Jakob Ziegler Ab Juli 1942 begann das große Sterben

Nalbach · Der Todestag des Märtyrerpriesters Jakob Ziegler, geboren in Nalbach, jährt sich am 12. Mai zum 75. Mal.

 Jakob Ziegler bei seiner Primizfeier im Jahr 1922 in Nalbach vor seinem Elternhaus mit Mutter und Geschwistern.

Jakob Ziegler bei seiner Primizfeier im Jahr 1922 in Nalbach vor seinem Elternhaus mit Mutter und Geschwistern.

Foto: Lorig

Vor 75 Jahren starb der katholische Pfarrer Jakob Ziegler im Konzentrationslager (KZ) Dachau. Der in Nalbach geborene spätere Geistliche lebte während der Nazizeit unerschrocken seinen Glauben und musste dafür sein Leben lassen. Nach jahrelanger Internierung und demütigender Behandlung starb Pfarrer Ziegler am 12. Mai 1944 im KZ nicht zuletzt auch wegen unmenschlicher Haftbedingungen und unzureichender medizinischer Versorgung.

Ziegler ist einer von sieben Märtyrer-Priestern des Bistums Trier. Im Cochemer Stadtteil Cond, wo der Pfarrer bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo am 8. August 1941 seelsorgerisch wirkte, gibt es Überlegungen, Ziegler und die sechs weiteren Märtyrerpriester des Bistums, selig sprechen zu lassen. Dies bestätigte Veronika Rass, Pastoralreferentin im Dekanat Cochem/Mosel. Zudem verwies Rass auf einen Vortrag über das Leben und schlimme Schicksal von Ziegler.

Die vom Dekanat, der Pfarreiengemeinschaft und Stadt Cochem organisierte Veranstaltung findet am Donnerstag, 9. Mai, 19 Uhr, aus Anlass des 75. Todestages von Ziegler im Kulturzentrum Kapuziner Kloster in Cochem (Klosterberg 5) statt. „Wir würden uns sehr freuen, zu diesem Vortrag auch Gäste aus der saarländischen Heimat von Pfarrer Ziegler begrüßen zu können“, sagt Rass.

Seine erste Pfarrstelle trat Ziegler am 19. März 1931 in Langsur an der Sauer an. Dort legte er sich ab 1933 immer wieder mit dem NSDAP-Ortsgruppenleiter an. Ständig warnte er öffentlich vor der menschenverachtenden Ideologie der Nazis. Dies führte 1938 zu seiner Zwangsversetzung nach Cond an der Mosel, wo er als Pfarrer bis zu seiner Verhaftung im August 1941 weiter gegen die Nazis predigte.

Während seiner 30 Monate dauernden Internierung konnte Ziegler unter ständiger Lebensgefahr viele Briefe aus dem KZ an seine Familie und Bekannte herausschmuggeln. „Als wir im Dezember 1941 im Lager ankamen, wurden wir erst mal fürchterlich verprügelt, weshalb ich zunächst ins Krankenrevier kam“, schrieb Ziegler an seinen Bruder Hans. Später habe er von morgens 4 bis abends 21 Uhr in der Plantage bei jeder Witterung hart arbeiten müssen und ständig gehungert. Im Mai 1942 überstand Ziegler eine Lungenentzündung.

„Ab Juli 1942 begann hier das große Sterben“, schrieb Ziegler aus dem KZ. 65 der 170 inhaftierten Geistlichen, davon sechs aus der Diözese Trier, seien innerhalb von nur zwei Monaten gestorben. „Ich habe nur noch 48 Kilogramm gewogen, zum Glück erlaubte ein neuer Lagerkommandant, dass wir Essenspakete von zu Hause bekommen durften“, teilte Ziegler seinem Bruder brieflich mit. Nachdem im Januar 1943 Typhus im KZ ausgebrochen war, seien weitere 80 Priester daran gestorben. Ziegler blieb davon verschont, musste aber zweimal am Darm operiert werden.

Zuletzt erholte er sich von den gesundheitlichen Strapazen nicht mehr. „So Gott will!“, seien seine letzten Worte gewesen, bevor er ins Koma fiel und starb, teilte Mithäftling Pfarrer Josef Neunzig der Familie von Ziegler mit. Zieglers sterbliche Überreste wurden eingeäschert und in einem anonymen Massengrab in Dachau verscharrt.

 Jakob Ziegler, im Alter von 50 Jahren gestorben im KZ Dachau

Jakob Ziegler, im Alter von 50 Jahren gestorben im KZ Dachau

Foto: Lorig
 Das katholische Pfarrheim in Nalbach erinnert mit seinem Namen „Jakob-Ziegler-Haus“ an den Märtyrerpriester.

Das katholische Pfarrheim in Nalbach erinnert mit seinem Namen „Jakob-Ziegler-Haus“ an den Märtyrerpriester.

Foto: Dieter Lorig

In Nalbach erinnert heute das katholische Pfarrheim an Pastor Ziegler, das nach ihm benannt wurde. Zudem benannte die Zivilgemeinde den Weg zum Pfarrheim und den Platz, an dem früher sein Elternhaus stand, nach dem Märtyrerpriester. In den Nachkriegsjahren ließ der damalige Pastor Josef Loris neben der Nalbacher Pfarrkirche eine kleine Gedenkstätte zur Erinnerung an Pfarrer Ziegler errichten.

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