Serie Vor Jahr und Tag Der Plan ging bisher noch nicht auf

Lebach · Im Februar 2020 wurde in Niedersaubach der erste AAL-Kompetenzraum des Saarlandes in Betrieb genommen. Durch Corona verzögert sich das Projekt.

 So berichtete die SZ am 13. Februar 2020 über das Projekt in Niedersaubach.

So berichtete die SZ am 13. Februar 2020 über das Projekt in Niedersaubach.

Foto: SZ

Mit viel Prominenz vom Ortsvorsteher über Bürgermeister und Landrat bis hin zum Staatssekretär wurde Mitte Februar 2020 in Anwesenheit zahlreicher interessierter Bürger im Dorfgemeinschaftshaus von Niedersaubach der landesweit erste „AAL-Kompetenzraum“ in Betrieb genommen.

Die SZ wollte nun wissen, was aus dem AAL-Projekt (Ambient Assisted Living oder Altersgerechte Assistenz-Lösungen) geworden ist. Schließlich war schon im Herbst 2019 eine erste private Pilotwohnung in dem Lebacher Ortsteil mit AAL-Technik ausgestattet worden.

Geplant war damals die Installation des Systems für ein sicheres, seniorengerechtes Wohnen in 100 saarländischen Haushalten. Von mindestens 40 Teilnehmern in der Kreisstadt Saarlouis und etwa 30 Nutzern in Niedersaubach war die Rede. Bislang konnte das System jedoch erst in rund 25 bis 30 Haushalten landesweit installiert werden. Vier aktuell in Niedersaubach, drei in Saarlouis, der Rest in Saarbrücken, wie das Wirtschaftsministerium auf Anfrage mitteilt.

Das Landesministerium fördert das Modellvorhaben zur Einführung des Haus-Assistenzsystems „inviSa@home“ mit einem Zuschuss von 90 000 Euro. „Wir haben das Projekt aufgrund der Corona-Krise bis Ende April 2021 verlängert“, teilt nun eine Sprecherin mit. Ursprünglich war die Maßnahme nur bis Ende Juli 2020 angedacht.

Der AAL-Kompetenzraum in Niedersaubach ist ein wesentlicher Bestandteil des Projekts. Zum einen sind dort viele Hilfsmittel installiert, die gerade älteren Menschen den Alltag zu Hause ein wenig leichter machen können, erläutert der Lebacher Projektleiter Toni Bartz. Licht, Tür, Gegensprechanlage, Steckdosen, Heizung und einiges mehr können sowohl wie gewohnt von Hand, aber auch ganz bequem per Sprachbefehl gesteuert werden. „Wir haben dabei Wert darauf gelegt, nur solche Produkte zu verwenden, die man überall kaufen kann und die ohne großen Aufwand zu Hause nachträglich installiert werden können, ohne teuren Handwerker“, sagt Bartz. Er ist gleichzeitig auch Vorstandsmitglied des AAL-Netzwerkes Saar.

Der Raum im ehemaligen Lehrerzimmer des Antoniusheims dient sowohl zu Demonstrations- wie Schulungszwecken und ist mit finanzieller Unterstützung des Landkreises Saarlouis in Höhe von 20 000 Euro mit modernem Equipment ausgestattet. „Damit konnten wir unter anderem ein digitales Whiteboard anschaffen, also eine elektronische Tafel“, freut sich Bartz. Zudem zehn Tablets und zehn digitale Armbanduhren, die neben den modernen Funktionen wie Schrittmessern und ähnlichem auch den Puls und den Blutdruck messen können. Sie sind mit Sturzsensoren ausgestattet, die bei einem Unfall selbständig Notrufe absetzen können.

„Diese Kombination macht den Raum erst einzigartig“, betont Bartz. Den Senioren werde der Umgang mit einem Tablet gezeigt und anhand der installierten technischen Hilfsmittel auch demonstriert, wie man sich sein Zuhause ohne großen Aufwand sicherer, bequemer machen kann. Ziel sei es, dass ältere Menschen länger als bislang selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden und damit im vertrauten Umfeld bleiben können.

Doch die geplante Nutzung des AAL-Kompetenzraumes ist in der Corona-Krise kaum möglich, bedauert der Projektleiter. „Seit der Einweihung vor einem Jahr hält uns das Virus fest im Griff.“ Und die Nutzung des Raumes sei ja in erster Linie für Senioren gedacht, also gerade die Hochrisiko-Gruppe.

Derzeit mache es keinen Sinn, Schulungen oder Demonstrationen anzubieten. „Wir werden warten müssen, bis sich die Situation, hoffentlich bis zur Jahresmitte, so entspannt, dass unsere Seniorinnen und Senioren wieder ohne Gefahr und damit ohne Ängste an den Veranstaltungen teilnehmen können“, hofft Bartz.

Aktuell werde derzeit mit Hochdruck daran gearbeitet, den Raum im zweiten Halbjahr durch vielfältige Angebote mit mehreren Partnern dann „auch endlich mit Leben zu füllen, damit er seiner Bestimmung gerecht werden kann“.

Die Hoffnung hat auch Landrat Patrik Lauer. Dass sein Plan, Niedersaubach zur „Blaupause für andere Kommunen“ zu machen, bislang nicht umgesetzt werden konnte, „dies hängt eindeutig mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie zusammen“.

Das Angebot des Kompetenzzentrums richte sich an die besonders vulnerable Gruppe der Senioren. „Wir sind schon sehr gespannt auf die weitere Entwicklung, wünschen bereits jetzt einen guten Neustart“, blickt Lauer zuversichtlich in die Zeit nach Corona.

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