Volleyball „Unsere Arbeit wird vom Verband nicht gewürdigt“

Lebach · Der TV Lebach ist eine der größten Talentschmieden im Saar-Volleyball. Dennoch wird er weder Leistungs- noch Talentstützpunkt.

 Thomas Schwinn

Thomas Schwinn

Foto: Foto Fercho/Verein/Foto Fercho

Die Vergabe von Leistungs- und Talentstützpunkten durch den Saarländischen Volleyball-Verband (SVV) hat für Ärger gesorgt. Zumindest beim TV Lebach, einem der Aushängeschilder im saarländischen Volleyball. Wir sprachen mit Abteilungsleiter Thomas Schwinn.

Herr Schwinn, der TV Lebach hätte einer von vier Talentstützpunkten des Saarländischen Volleyball-Verbandes werden können. Das haben sie abgelehnt.

Schwinn: Ja. Wir haben uns als Standort für einen Leistungsstützpunkt beworben, von dem zwei – je einer für den weiblichen und einer für den männlichen Bereich – eingerichtet werden. Diesen Zuschlag haben wir nicht bekommen, für einen Talentstützpunkt haben wir uns nicht beworben.

Sie kritisieren den Verband wegen der Vergabe des Damen-Leistungsstützpunktes nach Holz. Warum?

Schwinn: Wir akzeptieren die Entscheidung, wir haben aber ein Verständnisproblem. Ich kann die Grundlage der Entscheidung nicht nachvollziehen. Wir erfüllen alle Kriterien für einen Leistungsstützpunkt. Das Gremium, das sich viel Mühe mit der Ausarbeitung des Konzepts gegeben hat, hat uns gesagt: Vom sportlichen Gesichtspunkt kommt man im weiblichen Bereich am TV Lebach nicht vorbei. Wir haben insgesamt 77 Landesmeistertitel geholt. Und spielen wie Holz in der 3. Liga.

Holz hat Zweitliga-Historie und einen hauptamtlichen Trainer…

Schwinn: Ja. Offenbar wird ein hauptamtlicher Trainer dem vorgezogen, was wir hier seit Jahrzehnten – auch für den Verband – tun. Die sportliche Leistung, die in Lebach seit über 20 Jahren geliefert wird, wird nicht gewürdigt. Kein anderer Verein – mit Ausnahme von Bliesen im männlichen Bereich – hat den SVV in den vergangenen Jahren so sehr auf überregionaler Ebene repräsentiert wie Lebach. Die drei letzten Nationalspieler des Saarlandes, Julia Hero, Samira Lawson-Body und Moritz Reichert haben in Lebach die Grundlagen des Volleyballspiels erlernt. Dennoch wird uns die Professionalität vom Verband abgesprochen.

Warum aber wollen Sie kein Talentstützpunkt werden?

Schwinn: Wir haben das in der Abteilung besprochen und uns dagegen entschlossen. Warum sollen wir uns schlechter verkaufen als wir sind? Für uns wäre die Auszeichnung als Talentstützpunkt keine Auszeichnung, sondern eine Abwertung. Wir erfüllen ja alle Kriterien für einen Leistungsstützpunkt.

Ist das Verhalten nicht auch etwas kindisch? Nach dem Motto: Wenn ich das eine nicht kriege, will ich auch das andere nicht?

Schwinn: Nein, wir haben uns auf Grundlage der vorliegenden Kriterien des Verbandes ja nur für den Leistungsstützpunkt beworben. In der „Ausschreibung“ ist die Rede von einem Leistungssportkonzept. Das erfüllen wir, es ist aber scheinbar nicht alleine ausschlaggebend.  Wir haben dem Verband dann Vorschläge unterbreitet. Wir haben gesagt: Lasst uns zwei Leistungsstützpunkte für Frauen machen – mit jährlicher Überprüfung. Oder lasst uns zwischen Leistungs- und Talentzentrum noch eine Zwischen­ebene machen. Wenn der Verband dann anders entscheidet…

Schneidet sich der TV Lebach mit der Entscheidung aber nicht auch ins eigene Fleisch? Talente könnten in Zukunft in die Förderzentren gehen – und nicht zum TV Lebach.

Schwinn: Das sehe ich nicht so. Die Talentsuche ist harte Arbeit. Wir gehen seit sieben, acht Jahren in die Schulen, bieten mit unseren Trainern dort Arbeitsgemeinschaften an. Damals hat sonst noch keiner an so etwas gedacht. Und: Die beste Trainerin im weiblichen Bereich trainiert bei uns. Sie kann mit ihrem Team die Kinder fürs Volleyball begeistern – und ihnen auch eine Perspektive bieten. Bei uns bekommen die 14- und 15-Jährigen auch bei den Aktiven Spielpraxis. Selbst in der ersten Mannschaft. In der 3. Liga! Das geht anderswo nicht. Von daher sehe ich diese Gefahr nicht.

Der Verband hofft, dass Sie in zwei, drei Monaten vielleicht doch noch ein Förderstützpunkt werden.

Schwinn: Wir haben die Entscheidung nicht aus dem Bauch heraus getroffen, sondern uns intensiv damit beschäftigt. Wir stehen zu dieser Entscheidung.

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