Lehrermangel Elternprotest gegen Lehrermangel 

Dillingen · Die AWO hat den Lehrern an der Förderschule Dillingen gekündigt. Die Eltern organisieren für Samstag eine Protestveranstaltung.

 Lehrer in Förderschulen sind besonders gefordert. In Dillingen sollten sie aber auch 20 Tage in den Ferien arbeiten. Daher gingen einige.

Lehrer in Förderschulen sind besonders gefordert. In Dillingen sollten sie aber auch 20 Tage in den Ferien arbeiten. Daher gingen einige.

Foto: picture alliance / dpa/Franziska Kraufmann

An der AWO-Förderschule für geistige Entwicklung in Dillingen, der Schule am Ökosee, fehlen zum Schuljahresbeginn Lehrkräfte. Hintergrund sind die Änderungskündigungen, die die AWO im Dezember 2016 für alle Lehrkräfte an der Schule ausgesprochen hatte. In ihren neuen Arbeitsverträgen steht, dass neben der Lehrtätigkeit an der Ganztagsschule nun auch in den Ferien gearbeitet werden soll, nämlich an 20 Tagen, um ein inklusives Ferienprogramm für die Förderschüler zu gestalten. Mit der kräftigen Kürzung ihres Urlaubes waren die Angestellten nicht einverstanden: Fünf kündigten, die übrigen akzeptierten die Änderung unter Vorbehalt einer gerichtlichen Überprüfung, die derzeit noch läuft.

Wie Schulleiter Volker Mittermüller erklärt, seien die 41 Förderschüler derzeit trotz des Lehrermangels gut versorgt. „Der Unterricht läuft unter den gegebenen Bedingungen normal“, sagt er, niemand werde heimgeschickt, lediglich Kursunterricht und Arbeitsgemeinschaften seien eingeschränkt. Der Schulleiter versichert: „Wir tun alles, damit es unseren Schülern hier gut geht.“ Die verbliebenen elf Lehrkräfte versuchten, die Lücke in den insgesamt acht Klassen zu schließen. Mittermüller ist zuversichtlich, dass die Lage sich bald bessere: Für die offenen Stellen werde Ersatz gesucht, „so schnell wie möglich, das kann schon im September sein“.

Die Eltern der Förderschüler sehen das ganz anders: „Der Lehrplan kann im Moment nicht erfüllt werden“, stellt Elternsprecherin Britta Klöttschen-Seith fest. „Die Kinder werden nur beaufsichtigt, aber nicht unterrichtet.“ Für den Kursunterricht, also den eigentlichen Fach­unterricht, stünden derzeit nur noch zwei Lehrkräfte zur Verfügung. Insbesondere die lebenspraktischen Aufgaben kämen zu kurz. Langfristig könnten auch besondere Aktivitäten der Schule wie die Teilnahme an den Special Olympics, Kooperationen mit Vereinen oder Fahrten ins Schullandheim leiden, befürchten die Eltern. Wie lange die Situation noch andauere, wisse niemand, beklagt sie: „Es gibt keine Ansagen, seit Monaten hängen wir in der Luft.“

Was die Eltern zudem verärgert: Die angekündigte Ferienbetreuung wollten sie überhaupt nicht. „Das geht völlig am Bedarf vorbei, für die Ferien haben wir bereits Lösungen“, erklärt die Mutter einer Schülerin. Stattdessen wünschten sich die Eltern schon lange eine echte Nachmittagsbetreuung und eine Lösung für die zahlreichen Schließtage.

„Leider hatten und haben unsere Kinder große Startschwierigkeiten im Leben. Sie sind an dieser Schule angenommen und aufgenommen worden. Viele Eltern haben nach schlechten Erfahrungen an anderen Schulen langsam wieder Vertrauen gefasst in das Schulsystem“, führt die Elternsprecherin aus. Dieses Vertrauen setze die AWO gerade aufs Spiel.

Für diesen Samstag haben die Eltern deshalb eine Protestveranstaltung organisiert: Um 14 Uhr informieren sie unter dem Motto „Was läuft an der AWO-Förderschule am Ökosee?“ in der Konrad-Adenauer-Straße. Auch Vertreter der AWO und der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) sind vor Ort. Neben dem aktuellen Ärger wegen der fehlenden Lehrkräfte gebe es weitere Probleme, sagt Klöttschen-Seith, unter anderem schon seit 2014 keinen richtigen Schulhof mehr: „Wir sind mit der pädagogischen Arbeit an der Schule sehr zufrieden. Aber wir befürchten, dass diese ausgezeichnete Schule allmählich ausgeblutet wird.“ Die staatlich anerkannte Förderschule für geistige Entwicklung ist die einzige im Saarland in privater Trägerschaft. 2010/11 wurde ihr der Saarländische Schulpreis verliehen.

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