Auf fast verwehten Spuren

Nohfelden. Im Prolog des Buches "Unsere vergessenen Nachbarn" ist sein Anliegen in deutlichen Worten ausgedrückt. Das Buch soll an die jüdischen Mitbürger erinnern, die früher Nachbarn waren und deren Spuren bald verwehen könnten. Die Autoren Eva Tigmann und Michael Landau sind dabei vielen Fragen nachgegangen

 Katholische und jüdische Schüler etwa 1932 vor dem Schulhaus in Sötern. Foto: Buch

Katholische und jüdische Schüler etwa 1932 vor dem Schulhaus in Sötern. Foto: Buch

Nohfelden. Im Prolog des Buches "Unsere vergessenen Nachbarn" ist sein Anliegen in deutlichen Worten ausgedrückt. Das Buch soll an die jüdischen Mitbürger erinnern, die früher Nachbarn waren und deren Spuren bald verwehen könnten. Die Autoren Eva Tigmann und Michael Landau sind dabei vielen Fragen nachgegangen. Zum Beispiel, ob und wo es jüdisches Leben in den Dörfern gegeben hat und wo jüdische Familien, sozusagen als Nachbarn, zusammen mit den Bürgern lebten. Oder was mit diesen Menschen in der nationalsozialistischen Zeit geschehen ist und ob es noch Überlebende gibt. "Das Material für dieses Buch zu sammeln, war ein extrem schwieriges Unterfangen", stellte der Historiker Heribert Gisch fest, als er den Band im Nohfelder Ratssaal vor 100 Besuchern vorstellte. Archive und Privatsammlungen zu durchforsten und mündliche Zeugnisse aufzuschreiben sei nicht nur eine akribische Arbeit gewesen. Sie habe auch 20 Jahre gedauert. "Das Buch ist ein Puzzle geworden, das aus tausenden Elementen zusammengesetzt ist", bemerkte der Redner. "Die Botschaft der Autoren ist Erinnerung an das, was wir heute nicht mehr wahrnehmen können." Heribert Gisch sagte das auch im Blick auf die jüngere Generation, die das Leben und Schicksal der jüdischen Gemeinden nicht mehr miterlebt habe - es aber wissen müsse.Das Familienbuch als erster Teil des Bandes sei äußerst detailgenau wiedergegeben und liste viele Einzelschicksale der jüdischen Mitbürger auf, sagte der Historiker. Diese Arbeit sei ein unglaublicher Fundus und verdiene schon allein deshalb besondere Anerkennung, weil kein Rückgriff auf Kirchenbücher möglich gewesen sei und in ungezählten anderen Bereichen nach den Daten geforscht werden musste. Der zweite Buchteil helfe den Lesern, das jüdische Leben besser zu begreifen. Auf vielen Seiten gehe es dabei um das Zusammenleben der Konfessionen und die jüdische Arbeitswelt, es gehe um Synagogen, Friedhöfe und schließlich auch um das Schulwesen. Die Kapitel "Ausgrenzung und Vernichtung" und "Zeitzeugen" seien nicht nur erschütternde Dokumente aus dieser dunklen Zeit. "Aber das Buch erzählt, wie es gewesen ist", sagte Heribert Gisch. "Es lässt den Leser das Geschehene so hautnah erleben, dass er sich der Thematik nicht mehr entziehen kann." Noch lange sei das jüdische Leben in der Gemeinde Nohfelden nicht in allen Einzelheiten erforscht. Der Redner hoffte, dass in den kommenden Jahren weitere Quellen erschlossen werden können. Der Nohfelder Bürgermeister Andreas Veit betonte, das Buch möge dazu beitragen, dass die Schicksale der Juden niemals vergessen werden." "Unsere vergessenen Nachbarn", 405 Seiten, gebunden, zahlreiche Abbildungen, 38 Euro, erhältlich im Buchhandel. (ISBN 978-86110-477-3)

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