Rückgang der Population der Artenvielfalt im Landkreis Saarlouis kann gestoppt werden Den Rückgang der Populationen stoppen

Eidenborn · Die Vereinigung der Jäger im Landkreis stellte in Eidenborn ihr neues Projekt zur Erhaltung der Artenvielfalt vor.

 Für eine artenreiche Kulturlandschaft: In Eidenborn haben die Jäger die erste Musterbiotopfläche im Landkreis Saarlouis angelegt.

Für eine artenreiche Kulturlandschaft: In Eidenborn haben die Jäger die erste Musterbiotopfläche im Landkreis Saarlouis angelegt.

Foto: Dieter Lorig

Der stetige Rückgang von Populationen typischer Wildtiere und Insektenarten in unserer Natur lässt sich verhindern. Wie, darüber informierte die Kreisgruppe Saarlouis der Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS) während einer Veranstaltung im Eidenborner Kulturzentrum. Dort konnte Kreisjägermeister Jürgen Schmitt mehr als 50 Besucher begrüßen. Anschließend stellte Berufsjäger und Wildmeister René Wiese das Projekt „Artenreiche Kulturlandschaft Saarlouis“ in einer Präsentation vor. Er betreut das vor zwei Jahren initiierte Projekt professionell in Kooperation mit dem Umweltministerium, der Universität des Saarlandes, den Imker- und Bauernverbänden.

So haben die Jäger im Kreis Musterbiotope für die Dauer von jeweils sechs Jahren auf einer Gesamtfläche von 500 Hektar angelegt. Die Jägerschaft sieht ihr beispielhaftes Projekt, für das sie weitere Flächen sucht, als Beitrag, um die Artenvielfalt wieder zu steigern. „Wir können bereits beachtliche Erfolge nachweisen und hoffen, dass unsere Erkenntnisse in das EU-Greening-Verfahren einfließen werden“, sagt Kreisjägermeister Schmitt. Beim Greening erhalten Landwirte Geld, wenn sie bestimmte Bodenbewirtschaftungsmethoden anwenden und dabei Vorgaben des Umwelt- und Klimaschutzes einhalten. „Wir wären froh, wenn uns auch die Kommunen bei unserer Arbeit unterstützen würden, die wir ehrenamtlich und teilweise mit privaten Mitteln leisten“, sagt Schmitt. Ziel der Jäger ist unter anderem, die Zahl der jagdbaren Wildtiere wieder anteilsmäßig zu steigern. So ist laut Wildmeister Wiese beispielsweise der Bestand an Rebhühnern auf den Fluren bundesweit seit 1980 um 93 Prozent zurückgegangen. Auch die Gesamtzahl der Feldlerchen und -sperlinge habe sich fast halbiert. Zudem gebe es bei Fasanen, Kiebitzen und Wildbienen einen massiven Schwund. Als Grund für den Rückgang der Artenvielfalt sieht Wiese die veränderte Agrarbewirtschaftung. Diese erfolge heute im Gegensatz zu früher nur noch mit Motorfahrzeugen. Kritisch sieht Wiese auch den intensiven und großflächigen Gemüse- sowie Heidekrautanbau und das Mulchen durch die Landwirte. „Ebenso schädlich für die Natur ist das vielerorts praktizierte Mähen von Gras zu unpassenden Zeiten“, betont Wiese. Er hat absolut kein Verständnis, dass sich Hauseigentümer zunehmend Steingärten anlegen. In derartigen Steinwüsten fänden sich keine Insekten mehr. „Vögel finden auf unseren Fluren während ihrer Brutzeit immer weniger Deckung und benötigen als Nahrung Insekten, die es kaum noch gibt“, klagt René Wiese. Der Rückgang der Insektenpopulation verlaufe parallel zum Rückgang der Weideviehhaltung. „Wo kein Dung, dort gibt es auch keine Insekten mehr“, sagt Wiese.

Um den Trend zu stoppen, haben die Jäger in 31 ihrer 78 Reviere im Kreis, darunter in Eidenborn, Berus, Piesbach und Ensdorf, Musterbiotope angelegt. „Darin haben wir auf vielen schmalen Streifen unterschiedliche Pflanzen wie Rotklee, Knaulgras und Sonnenblumen nebeneinander angesät und so vor allem den Bodenbrütern wieder gute Lebensräume verschafft“, erzählt Kreisjägermeister Schmitt. Seitdem wachse beispielsweise die Population der Feldlerchen und Fasane wieder. „Aber auch die Jagd auf Raubwild muss im rechtlichen Rahmen ausgeweitet werden“, fordert Wiese. „Wir müssen jetzt handeln, um den Rückgang der Populationen zu stoppen“, sagt Besucher Richard Kallenborn, Jagdvorsteher aus Piesbach.

 Kreisjägermeister Jürgen Schmitt (links) und Wildmeister René Wiese stellten das Musterprojekt zur Erhaltung der Artenvielfalt vor.

Kreisjägermeister Jürgen Schmitt (links) und Wildmeister René Wiese stellten das Musterprojekt zur Erhaltung der Artenvielfalt vor.

Foto: Dieter Lorig

Der Aschbacher Bernd Schirra holte sich bei der Veranstaltung Anregungen, um eigene Biotopflächen auszuweisen. „Wir brauchen wieder mehr Niederwild”, sagt Jägerin Marion Weissmann, die in Wallerfangen ein Revier betreut.

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