Pilotprojekt Televisite „Bubi“ hat Herzklopfen beim Hausarzt

NIEDERSAUBACH · Der 82-jährige Adalbert Herrmann aus Niedersaubach macht seine erste Televisite. Beim Start des Pilotprojektes „inviSa@home“ ist das öffentliche Interesse groß.

 Die erste Televisite bei seinem Hausarzt erlebte der 82-jährige Adalbert Herrmann (rechts) aus Niedersaubach. Unterstützung bekam er dabei von Frank Füsser, der bei der „Better@Home Service GmbH“ die technische Umsetzung des Projektes verantwortet.

Die erste Televisite bei seinem Hausarzt erlebte der 82-jährige Adalbert Herrmann (rechts) aus Niedersaubach. Unterstützung bekam er dabei von Frank Füsser, der bei der „Better@Home Service GmbH“ die technische Umsetzung des Projektes verantwortet.

Foto: Künkeler

Großer Andrang herrschte vor einer Woche im ländlich-idyllischen Lebacher Wiesengrund. Das Haus der beiden 82-jährigen Adalbert und Marga Herrmann im Ortsteil Niedersaubach wird als Pilotwohnung für „inviSa@home“ vorgestellt. Das Projekt „Intelligente Vernetzung im Saarland“ soll älteren Menschen ein längeres selbstbestimmtes Wohnen im eigenen Heim ermöglichen.

Wie das funktionieren kann, wird durch die Projektpartner gemeinsam mit Adalbert „Bubi“ Hermann anschaulich demonstriert. In der Wohnstube ist die Technik aufgebaut für die erste Televisite des 82-Jährigen. „Ich sehe Sie mit neuen Augen“, scherzt Herrmann, als das Bild seines Hausarztes auf dem Monitor erscheint. Dr. Frank Hertrich erkundigt sich gleich nach dem Befinden seines Patienten. „Wie geht’s denn Ihren Augen?“, fragt er. Adalbert Herrmann hat gerade eine Augen-OP gut überstanden, braucht aber Augentropfen.

Die verschreibt der Arzt, versendet das Rezept digital an Herrmann und parallel an Apotheker Hans-Jörg Schütz. Der leitet das E-Rezept gleich weiter an die Krankenkasse und die Tropfen gehen per Botendienst in den Wiesengrund. Nach rund zehn Minuten ist alles erledigt, für Adalbert Herrmann ohne Wartezeiten. „Jetzt wird das Herzklopfen weniger“, ist er erleichtert. Dabei hat wohl weniger der Gesundheitszustand des rüstigen Rentners, sondern vor allem die öffentliche Aufmerksamkeit der Medien und der Vertreter von Politik und Verbänden seinen Kreislauf nach oben getrieben.

Gefragt, ob er die technischen Möglichkeiten auch im Alltag nutzen wird, antwortet Adalbert Herrmann: „Ja, ich traue mir das zu.“ Er räumt allerdings ein, dass er täglich üben müsse, die für ihn noch ungewohnte Technik „nicht einfach zu bedienen sei“. Seine Ehefrau tue sich mit der Bedienung „etwas schwerer“. Aber Marga Herrmann ist ebenfalls grundsätzlich sehr positiv eingestellt. „Wenn etwas wäre, ist für uns Hilfe schnell erreichbar“, betonen die Beiden.

Zur Technik-Ausstattung ihres Hauses gehören noch eine Lichtleiste im Flur, die Stürze bei Dunkelheit vermeiden soll, sowie Sensoren am Kühlschrank und der Haustür, die auf offen stehende Türen hinweisen. Zusätzliche Sicherheit gibt auch ein Alarmknopf im Bad. Etwa 1200 Euro hat das gesamte Paket gekostet, informiert Frank Füsser von der „Better@Home Service GmbH“, die vom Projektträger AAL (Alltagsunterstützende Assistenz-Lösungen) mit der technischen Umsetzung beauftragt ist.

In Niedersaubach sei man „direkt Feuer und Flamme“ gewesen, betont Ortsvorsteher Hans Schmitz bei der Pressekonferenz. Mit dem Startschuss des Projektes hätten die Menschen etwas Greifbares, nicht nur eine Muster-Wohnung, sondern einen „wirklichen Kompetenz-Raum“. Schmitz ist zuversichtlich, dass sich nun noch mehr Bürger beteiligen werden, hält aber umfangreiche Schulungen für erforderlich.

Die werden in Lebach bereits jetzt in einem eigens dafür geschaffenen Kompetenzzentrum angeboten. Auf Antrag der Stadt hat der Saarlouiser Kreistag einen Zuschuss in Höhe von 20000 Euro bewilligt, informiert Christine Ney, die Amtsleiterin der Leitstelle „Älter werden“ bei der Kreisverwaltung. Auf das besondere Engagement der Stadt Lebach verweist auch der Beigeordnete Fred Metschberger in Vertretung von Bürgermeister Klaus Brill. Bereits seit mehr als zehn Jahren beschäftige man sich mit der demografischen Entwicklung: „Lebach und Niedersaubach bieten sich für das Projekt geradezu an.“

Gerade im ländlich geprägten Stadtteil sei die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen „äußerst schlecht“, räumt Metschberger ein. Hier biete das Projekt auch die Möglichkeit, das Angebot regionaler Händler und Handwerker stärker zu nutzen. „Wir wollen mit dem Projekt dörfliche Strukturen aufrechterhalten und eine Heimunterbringung alter Menschen möglichst lange hinauszögern“, nennt Staatssekretär Jürgen Barke als Ziel des Landesengagements.

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