bahn Kulturdenkmal existiert nicht mehr

Lebach. · Das denkmalgeschützte historische Stellwerksgebäude im westlichen Bereich des Bahnhofs Lebach wurde vor einigen Monaten abgerissen. Bahnfreunde sind entsetzt.

Viele Eisenbahnfreunde in der Region sind geschockt und enttäuscht! Das 1990 unter Denkmalschutz gestellte mechanische Wärterstellwerk LW im westlichen Flügel des Bahnhofs Lebach wurde abgerissen. Hierüber informierten Eisenbahnfans kürzlich unsere Zeitung.

Auf Nachfrage bestätigten die Stadtverwaltung Lebach und das staatliche Konservatoramt Saarbrücken die Maßnahme.

Demnach erfolgte der Abriss des Stellwerks der Bauart Jüdel bereits im Herbst 2017 auf Veranlassung der Lebacher Grundstücksgesellschaft mbH, einer Tochtergesellschaft der Stadt, im Einvernehmen mit der Denkmalschutzbehörde. Mit dem Abriss des Stellwerksgebäudes wurde laut Aussage der Stadtverwaltung auch das teilweise noch vorhandene historische Interieur entsorgt. „Noch brauchbare Teile des früheren mechanischen Stellwerkes hatten wir den Eisenbahnfreunden Losheim angeboten, die jedoch kein Interesse daran bekundeten“, hieß es in der Stellungnahme von Toni Bartz, Pressesprecher der Stadt Lebach.

Als Grund für den Abriss nannte Bartz den desolaten und maroden Zustand des Stellwerks nach wiederholtem Vandalismus und einem Brand.

Die enttäuschten Eisenbahnfans fragen sich jedoch, wie der Abriss in Einklang zu bringen ist mit dem Denkmalschutz. Stellwerk LW, 1910/1911 zeitgleich mit dem Lebacher Fahrdienstleiterstellwerk LF gebaut, war am 29. November 1990 als schützenswertes Kulturdenkmal ausgewiesen worden. Die Anregung dazu kam von Alois Bauer, einem damals in Landsweiler wohnenden Bahnfreund. „Für die Eisenbahngeschichte des Saarlandes sind die mechanischen Lebacher Stellwerke von besonderer Bedeutung“, schrieb der damalige stellvertretende Landeskonservator Georg Skalecki an die Bundesbahndirektion. Der Denkmalschutz erstrecke sich auf die gesamte bauliche Anlage, einschließlich Hebel, Spannwerke und Drahtzugeinrichtungen, hieß es in dem Schreiben von 1990.

„Von diesen Vorgaben haben die Eigentümer ja fast nichts umgesetzt“, kritisiert der Theologe und Bahnfreund Bauer. Er wohnt heute in Bingen. „Ich war sehr irritiert und geschockt als ich bei einem Heimatbesuch im Oktober 2017 zufällig feststellte, dass alles weg war“, sagte Bauer.

„Vor dem Abbruch des Stellwerkes wurden Umnutzungs- und Instandsetzungsvarianten geprüft, um eventuell eine wirtschaftlich zumutbare Sanierung des Gebäudes anzugehen, was jedoch nicht realisierbar war“, heißt es in der Stellungnahme von Marija Herceg, Pressesprecherin des Bildungs- und Kulturministeriums. Zudem bestätigte sie, dass in den letzten 20 Jahren immer wieder in das Stellwerksgebäude eingebrochen und dabei Teile der historischen Inneneinrichtung zerstört oder stark beschädigt wurden.

„Das Interieur des Stellwerks war fast nur noch eine Ruine“, teilte Richard Wagner, Vorsitzender des historischen Vereins Lebach, auf Nachfrage mit. Er geht davon aus, dass das Gebäude auch abgerissen wurde, um Platz für neue Einrichtungen der Saarbahn zu schaffen.

Kein Verständnis für diese Ab­rissaktion hat auch der Eisenbahnfotograf Manfred Britz aus Eppelborn. „Sicherlich lässt sich nicht alles dauerhaft erhalten, es braucht ja auch Geld, aber oft lässt man trotz angeordnetem Denkmalschutz etwas verrotten oder verfallen, bis keine Sanierung mehr möglich ist“, sagt Britz.

Er und Bauer hoffen nun, dass wenigstens das 2009 außer Betrieb genommene Lebacher Fahrdienstleiterstellwerk LF als eines der beiden letzten dieser Art im Saarland erhalten bleibt. „Vielleicht können sich engagierte Eisenbahnfans oder der historische Verein um den Erhalt von LF kümmern und es in ein kleines Museum umfunktionieren“, regt Bauer an. Doch trotz wiederholter schriftlicher Anfrage äußerte sich die zuständige Pressestelle der Bahn in Frankfurt bisher nicht zu diesem Thema.

Weitere Infos im Internet:

 Dort, wo bis Herbst 2017 Stellwerk LW stand, sind derzeit Bauarbeiten im Gange.

Dort, wo bis Herbst 2017 Stellwerk LW stand, sind derzeit Bauarbeiten im Gange.

Foto: Foto: Dieter Lorig
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort