Jeder bringt sich mit dem ein, was er noch kann

Steinbach/Lebach. Die Osterdeko für die Fenster des Café Plauderstübchens in Steinbach ist fertig. Küken und Hasen wurden aus Wolle und Pappe gebastelt. Das ist nur eine der vielfältigen Beschäftigungstherapien, die zum Betreuungsangebot der Caritas Sozialstation Lebach-Schmelz für an Demenz Erkrankte gehören

 Astrid Niehren (Zweite von rechts) und Edith Thewes (Zweite von links) kümmern sich um die Gäste. Foto: Thomas Seeber

Astrid Niehren (Zweite von rechts) und Edith Thewes (Zweite von links) kümmern sich um die Gäste. Foto: Thomas Seeber

Steinbach/Lebach. Die Osterdeko für die Fenster des Café Plauderstübchens in Steinbach ist fertig. Küken und Hasen wurden aus Wolle und Pappe gebastelt. Das ist nur eine der vielfältigen Beschäftigungstherapien, die zum Betreuungsangebot der Caritas Sozialstation Lebach-Schmelz für an Demenz Erkrankte gehören. Zweimal die Woche, dienstags und donnerstags, können Angehörige ihre kranken Familienmitglieder dort für einige Stunden in die Betreuung geben.Die Kosten dafür werden bis zu einem bestimmten Betrag von der Pflegeversicherung übernommen, erklärt Astrid Niehren, die für dieses Projekt mitverantwortlich zeichnet. "Wichtig für unsere Patienten sind Rituale", erklärt die Demenzfachkraft. "Wir beginnen meistens mit einem Lied." Dass das Singen den älteren Menschen Freude macht, merkt der Besucher sofort. Die Melodie haben sie noch gut im Ohr, den Text können sie in einem eigens für sie gestalteten Liederheft nachlesen. Die große Schrift erleichtert dies. Betreut werden können pro Gruppe maximal neun Personen. Ehrenamtliche wie Edith Thewes unterstützen die Caritas-Mitarbeiter. Vier bis fünf, meist Frauen, helfen an den zwei Tagen im Café Plauderstübchen. Insgesamt hat die Caritas 28 Alltagsbegleiter ausgebildet, die Menschen auch zu Hause stundenweise betreuen.

Donnerstags wird gemeinsam gekocht. Jeder bringt sich mit dem ein, was er noch kann. Da werden Kartoffeln geschält, Gemüse geputzt, Obst klein geschnitten. Nieheren: "Meist bereiten wir Fingerfood vor." Gemeinsam wird dann auch gegessen. Während des Kochens wird viel von früher erzählt, was es damals zu essen gab, wie viele Personen immer am Tisch gesessen oder welche Utensilien es damals in den Küchen gab, Kriegserlebnisse kommen zur Sprache oder wie es in der Kindheit war. Einige alte Gegenstände - wie ein Schneebesen - wurde der Einrichtung aus Haushaltsauflösungen geschenkt. "Diese Dinge erinnern immer wieder einige an früher", sagt Niehren.

Die Gäste kommen aus Lebach und Umgebung. Sie sind zwischen 68 und 91 Jahre alt. Geplant ist, einen Fahrdienst einzurichten, damit auch die kommen können, die niemanden haben, der sie ins Café Plauderstübchen fährt.

Nach dem Essen können alle eine kurze Mittagsruhe einlegen. Dafür gibt es eine eigene Wohnung. Doch bevor es ans Kaffeetrinken geht, wird noch etwas unternommen. Das kann spazieren gehen sein, sich mit dem Schwingtuch bewegen oder Fußballspielen. Einer der Gäste spielte früher aktiv Fußball. Und bei diesem Stichwort geht ein Leuchten über sein Gesicht. "Am meisten freut er sich, wenn ich im Tor stehe, denn dann ist jeder Schuss von ihm ein Treffer", gesteht Astrid Niehren. Und alle lachen.

Café Plauderstübchen, Steinbach, Hauptstraße, Betreuung dienstags von 14 bis 17 Uhr und donnerstags von zehn bis 17 Uhr. Infos unter Telefon (0 68 88) 5 81 01 18.

"Wichtig für unsere Patienten sind Rituale."

Astrid Niehren

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Zeit schenken

Von SZ-RedakteurinMonika Kühn

 Astrid Niehren (Zweite von rechts) und Edith Thewes (Zweite von links) kümmern sich um die Gäste. Foto: Thomas Seeber

Astrid Niehren (Zweite von rechts) und Edith Thewes (Zweite von links) kümmern sich um die Gäste. Foto: Thomas Seeber

Zeit schenken. Ich erlaube mir zu sagen, dass dies eines der größten Geschenke ist, die wir unseren Mitmenschen machen können. Es ist doch oft viel leichter, ein paar Blumen - nichts gegen solche Grüße - per Bote zu schicken, als selbst jemanden zu besuchen. Die Demenzbetreuung im Café Plauderstübchen ist solch ein Beispiel. Zeit schenken die Ehren- und die Hauptamtlichen den Kranken und gleichzeitig deren Angehörigen. Denn auch diese brauchen mal ein paar Stunden Zeit für sich. Auch die Schenker profitieren, das habe ich bei meinem Besuch gemerkt. Denn das gemeinsame Singen und Spielen hat allen Freude bereitet.

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