Der turnende Funktionär

Piesbach · Turnen ist sein Leben. Und für die TG Saar opfert Thorsten Michels gerne seine knappe Freizeit. Als Vorsitzender, Kapitän und wohl ältester Bundesliga-Turner ist der 37 Jahre alte Piesbacher dreifach gefordert.

 Im Anzug an den Ringen: Thorsten Michels ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Vorturner. Der 37-Jährige ist zugleich aktiver Spitzensportler und Spitzenfunktionär. Foto: Rolf Ruppenthal

Im Anzug an den Ringen: Thorsten Michels ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Vorturner. Der 37-Jährige ist zugleich aktiver Spitzensportler und Spitzenfunktionär. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Zwei, drei Lampen müssen noch montiert, einige Steckdosen gesetzt und die Wände vom Fitness-Raum gestrichen werden. Dann ist alles perfekt. Seit Ende April wohnen Thorsten Michels und Freundin Judith im neuen Heim in Piesbach . Der erste Heimkampf der TG Saar in der Deutschen Turnliga gegen die KTV Obere Lahn fiel auf den Umzugstermin, als ob es der TG-Vorsitzende so geplant hätte. Nicht nur an diesem Tag musste Michels Schraubenzieher und Pinsel zur Seite legen. Denn auch im nächsten Heimkampf gegen die KTV Straubenhardt war sein Typ gefragt - in dreifacher Hinsicht. "Ich bin Vorsitzender, Kapitän, und manchmal turne ich auch", sagt Michels auf dem Weg in die neue Küche: "Aber nur, wenn wir klar führen."

Beim 68:23-Auftaktsieg gegen Obere Lahn und dem 70:9-Erfolg beim TV Wetzgau legte der 37-Jährige mit Trainer Viktor Schweizer die Taktik fest. Vorher begrüßte Michels noch schnell einige Ehrengäste. Er schafft es scheinbar problemlos, mit mehreren Dingen gleichzeitig zu jonglieren. Und was wichtiger ist - dabei nicht zu straucheln. Nach dem Studium der Sensor- und Feinwerktechnik heuerte der Diplom-Ingenieur vor zehn Jahren bei der Firma Schaller in Blieskastel an, wo er heute als Betriebsleiter die Fäden zieht. Wie in der Mannschaft der TG, die auf seinen Einsatz in Saisonhälfte eins verzichten muss. Erst im Herbst will er sich die Riemchen über die Hände streifen. "Trainingsrückstand - zuletzt tobte ich mich hier aus", erzählt er beim Plausch am neuen Esstisch und zeigt in die Runde.

Im Alter von sieben Jahren begann Michels beim TV Piesbach mit dem Turnen. 1990 trat Michels erstmals in einem Auswahlkader an. Sein Debüt in der TG gab er 1997 und half gleich beim Wiederaufstieg in die Bundesliga mit. "In Bremen machten wir es klar", erinnert sich Michels, der mit 1,76 Metern ein Turn-Riese ist. "Bei einer Riesenfelge am Barren schlagen große Turner mit den Füßen am Boden auf. Man muss bei vielen Übungen Abstriche machen", sagt er.

Platz sieben am Barren bei der deutschen Meisterschaft 2000 nennt er als größten Einzel-Erfolg. Mit der TG Saar wurde Michels im Jahr 2007 in Heidelberg deutscher Vize-Meister und zog danach mit ihr mehrere Male ins Endturnier ein. Im März 2012 übernahm er von Paul Rupp den Vorsitz. Als Funktionär und Turner feierte er mit der TG Saar im November die dritte deutsche Mannschaftsmeisterschaft nach 1981 und 1982.

Das Final ist auch dieses Mal das Ziel. Mindestens. Richten soll es beim Tabellendritten der bewährte Kader um Oleg Wernjajew, den Europameister im Mehrkampf. Als Viktor Schweizer vor einem Jahr beim Ukrainer anfragte und der Weltklasse-Athlet Interesse zeigte, nahm Michels den 21-Jährigen gleich unter Vertrag. "Wir suchten einen Ersatz für Anton Fokin - und dann ziehen wir uns diesen Kracher an Land. Da hat die Konkurrenz geschluckt", weiß Michels und meint: "Für uns startet der beste Turner Europas."

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