"Das war eine längst überfällige Entscheidung"

Kreis Saarlouis. Christian Wulff ist am Freitagvormittag nach nur knapp zwanzig Monaten von seinem Amt als Bundespräsident zurückgetreten. Dieser Schritt Wulffs war vermutlich eine Reaktion darauf, dass die Staatsanwaltschaft Hannover gegen ihn ermitteln will

Kreis Saarlouis. Christian Wulff ist am Freitagvormittag nach nur knapp zwanzig Monaten von seinem Amt als Bundespräsident zurückgetreten. Dieser Schritt Wulffs war vermutlich eine Reaktion darauf, dass die Staatsanwaltschaft Hannover gegen ihn ermitteln will.Viele Menschen im Kreis Saarlouis hatten den Rücktritt in einer Umfrage der Saarbrücker Zeitung bereits Anfang Januar gefordert. Annette Hoffmann aus Saarlouis hatte jetzt aber schon gar nicht mehr mit einem Rücktritt gerechnet. "Der Mann ist so sehr von sich selbst eingenommen, dass mich der Rücktritt jetzt fast überrascht." Trotzdem freut sie sich über Wulffs Schritt. "Dieser Bundespräsident hat seinen Job doch eigentlich nie richtig gemacht, finde ich."

Ihre Mutter Karin Hoffmann stimmt zu: "Es war die richtige Entscheidung und längst überfällig", sagt die Saarlouiserin. "Wenn man mit den Fingern in der Kasse erwischt wird, muss man eben gehen."

Auch Claudia Schulz aus Bexbach hatte den Rücktritt erwartet. "Er hat sich ja offensichtlich alles bezahlen lassen. Es war Zeit für ihn. Im Radio haben sie ihn schon 'Sitting Wulff' genannt."

Gabriele Thommes aus Dudweiler hatte sogar schon seit Dezember darauf gewartet, dass Wulff sein Amt niederlegt. "Ich war von Anfang an gegen ihn", sagt sie.

"Jetzt blieb ihm wohl nichts anderes mehr übrig", sagt Werner Schneider aus Lebach. "Jedes Einzelne, was er getan hat, war ja nicht strafbar, aber da kam jetzt einiges zusammen. Und wenn so ein Amt innerhalb Deutschlands zur Witzfigur wird - überall hat man sich über ihn lustig gemacht, im Radio, auf Kappensitzungen, ihm dämliche Spitznamen verpasst -, dann ist es wirklich höchste Zeit."

Julia Müller aus Saarlouis findet den Rücktritt "nicht in Ordnung. Das hat er nicht verdient". Wulff habe nur privat "ein paar Fehler gemacht" und sein Amt ansonsten gut ausgeübt. "Die Medien sollten sich nicht so ins Privatleben einmischen", findet sie. "Den Rücktritt habe ich aber erwartet." Jessica Schmidt aus Nalbach nickt: "Ich wäre an seiner Stelle auch zurückgetreten. Den Druck hätte ich nicht ausgehalten."

Marlene Paulus sagt: "Seine Entscheidung ist in Ordnung". Seit vier Wochen habe sie auf den Rücktritt gewartet. "Sein Verhalten war einfach nicht mehr anständig", sagt ihr Mann Karl-Heinz Paulus.

"Was schade ist", sagt Hans-Werner Hoffmann aus Saarlouis, "ist, dass die ganzen Faasendboozen jetzt so kurzfristig noch ihre Rosenmontagswagen umbauen müssen!" Raimund Lesch aus Saarlouis dagegen "weiß nicht, ob Wulff sich wirklich so lächerlich gemacht hat", er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen.

Lana Warken und Joelle Salo sagen: "Er wurde ja so oft angegriffen von den Medien. Dass er dann zurücktritt, ist schon nachvollziehbar. Aber er war eben auch selbst Schuld."

Wulff ist nach seinem Vorgänger Horst Köhler der zweite Bundespräsident, der von diesem höchsten deutschen Amt zurücktritt. Im Grundgesetz ist geregelt, dass innerhalb der nächsten 30 Tage ein neuer Bundespräsident gewählt werden muss. Bis dahin wird Bundesratspräsident Horst Seehofer (CSU) das Amt übernehmen.

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