Hier leben Mensch und Tier miteinander im Einklang

Lebach · Mensch und Natur können sich einen neuen Lebensraum teilen, sie müssen keine Konkurrenten sein. Schönes Beispiel: Biathleten und Fledermäuse teilen sich in Lebach eine ausgediente Schießanlage der Bundeswehr.

 Sehr selten: Eine Kleine Bartfledermaus.

Sehr selten: Eine Kleine Bartfledermaus.

 Der ehemalige Schießstand ist nun die Behausung zahlreicher Fledermäuse. Fotos: Rolf Klein

Der ehemalige Schießstand ist nun die Behausung zahlreicher Fledermäuse. Fotos: Rolf Klein

Lange hatte der einzige Biathlon-Verein im Saarland eine Trainingsstätte gesucht. Nichts war von Dauer. Und nirgends konnte das 2008 gegründete Biathlon Team Saarland Skilangklauf (auf Skirollern) und Kleinkaliberschießen gleichermaßen trainieren. Seit Mai haben sie den idealen Ort, wie Trainer und Vorsitzender Peter Steffes sagt. "Der einzige Trainingsort für unseren Sport im ganzen Südwesten." 250 Kilometer entfernt ist der nächste, in Baden-Württemberg, 400 Kilometer der übernächste, im Sauerland.

Den vor zehn Jahren aufgegebenen Schießplatz der Bundeswehr hat die Stadt Lebach gekauft und verpachtet: an ADAC und das Biathlon Team mit 47 Mitgliedern. Und an Fledermäuse, die keine Pacht zahlen.

Zur Genehmigung brauchte der Verein eine aufwendige Prüfung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (Bimsch) und ein Gutachten, das prüfen sollte, ob nicht Tierarten durch das Training gestört würden. Rolf Klein, Planungsbüro Milvus, schlug ein Vorgutachten vor: Das verkürzt die Dauer und gibt zunächst eine Prognose ab. Die war, sagt Klein, für den Verein günstig. Blieben aber die Ausgleichsmaßnahmen, die dem Verein auferlegt waren, auch wenn er baulich fast nichts veränderte.

Umrüstung der Schießbahn

Klein entwickelte eine Variante des üblichen Ausgleichs. Er schlug vor, eine der Schießbahnen als Heimat für Fledermäuse zu reservieren. Der Verein war sofort dabei. Also wurde umgerüstet. Schussblenden, die einst verirrte Geschosse auffingen, wurden mit kleinen Löchern versehen. Durch sie können Fledermäuse in die Hohlräume hinter der Holzverkleidung schlüpfen. Ein unterirdischer Laufgang wurde mit einfachen Mitteln zum Winterquartier umgebaut. Und ein alter Schuppen wurde eine Art Fledermaus-Hotel. Die nur einmal im Jahr gemähten Wiesen werteten die Fläche weiter auf.

Heute, etwa ein Jahr später, sagt Klein: Jeder ist zufrieden, Mensch und Natur. Seit beide sich hier neu niedergelassen haben, ist es besser als vorher. Naturschutz ist da noch nicht einmal ein Kompromiss."

Nur Kotreste zeigen an, dass Fledermäuse tatsächlich schon da waren. Von einer weiß man es genau: die Kleine Bartfledermaus. Das einzig bekannte Exemplar im Saarland, freut sich Klein. "Ich habe sie sogar in die Hand genommen. Nur so kann man sie von der Großen Bartfledermaus unterscheiden."

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