Lebacher Geschichte erwandert

Lebach. Der Historische Verein Lebach (HVL) hatte zu einer "Kalenderwanderung" geladen. 25 interessierte Lebacher waren der Einladung gefolgt. Was ist nun unter einer Kalenderwanderung zu verstehen? Der Vorstand des HVL hatte die Idee, die Denkmäler und Kunstgegenstände, die im Historischen Kalender 2008 vorgestellt sind, zu erwandern

Lebach. Der Historische Verein Lebach (HVL) hatte zu einer "Kalenderwanderung" geladen. 25 interessierte Lebacher waren der Einladung gefolgt. Was ist nun unter einer Kalenderwanderung zu verstehen? Der Vorstand des HVL hatte die Idee, die Denkmäler und Kunstgegenstände, die im Historischen Kalender 2008 vorgestellt sind, zu erwandern. Vor Ort sollten die Autoren des Kalenders die jeweiligen Objekte zeigen und erklären. Los ging es in der Lebacher Pfarrkirche. Die katholische Kirche wurde 1883 errichtet; kürzlich beging man die 125 Jahre ihres Bestehens. Benno Müller erläuterte die sakralen Gebrauchsgegenstände, Albert Wagner die Kirche selber, Josef Heinrich den Taufstein und die Hagen'schen Grabplatten sowie Egon Groß das Pfarrhaus näher. Geschichte wurde dabei dadurch lebendig, dass es zu allen Objekten richtig spannende Geschichten zu erzählen gab. Eine Kostprobe: Der Hals des Messkelches ist deshalb leicht verbogen, weil er praktisch im letzten Moment, als die französischen Revolutionstruppen 1793 in Lebach einrückten und schon an der Kirchenpforte rüttelten, vor dem Zugriff der plündernden Soldaten gerettet wurde (und dabei war er wohl hingefallen). Besuch im Bonhoeffer-HausDie Wanderung führte weiter den Klopp hinauf zur Evangelischen Kirche, die 2007 100 Jahre bestanden hat. Im Namen des Presbyteriums empfing der Kirchmeister, Andreas Storb. Er hatte die Abendmahlgeräte aufgestellt, welche der Evangelischen Gemeinde 1887 von Nürnberger Glaubensbrüdern und -schwestern geschenkt wurden. Ein Rundgang durch das Dietrich-Bonhoeffer-Haus rundete den Besuch ab.Kriegerverein stiftet KreuzDie nächste Adresse war der Friedhof. Albert Wagner erläuterte dessen Entstehungsgeschichte, die noch von der Spaltung von evangelischer und katholischer Christenheit geprägt war. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde aus Platzmangel der Lebacher Kirchhof aufgelöst. Kürzlich erst konnte Wagner in Erfahrung bringen, was bisher nicht bekannt war: Das Friedhofskreuz, das übrigens vom baldigen Einsturz bedroht ist, wurde vom Lebacher Kriegerverein in Erinnerung an die gefallenen Lebacher Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871 und des preußisch-österreichischen Krieges 1866 gestiftet. Weiter ging es zum Hahn, wo die Familie Klaus das Anwesen "Meiersch-Haus" gekauft hat und dabei ist, es zu restaurieren. Alte Türstürze sind beredte Dokumente einer über den 30-jährigen Krieg hinaus weisenden Geschichte. Klaus Feld, der die "Hähninger" Geschichte intensiv aufgearbeitet hat, durfte behaupten, dass dieses Haus wahrscheinlich das älteste nicht nur in Lebach, sondern im ganzen Saarland ist. Den Abschluss bildete die Einkehr bei der Familie Groß in der Friedensstraße. Dort hatte Egon Groß noch einige bewundernswerte Stücke des Lebacher Kunsthandwerks ausgestellt: ein Ölgemälde des Laienmalers Franz Strässer, das Lebach kurz nach dem Krieg vom Broppert her zeigt, einen alten Opferstock sowie Rosen aus Eisen des Kunstschmiedes Josef Leutheuser. Der hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine Werkstatt in der Marktstraße/Ecke Mottener Straße. Des Weiteren gab's einen Abguss des Lebacher Propheten zu sehen, vermutlich eine mittelalterliche Altarfigur, die im Saarland-Museum aufbewahrt wird, sowie eine beeindruckende Historienmalerei des prächtigen Schlosses La Motte, welche Klaus Altmeyer mitgebracht hatte.

HintergrundDer Historische Kalender 2009, der sich mit den zwölf Kirchen der Stadt Lebach beschäftigt, ist ab dem 10. November erhältlich. Der Kalender kostet acht Euro und ist bei den bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Unter anderem in Lebach bei Foto Fercho, in der Buchhandlung Hell und bei Bücher Queisser. ab

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