Kalender Bilder zwischen Hoffnung und Heimweh

LEBACH · Flüchtlingsfrauen haben in der Landesaufnahmestelle in Lebach den DRK-Jahreskalender 2020 gestaltet.

 Die Frauen der Kunsttherapie-Gruppe mit ihrer Leiterin Soheila Emminghaus-Moghaddam (Sechste von links) und DRK-Präsident Michael Burkert (Dritter von rechts) bei der Vorstellung des Jahreskalenders 2020 in Lebach

Die Frauen der Kunsttherapie-Gruppe mit ihrer Leiterin Soheila Emminghaus-Moghaddam (Sechste von links) und DRK-Präsident Michael Burkert (Dritter von rechts) bei der Vorstellung des Jahreskalenders 2020 in Lebach

Foto: Axel Künkeler

Im psychosozialen Zentrum des DRK-Landesverbandes Saarland am Ankerzentrum in Lebach hat dessen Präsident Michael Burkert einen neuen Jahreskalender für das Jahr 2020 vorgestellt. Gestaltet ist der Kalender mit Werken von Flüchtlingsfrauen und jungen Mädchen aus dem Iran, dem Irak und aus Afghanistan. Die Frauen zwischen zwölf und 45 Jahren leben seit drei Monaten bis zu knapp zwei Jahren im Lebacher Ankerzentrum.

„Wir haben in den Bildern unsere Gefühle ausgedrückt“, erzählt eine der Frauen, die ihre Namen bewusst nicht nennen wollen. Die Gefühle sind sehr zwiespältig, schwanken zwischen der Hoffnung auf ein Leben in Freiheit und Gleichberechtigung sowie Trauer und Verzweiflung über den Verlust von Heimat und Familie. „Wut und Ohnmacht“ verspürt eine 38-jährige Frau aus dem Iran, die aber auch die „Hoffnung im Chaos“ sieht. Eine 18-jährige Iranerin sieht sich als einen „blühenden Baum, der vertrocknet und die Blätter verliert“.

Ein gleichaltriges Mädchen, das seit fast zwei Jahren mit seiner Mutter im Ankerzentrum lebt, vergleicht sich mit einer „Tulpe, die aus der Vase genommen ohne Wasser verwelkt“. In sehr einfühlsamen Gesprächen mit den Frauen bespricht Michael Burkert jedes einzelne Bild und die Situation der Flüchtlinge. Dabei kommen bei einigen die Gefühle wieder hoch, es fließen Tränen. „Hier kann ich nie so glücklich sein“, sagt eine 34-Jährige und weint, „weil ein Teil von mir ist bei meiner Familie im Iran.“

Zum Glück sei wieder etwas Ruhe in die Asyl-Diskussion gekommen, dabei werde aber leider oft vergessen, „wie es den Menschen geht“, bedauert der DRK-Präsident. Der Kalender solle nun dafür verstärkt sensibilisieren. „Die künstlerisch beeindruckenden Werke lösen ganz viel Empathie beim Betrachter aus“, lobt Burkert. Allein die Möglichkeit, ihre Gefühle ausdrücken zu können, habe sie befähigt, so gut zu malen, erläutert eine der Frauen.

Entstanden sind die 14 Gemälde in regelmäßigen Treffen einer Kunsttherapie-Gruppe, die von Soheila Emminghaus-Moghaddam geleitet wird. Die Kunsttherapie soll den Frauen helfen, die traumatisierenden Erfahrungen ihrer Flucht wie die Ungewissheit ihres Lebens in Deutschland zu verarbeiten. Das Projekt wird vom saarländischen Innenministerium seit Februar 2019 bis zum Ende der Pilotphase des Ankerzentrums im März 2020 gefördert. Dort im Psychosozialen Zentrum des DRK-Landesverbandes werden Flüchtlinge und Asylbewerber von Psychologen und Therapeuten, Sozialarbeitern und sogenannten Kulturmittlern betreut.

Der erstmals hergestellte Kalender wurde vom DRK-Landesverband Saarland zunächst in einer Auflage von 200 Exemplaren produziert. Die ersten Kalender überreichte Präsident Michael Burkert an die Frauen selbst. Als Weihnachtsgabe wurde der Kalender an die Partner des DRK verschickt. Ein Verkauf des Kalenders ist aktuell nicht geplant, wird aber auch ausdrücklich nicht ausgeschlossen. „Das können wir uns bei entsprechender Nachfrage sehr wohl vorstellen“, sagt Burkert. Auch größere Stückzahlen, etwa bei Firmen-Bestellungen, sei kein Problem, ergänzt Pressesprecher Nicola Lehberger.

Wer Interesse an dem Kalender hat, sollte sich an die Pressestelle des DRK wenden: Telefon (06 81) 50 04-0 oder per Email: presse@lv-saarland.drk.de.

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