Kein Ruf nach dem Staat

Die Preußen kamen im Jahr 1816 in die Landkreise, sie hatten nach heutiger Einschätzung harte Startbedingungen. 1816/17 waren katastrophale Erntejahre in unserem noch ganz landwirtschaftlich geprägten Alltag. Eine antipreußische Reaktion ergab sich so wenig wie eine staatliche Hilfe

Die Preußen kamen im Jahr 1816 in die Landkreise, sie hatten nach heutiger Einschätzung harte Startbedingungen. 1816/17 waren katastrophale Erntejahre in unserem noch ganz landwirtschaftlich geprägten Alltag. Eine antipreußische Reaktion ergab sich so wenig wie eine staatliche Hilfe.Die einzige staatliche Regelung bestand darin, dass die preußische Regierung aus dem Osten Getreide herbeischaffen ließ. Das war lediglich eine "logistische Wirtschaftshilfe". Eine Hilfe vor Ort sah völlig staatsunabhängig anders aus.

Es bilden sich Hilfsvereine zur Abwehr der Not. Im Kreis Saarlouis derer fünf. Der Armenhilfsverein Lebach bringt Naturalien im Wert von 433 Thalern und 18 Silbergroschen auf. Das waren vier Jahresgehälter damaliger männlicher Lehrer (Lebach hatte gerade mal etwas mehr als 1000 Einwohner mit allen Filialorten der Bürgermeisterei). Solcherlei Großzügigkeit begegnet uns in den Jahren danach wiederholt.

Die staatliche Kreisebene begnügt sich am 24. September 1816 damit, Maßregeln zu veröffentlichen, um die spärlichen "nassen Früchte" vor der Gefahr des Verderbens, "womit sie bedroht sind", zu bewahren. Die Staatsferne und die Selbsthilfe waren alles Tagesgeschehen begleitende Merkmale im 19. Jahrhundert, wenigstens bis zu den Sozialgesetzen aus der Bismarckzeit.

Der Staat gab Rat, Tat gab er nicht.

Im Lebacher Stadtarchiv schlummern unendlich viele Geschichten, die nur darauf warten, ausgegraben zu werden. Seit Jahren ordnet und durchforstet Albert Wagner aus Lebach die Bände des Archivs. In einer Serie "Akten erzählen Geschichte(n)" stellt er in der Saarbrücker Zeitung seine Entdeckungen aus dem Archiv vor.

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