Bürger wollen keinen Kiesabbau in Nalbach

Nalbach · Im Nalbacher Ortsteil Bierbach/Ziegelei will die Dillinger Firma Josef Rupp demnächst Sand und Kies abbauen. Das Abbaugebiet grenzt an ein Wohngebiet – und die Anwohner haben massive Einwände.

Selten hat eine Sitzung des Ortsrates Nalbach so viel Interesse gefunden: Mehr als 40 Bürger kamen als Zuhörer. Ortsvorsteher Albert Steinmetz hatte die vom geplanten Kies- und Sandabbau betroffenen Bürger des Ortsteils Bierbach/Ziegelei zu der Ortsratssitzung eingeladen. Am Ende stimmten die Ortsratsmitglieder einstimmig gegen den Hauptbetriebsplan für den geplanten Kies- und Sandabbau westlich des Ortsteils. Dort möchte die Firma Josef Rupp GmbH&Co KG bis Ende des Jahres damit beginnen, im Tageabbau Quarzsand und Kies abzubauen. Bis zu 80 000 Kubikmeter Material beabsichtigt das in Dillingen ansässige Unternehmen jährlich auf einer Fläche von 7,5 Hektar in Tiefen bis zu 15 Meter abzubauen.

Die Menschen im angrenzenden Wohngebiet fürchten unzumutbare Lärm- und Staubbelästigung sowie negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Die Lagerstätte "Langheck" grenzt zwischen 160 und 300 Meter an die Wohnbebauung.

Der Abbau soll nach dem Bundesberggesetz abgewickelt werden. Hiernach hätte die Gemeinde nur ein Anhörungs- und faktisch kein Einspruchsrecht gegenüber dem entscheidenden Oberbergamt. Dennoch hat die Gemeinde Nalbach dem Betriebsplan in acht Punkten widersprochen: Unter anderem fordert sie eine Grundwasserschutzzone, ein Gutachten über Lärm- und Staubbelastungen und sie bezweifelt, dass der Abbau nach Bergbaurecht erfolgen müsse. Stefan Welsch, Geschäftsführer der Firma Rupp, nahm während der Sitzung ausführlich zu den Widersprüchen Stellung und beantwortete bereitwillig viele Fragen. Jedoch ließen sich weder die Ortsratsmitglieder noch mitdiskutierende Zuhörer überzeugen. "Wir wollen nicht jahrelang Sand auf unseren Tellern vorfinden", rief ein aufgebrachter Zuhörer. Ein anderer Bürger wies auf zu erwartende Bronchialbeschwerden hin, ausgelöst durch die permanente Feinstaubbelastung. Andere waren sauer, dass sie als betroffene Bürger erst jetzt informiert wurden. Ortsvorsteher Steinmetz, sichtlich bemüht um einen Kompromiss, gab unmissverständlich zu verstehen, dass die Gemeinde zu ihren Bürgern stehe. Für die Firma Rupp, Arbeitgeber von 30 Mitarbeitern, ist die Genehmigung des Abbaus laut Geschäftsführer Welsch von existenzieller Bedeutung. Die Firma Rupp hat bereits Ende Februar beim Bergamt einen Hauptbetriebsplan zur Genehmigung eines "Quarzsandtagebaues" im "Langheck" vorgelegt. Die Gemeinde Nalbach hatte diesem Betriebsplan Ende Mai widersprochen.

Die Stadt Dillingen, die von dem Abbauvorhaben ebenfalls betroffen wäre - was die Zuwegung, aber auch Emissionen betrifft-, war ursprünglich nicht beteiligt worden. Daraufhin hat die Stadt aufgrund "Verletzung eigener Interessen" mit Schreiben vom 30.06.2014 Widerspruch beim Bergamt eingelegt und verlangt, am Verfahren beteiligt zu werden, bestätigte eine Sprecherin der Stadt. Ebenfalls ursprünglich nicht beteiligt waren die Stadtwerke Dillingen, die im Hinblick auf die im Einwirkbereich liegenden drei Trinkwasserbrunnen im Tal des Kondeler Baches von dem Vorhaben tangiert sind. Auch hier hat die Geschäftsführung im Juli schriftlich Widerspruch beim Bergamt eingelegt.

Sowohl die Stadt als auch die Stadtwerke Dillingen gaben eine kritische Stellungnahme ab.

"Sollte nun das Bergamt den Hauptbetriebsplan genehmigen und dabei die Interessen der Stadt nicht ausreichend berücksichtigen, dann muss entschieden werden, ob weitere rechtliche Schritte folgen sollen", bestätigte die Stadtsprecherin auf Anfrage.

Meinung:

Transparenz ist das Zauberwort

Von SZ-Redakteurin Nicole Bastong

Wann lernen die Verwaltungen endlich, dass sie nicht über die Köpfe der Bürger hinweg agieren können? Es gibt doch inzwischen genug Beispiele dafür, dass die Anwohner erst recht auf die Barrikaden gehen, wenn sie nur durch Zufall von einem geplanten Radweg, Windpark, Solaranlage, Kiesabbaugebiet oder sonstwas erfahren. Natürlich gibt es Gründe, ein solches Vorhaben nicht direkt vor der Haustür haben zu wollen. Und natürlich hat die Verwaltung Gründe, zum Beispiel ein Sandabbaugebiet trotzdem zu wollen. Viele Vorbehalte und Sorgen der Anwohner kann man im Vorfeld ausräumen, wenn man sie früh informiert und miteinbezieht. Transparenz ist das Zauberwort. Übrigens eins, mit dem gerade der Nalbacher Bürgermeister gerne wirbt.

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