Frau Demme-Zech, nach welchen Kriterien haben Sie die 111 Orte für Kinder ausgesucht?
Kinder gehen im Kreis Saarlouis auf Tour zu tollen Orten Über die Lagune gerät die Autorin ins Schwärmen
Die Autorin spricht im Interview über die Suche nach besonderen Orten für Kinder im Saarland – und darüber, warum es 111 sind.
DEMME-ZECH Nun, da gab es gleich mehrere Kriterien. Das Buch sollte für jeden Geschmack und jede Altersstufe von Kindern Ausflugsideen bieten und sowohl für Familien aus dem Saarland wie auch für junge Saarlandbesucher geeignet sein. Außerdem sollten typische Sonntagsausflugsziele mit dabei sein, die den ganzen Tag ausfüllen können, ebenso wie Tipps für Schmuddelwettertage und kleine Aktionen, die eher weniger Zeit beanspruchen. Zudem wollte ich möglichst jede Ecke des Saarlandes in den Blick nehmen und dort außergewöhnliche Orte auffinden. Ganz schön viele Gesichtspunkte, doch bei 111 Orten und nochmals 111 Zusatztipps gab es genug Raum für alles.
Wie ist man auf die Zahl 111 gekommen?
DEMME-ZECH Die 111-er Reihe des Emons Verlags gibt es seit 2008. Diese etwas anderen Reiseführer sind sehr beliebt, auch weil sie nicht zu den typischen Ausflugszielen einer Stadt oder Region locken, sondern originelle Plätze mit besonderen Aha-Erlebnissen in den Fokus rücken. Manche Bände wurden sogar übersetzt und sind in den USA Bestseller geworden. All das fing mit „111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss“ an. Inzwischen gibt es über 500 verschiedene Titel und es blieb nicht nur bei den Orten. Themenbände über Wein, Musik oder das Wattenmeer addierten sich dazu – und glücklicherweise auch kunterbunte Bände, die sich nur mit besonderen Orten für Kinder beschäftigen. Als Mutter einer mittlerweile 15-jährigen Tochter habe ich ein solches Buch aus dem Saarland schon lange vermisst. Leider sind ähnliche Titel aus unserer Region bereits in die Jahre gekommen, also dachte ich mir, warum so ein Projekt nicht selbst angehen. Ich legte dem Emons Verlag ein passendes Konzept für das Saarland vor und ein paar Wochen später ging die Suche los.
Haben Sie alle 111 Orte im Saarland besucht?
DEMME-ZECH Ja, ich habe alle aufgesucht. Jedoch – so ehrlich muss ich sein – nicht alle ausprobiert. Bei der Weiherrutsche in Jägersburg bei Homburg und beim Betzelhübel in Steinbach habe ich wegen meiner Höhenangst gekniffen. Und eine Sache konnte ich nicht testen, da mir am Besuchstag Kinder zuvorgekommen sind. In der Western-City waren leider alle Postkutschenpferde besetzt, da hätte ich tatsächlich gerne mal aufgesessen. Vielleicht ein anderes Mal.
Wer hat Ihnen bei der Suche geholfen?
DEMME-ZECH Familie, Freunde und Bekannte. Manchmal habe ich die regionalen Tourismuszentralen und Anbieter aufgrund von Rückfragen zu bestimmten Orten kontaktiert. Oft wurden dann im Gespräch weitere Angebote und Plätze angesprochen, die ebenfalls spannend für Kinder sein könnten. Die notiert man sich, informiert sich ein bisschen näher dazu und fährt sie an einem passenden Tag an. So kam ich von einem Ort im Saarland zum nächsten und habe mich dabei als Edelsteinwäscherin, Beerensammlerin, Bienenretter oder auch als Currywurstvortesterin versucht.
Welchen Ort finden Sie im Kreis Saarlouis am interessantesten?
DEMME-ZECH Das ist eindeutig der Entweder-oder-Ort in Überherrn. Hier gibt es – und das würde niemand mitten im Wald zwischen Berus und Frankreich erwarten – eine blaue Lagune. Allerdings nicht zu jeder Zeit. Es braucht das richtige Wetter, damit das Wasser des Sees das tiefe Türkisblau annimmt. Scheint die Sonne, dann hat dieser Ort einen ganz besonderen Zauber. Das kleine Naturschauspiel entsteht durch den hohen Kalkgehalt im Boden. Da spielt immer ein bisschen Glück mit, wir sind gleich dreimal an diesen Ort gefahren, bis ich überzeugt war, das passende Bild geschossen zu haben. Gleich in unmittelbarer Nähe gibt es einen natürlich entstandenen Wasserspielplatz. Also lohnt sich der Weg nach Berus in jedem Fall, selbst wenn kein Lagunenwetter sein sollte.
Wie lange haben Sie gebraucht, bis das Buch komplett war?
DEMME-ZECH Etwa anderthalb Jahre. Nicht durchweg natürlich. Im Winter und während der teils strengen Lockdownzeiten musste ich die Suche manchmal für Wochen unterbrechen und auf bessere Bedingungen hoffen. Ich begann im Spätsommer 2020, damals lagen die Recherchearbeiten für den Saarlandführer „Glücksorte aus dem Saarland“ etwa ein Jahr zurück und ich war absolut verwundert, wie viele neue Angebote in dieser kurzen Zeit entstanden waren, insbesondere naturnahe und ökologisch orientierte. Ich habe weit mehr besondere Orte aufgefunden, als in ein Buch mit der Vorgabe 111 Orte zu „verpacken“ gewesen wären. Da war es von Vorteil, dass auf jeder Doppelseite zusätzlich ein Extratipp zu finden ist, der auf besuchenswerte Abstecher in der Nähe aufmerksam macht. So verstecken sich in dem Buch nicht nur 111 Freizeittipps für Familien, sondern ganze 222. Und wer erst einmal im Saarland unterwegs ist, wird noch viel mehr Sehenswertes entdecken, da bin ich mir sicher.