Schwerelos, transparent – fröhlich

Lebach · In der voll besetzten Lebacher Pfarrkirche führten der Kirchenchor Lebach, Jessica Quinten, Marc Dostert und Vinzenz Haab sowie das Streichorchester Floreat Musica und ein Bläserensemble Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ auf. Die Leitung hatte Dekanatskantor Jürgen Fröhlich.

Es rollt, grollt, schäumt, zwitschert und brummt in Joseph Haydns Schöpfung. Der Gedanke an Gott mache ihn "eben fröhlich", kontert er, als seinem Werk zu große Schlichtheit nachgesagt wird. In der Tat seine Komposition erscheint als rasantes und musikantisches Meisterwerk, fast schwerelos und transparent. Und dazu tragen der sonore Klang der Streicher sowie die präzise intonierenden Bläser wesentlich bei.

Polyphone Passagen und tonmalerische Episoden wie der Aufgang der Sonne, die Erschaffung der Tiere überzeugen, allen voran die Ouvertüre, die legendäre Beschreibung des Chaos vor der Schöpfung, die zunächst keinen funktionell-harmonischen Halt bietet. Dann bringt die einfachste aller Tonarten, C-Dur, die Wende. "Die Erde war ohne Form und leer" singt Vinzenz Haab, als Erzengel Raphael mit seinem durchdringenden Timbre, und die plötzliche Tonika fasst einen an wie eine Urgewalt. Der Chor setzt ein und "...es ward Licht!"

Dirigent Jürgen Fröhlich gelingt es, Chor, Musiker und Solisten eindrucksvoll und (intonations-)sicher durch das Werk zu leiten. Er dirigiert prägnant, so dass die lautmalerischen Elemente der Partitur (Tierstimmen unter anderem) hervorragend plastisch zur Geltung kommen, sich der Klang der einzelnen Register sowie das volle Tutti angenehm kompakt und klangintensiv verdichten. Passend dazu gestaltet der gut disponierte Chor seinen Part mit Verve.

Die Solisten lassen es nicht an Intonationsreinheit, Wortdeutlichkeit und rhythmischer Stabilität fehlen, sind unpathetisch. Jessica Quinten vermag beispielsweise ihrer großen Arie "Nun beut die Flur" eine sehr persönliche Note zu verleihen. Auch in der Rolle der Eva bezaubert sie mit ihrem klaren, schlanken Sopran.

Technisch solide, im Ausdruck zurückhaltend erscheint Marc Dostert, Tenor, in der Rolle des Uriel. Jedoch fast romantisch besingt er das "beglückte Paar" (Adam und Eva). Vinzenz Haab zelebriert jede Partie geradezu genussvoll, insbesondere als er die Tiere beim rezitativischen Aufzählen effektvoll ins Bild setzt. Alle drei Solisten ergänzen sich hervorragend. Das Publikum bedankt sich anhaltend für die gelungene Aufführung.

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