Lernen, mit der Vergesslichkeit zu arbeiten Ein behüteter Bereich gibt Sicherheit

Lebach. Die Arbeiterwohlfahrt im Saarland hat ein Pilotprojekt "Stationäre Pflege und Betreuung demenzkranker Menschen" ins Leben gerufen. Dieses wird im Seniorenhaus am Markt in Lebach erprobt. Im April vergangenen Jahres wurde das Heim eröffnet

Lebach. Die Arbeiterwohlfahrt im Saarland hat ein Pilotprojekt "Stationäre Pflege und Betreuung demenzkranker Menschen" ins Leben gerufen. Dieses wird im Seniorenhaus am Markt in Lebach erprobt. Im April vergangenen Jahres wurde das Heim eröffnet. Awo-Landesgeschäftsführer Karl Fischer ging zu Beginn der Informationsveranstaltung auf die immer weiter steigende Zahl von Demenzkranken ein. 1,2 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Demenz, zwei Drittel davon haben Alzheimer. Jährlich erkranken 250000 Menschen neu. Bis zum Jahr 2050 müsse mit 2,6 Millionen Altersverwirrten gerechnet werden. Vor dem Hintergrund dieser Problematik habe die Awo mit Fachleuten ein spezielles Betreuungskonzept entwickelt. Im Lebacher Seniorenheim werde nun versucht, dieses umzusetzen. Pflegedienstleiterin Helga Maxmini stellte dann auch ausführlich das Haus vor. Neu sei in Lebach, dass die Heimbewohner in einzelnen Wohngruppen zu höchstens zwölf Personen leben. In den Gruppen bereiten sie auch mit Mitarbeitern ihre Mahlzeiten zu, essen gemeinsam. Auch ein beschützter Demenzgarten gehört zu dem neuen Konzept. Zuvor erklärte Dr. Jutta Becker anhand zahlreicher Beispiele die drei Stufen der Demenz. Was aber alle bräuchten, gleich in welchem Erkrankungsgrad sie sich befänden, ist ein "stützendes Milieu, das in Form von Begleitung, stressfreier Pflege, gemeinsamem Essen und überschaubaren Tagesabläufen besteht". Wichtig seien auch viele soziale Kontakte, am besten über den ganzen Tag verteilt. "Lieber 60 Mal eine Minute Zuwendung, als eine Stunde auf einmal." Wichtig sei auch, dass die Pflegenden um die Biografie der Bewohner Bescheid wissen. Angehörige geben da meist schon ein gutes Gerüst, es sei aber auch wichtig herauszuhören, was die Leute über sich selbst erzählen. Für Betroffene und Pflegende gelte: "Lernen, mit der Vergesslichkeit zu arbeiten."Frau Maxmini, wovon hebt sich das Seniorenheim in Lebach von anderen ab?Helga Maxmini: Eindeutig durch das Wohngruppenkonzept. Höchstens zwölf Personen leben in einer Wohngruppe. In den Wohngruppen wird auch gekocht, und die Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen. Hinzu kommt unser geschützter, ich sage lieber unser behüteter Bereich, zu dem ja auch der Demenzgarten gehört.Welche Erfahrungen haben Sie mit den speziellen demenziellen Einrichtungen, vor allem dem Demenzgarten, gemacht?Maxmini: Der Garten wird sehr gerne angenommen. Die Menschen, die dort leben, leben in ihrer Welt. Freuen sich allerdings auch über Kontakte von außen, von Angehörigen und Besuchern.Wie wird Ihrer Meinung nach die spezielle Betreuung der Demenzkranken von den Angehörigen angenommen?Maxmini: Sehr gut. Die Angehörigen integrieren sich. Sie helfen mit. Dabei werden nicht nur die eigenen Angehörigen miteinbezogen, sondern die ganze Gruppe.

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