Streitbarer Pfarrer Zilliken gewürdigt

Thalexweiler. Er war blitzgescheit, unbeugsam sowie ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten. Während der Nazizeit opferte er sein Leben für eine unerschrockene Überzeugung und seinen festen Glauben: Über das tragische Schicksal des früheren Thalexweiler Pfarrers Josef Zilliken hat der Historiker Johannes Naumann im Pfarrheim St. Albanus berichtet

 Vor 30 Zuhörern hielt Johannes Naumann im Thalexweiler Pfarrheim einen Vortrag über das Schicksal des früheren Pastors Josef Zilliken. Foto: Dieter Lorig

Vor 30 Zuhörern hielt Johannes Naumann im Thalexweiler Pfarrheim einen Vortrag über das Schicksal des früheren Pastors Josef Zilliken. Foto: Dieter Lorig

Thalexweiler. Er war blitzgescheit, unbeugsam sowie ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten. Während der Nazizeit opferte er sein Leben für eine unerschrockene Überzeugung und seinen festen Glauben: Über das tragische Schicksal des früheren Thalexweiler Pfarrers Josef Zilliken hat der Historiker Johannes Naumann im Pfarrheim St. Albanus berichtet. Am Ende der Veranstaltung der Katholische Erwachsenenbildung waren sich Referent und die rund 30 Zuhörer einig: In seiner langjährigen Pfarrei St. Albanus sollte das Schicksal von Pfarrer Zilliken künftig stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Pfarrer Zilliken hatte in Thalexweiler nicht nur Freunde. Er eckte häufig mit seinen Pfarrangehörigen an. 1872 in Mayen geboren, war Zilliken von 1905 bis 1922 als Seelsorger in der Pfarreiengemeinschaft Thalexweiler, Aschbach und Dörsdorf tätig. Nach seiner von den Militärbehörden 1922 erzwungenen Versetzung nach Prüm und später Wassenach, geriet er in den 30er Jahren zunehmend mit den Nationalsozialisten in Konflikt. Als er sich bei einem zufälligen Treffen im Mai 1940 in der Eifel weigerte, Generalfeldmarschall Hermann Göring mit dem Hitlergruß zu begrüßen, wurde er verhaftet und in mehrere Konzentrationslager verschleppt. Zilliken starb am 3. Oktober 1942 an den Folgen der schrecklichen Haftbedingungen im KZ Dachau. Schon 1922 wetterte Zilliken als Dechant von Prüm gegen das "gottlose Tun" der Nazis. Weil er vehement öffentlich gegen den Anschluss linksrheinischer Gebiete an Frankreich kämpfte, nannte ihn die Presse "Löwe der Eifel". Auch in Thalexweiler hatte der streitbare Pastor immer wieder für Diskussionen gesorgt. Bestraft wegen BeleidigungNachdem die Zivilgemeinde einen tödlich verunglückten, evangelischen bayerischen Metzgergesellen in einer Grabreihe neben Katholiken beerdigte, weigerte sich Pfarrer Zilliken fortan, auf dem "weltlichen" Friedhof zu zelebrieren. Vom Bistum abgelehnt wurde sein Versuch, den Schutzpatron der Thalexweiler Pfarrkirche in "Heilig Christkönig" umzubenennen. Zilliken störte wohl, dass Alban nicht aus dem Bistum Trier sondern aus Mainz kam. Im Ersten Weltkrieg wurde Pastor Zilliken wegen Majestätsbeleidung des Kaisers bestraft. Er machte Kaiser Wilhelm öffentlich für den schlechten Kriegsverlauf verantwortlich. Zudem hatte Pastor Zilliken in Thalexweiler Probleme, Mitglieder für den Kirchenvorstand zu finden. Er soll Wahlen zu Gunsten ihm genehmer Pfarrangehöriger "manipuliert" haben. Nach dem Ersten Weltkrieg legte sich Zilliken mit den französischen Militärbehörden im Saarland an. Dies führte am 22. Februar 1922 zu seiner Versetzung von Thalexweiler nach Prüm.Nach der Internierung von Zilliken im KZ (1940) versuchte der Trierer Bischof Rudolf Bornewasser vergeblich über Hitler eine Freilassung des streitbaren Pfarrers zu erreichen. Mehr als 60 Geistliche nahmen am Sterbegottesdienst für Pfarrer Zilliken teil. Am Gedenkgottesdienst für ihren früheren Pfarrer in Thalexweiler durften auf Anordnung der Nazis nur Pastor Schillo und seine Messdiener teilnehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort