auch die interkommunale Zusammenarbeit und stärkt den Informations- und Erfahrungsaustausch

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