Frisches Brot für Holländer

Reitscheid/Theley/Neipel/St. Wendel/Nohfelden. Im Landwirtschaftsmuseum in Reitscheid begann der Museumstag am Sonntag, als es noch dunkel war. Schon um 4.30 Uhr zündete Aloys Schaadt im alten Backofen das Feuer an und backte anschließend 30 Sauerteigbrote

Reitscheid/Theley/Neipel/St. Wendel/Nohfelden. Im Landwirtschaftsmuseum in Reitscheid begann der Museumstag am Sonntag, als es noch dunkel war. Schon um 4.30 Uhr zündete Aloys Schaadt im alten Backofen das Feuer an und backte anschließend 30 Sauerteigbrote. Sie waren fertig, als punkt zehn Uhr eine Gruppe holländischer Touristen, die zurzeit in Oberkirchen Urlaub machen, als erste Besucher vor der Museumstür standen. Aus Ruschberg bei Baumholder war Klaus Günther gekommen. Der ehemalige Landwirt war voll des Lobes über die Gestaltung des Landwirtschaftsmuseums und für die Menschen, die sich dafür engagieren. "So etwas wäre in vielen Dörfern möglich, wenn es mehr Ehrenamtliche gäbe und die Gemeinden mehr Geld hätten", meinte der Besucher. Nachmittags wurde die Zahl der Gäste größer. Bis zum Abend waren es 76.Einen Betrieb wie an normalen Sonntagen verzeichnete Berthold Rauber, der schon viele Jahre die Besucher der Johann-Adams-Mühle in Theley führt und betreut. Zwar fanden viele Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer den Weg zur Mühle, saßen aber lieber unter den Sonnenschirmen des Restaurants, direkt neben dem großen Maibaum, und aßen und tranken etwas Gutes. Mangels Kindern musste die geplante Märchenlesung am Samstag ausfallen. Wie in alten Zeiten drehte sich unentwegt das Mühlrad, dessen Wasserzulauf von oben besonders für die Kinder eine Attraktion war. "Das Rad läuft, nachdem es jetzt generalüberholt ist, immer und wird nicht mehr angehalten", berichtete Berthold Rauber. Aus Elversberg waren Kurt und Heidi Mayer gekommen, die allerdings nicht zum ersten Mal durch die Mühle gingen. "Wir waren schon einmal bei einer Führung dabei", erinnerte sich Heidi Mayer. Auch im Heimatmuseum "Haus am Mühlenpfad" in Neipel hielt sich die Zahl der Besucher in Grenzen. Viele bewunderten die erst kürzlich eingebaute über 200 Jahre alte Eichentür. Sie stammt aus Limbach und verbindet jetzt die Scheune und die Spinnstube. Liebevoll strich Museumsleiter Paul Backes über das alte Holz und erklärte den Besuchern: "Das kleine Fenster in der Mitte der Tür ist mit einem sehr hübschen Ziergitter versehen. Man kann das Fenster noch heute öffnen. Früher diente es dem Lüften des Hauses oder auch, um nachzuschauen, wer an der Türe geklopft hatte." Nur wenige Besucher gingen in die Ausstellung "Die Mohrsoldaten" in das Adolf-Bender-Zentrum in St. Wendel. Jörn Didas führte am Nachmittag eine Gruppe Besucher durch die Ausstellungsräume mit den 28 von Adolf Bender gemalten Bildern. Bender war von 1933 bis 1936 in zwei Konzentrationslagern im Emsland in Haft, wo er sich heimlich Skizzen über den Alltag im Lager machte. Einige Zeit war er Chef der Lagerküche. Jörn Didas berichtete, wie es ihm gelang, dass sich die Gefangenen nachts heimlich aus einer Baracke die restliche Suppe vom Tag vorher nehmen konnten, unbeobachtet von den Wachen. In der Ausstellung werden auch ein Spaten aus der Moorlandschaft und eine Gefangenenjacke gezeigt, Benders Malerkiste und eine selbst gemalte Weihnachtsgrußkarte aus dem Lager an seine Familienangehörigen. Nach der Führung wurde der Film "Alex Deutsch - Ich habe Auschwitz überlebt" gezeigt.Auch das Trachtenmuseum in Nohfelden war am Sonntag geöffnet. Es profitierte von den Wanderern, die über den neu eröffneten Premiumwanderweg "Bärenpfad" gingen und vorher oder nachher das Museum besuchten.

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