"Diese besondere Auszeichnung erhalten Mitbürger, die sich in ganz besonderem Maße um die Stadt verdient gemacht haben und somit dem Stockbauernbild früherer Tage gleichkommen. Bei Dieter Reichert lagen diese Verdienste vornehmlich im sozialen und kulturellen Bereich", begründete KG-Vorsitzender Günter Simon diese Ernennung. Finanzielle Hilfen habe der umtriebige Steuerberater bei der Anschaffung des Glockenspiels geleistet, ebenso bei der Restaurierung der Kristallleuchter in der Kirche sowie des Kreuzes auf dem Christianenberg. Sehr am Herzen lägen ihm die Waderner Tafel und die Reihe "Konzerte der kleinen Residenz". Auch für die Anliegen der Georgienhilfe habe Reichert stets ein offenes Ohr. "Wer sich in diesen und weiteren interessanten Projekten so vorbildlich einbringt, ist ein würdiger Ehrenstockbauer", sagte Simon.

Das Einkleiden mit dem obligatorischen blauen Bauernwams mit weißem Bauchstrick und rotem Halstuch sowie dem breitrandigen schwarzen Hut nahmen die Ehrenstockbauern vor. Vorsitzender Simon überreichte die Ehrenurkunde und verlieh dem neuen Würdenträger den Orden "Waderner Knubben".

Die Laudatio auf den neuen Ehrenstockbauer blieb seinem Vorgänger Raimund Hassler vorbehalten, der den Lebensweg von Dieter Reichert skizzierte. Geboren wurde er 1939 in Wadern, von wo er 1962 der Liebe wegen nach Nunkirchen umsiedelte. 1965 gründete Reichert eine eigene Kanzlei als Steuerberater, die er heute noch mit 25 Beschäftigten leitet. Insgesamt 65 Auszubildende erlernten ihren Beruf als Steuerfachgehilfen oder Bürokaufleute. 16 Steuerberater wurden zur Selbstständigkeit ausgebildet. Berufliche Fortbildung war Reichert ebenfalls wichtig. So ist er jetzt vereidigter Buch- und Wirtschaftsprüfer sowie Unternehmensberater. In etlichen berufsfachlichen Gremien wirkt er entscheidend mit.

Auch das Vereinsleben kam bei Reichert nicht zu kurz: als Fußballspieler beim TuS 09 Wadern von der Jugendmannschaft bis zu den Alten Herren oder als Tennisspieler in Wadern, Nunkirchen und Lebach. Den Reitverein Hochwald hob Reichert mit aus der Taufe, ebenso den Rotary-Club Wadern-Lebach. Er ist Mitbegründer und Beauftragter für den Golftourismus im nördlichen Saarland. Seit langem engagiert er sich im Verein für Handel und Gewerbe. Unter seinem Vorsitz - 1981 bis 1984 - wurde die Aufnahme der Freiberufler satzungsmäßig ermöglicht. Nach Hasslers Ansicht hat die Karnevalsgesellschaft mit der Ernennung Reicherts zum Ehrenstockbauern eine "wirklich gute Entscheidung getroffen".

"Mit der Ernennung zum Stockbauer ist mein Wunsch, einmal Bauer zu sein, doch noch in Erfüllung gegangen", meinte Reichert. "Ich wollte Koch oder Bauer werden, weil ich im Krieg viel Hunger gelitten habe", ergänzte der 71-Jährige. Viele Bauern der Region hätten ihm und seinen Eltern damals geholfen. Die Notzeit und die Hilfsbereitschaft haben ihn nach seinen Worten geprägt: "Ich hatte mir damals vorgenommen, mich später erkenntlich zu zeigen." Mit seinem Engagement für Wadern habe er die Arbeiten vieler Waderner unterstützen wollen. Ohne deren Aktivitäten wäre viel Kultur verloren gegangen und die Geschichte nicht wiederbelebt worden. Er fühle sich geehrt, alle Kriterien für die Aufnahme in den Kreis der Ehrenstockbauern erfüllt zu haben.

Auf einen Blick

Die Waderner Ehrenstockbauern: Herbert Klein +; Willi Bauer; Emil Molter +; Willi Weinen +; Friedrich Ebert; Otto Klinkhammer; Hermann Wedekind +; Will Danin; Berthold Müller; Klaus Meier +; Peter Latz; Otto Mörsdorf; Dr. Helmut Friedrich; Dr. Fitz Gard; Helmut Schuster +; Hans Peter Hartmann +; Josef Berg; Horst Reichrath; Walter Wollscheid; Dr. Klaus Aatz; Wolfgang Wagner; Raimund Hassler; Dieter Reichert. eb