Feuerwehr Lebach Keine Neugründung, aber ein Neuanfang

Lebach · Zum 150-jährigen Bestehen der Feuerwehr Lebach erscheint ein Buch, das mehr ist als nur eine Chronik. Vorab gibt es einige Einblicke.

 Im Wochentakt mussten Listen ausgefüllt werden, manchmal sogar zweisprachig. Und immer wurde gedrängt mit „sofort“, „eilt“ oder gar „eilt sehr“.

Im Wochentakt mussten Listen ausgefüllt werden, manchmal sogar zweisprachig. Und immer wurde gedrängt mit „sofort“, „eilt“ oder gar „eilt sehr“.

Foto: feuerwehr/Feuerwehr

In diesem Jahr feiert die Lebacher Feuerwehr ihr 150-jähriges Bestehen. In diesem Zusammenhang wird auch ein Buch zur Geschichte der Feuerwehr herausgegeben, in das die Autoren bereits im Vorfeld ein paar Einblicke gewähren. Im Folgenden schildern Martin Hell und Michael Seifert die Arbeit der Wehr während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.

Über den Zeitabschnitt von 1945 bis 1949 sind wir wider Erwarten gut informiert. Auch hier ist das Archiv der Stadt Lebach eine wahre Fundgrube. Das hängt damit zusammen, dass die französische Militärregierung ab 1945 schlichtweg über alles informiert werden wollte – und im Wochentakt mussten Listen ausgefüllt werden, manchmal sogar zweisprachig. Und immer wurde gedrängt mit „sofort“, „eilt“ oder gar „eilt sehr“ – und das dann unübersehbar, richtig Druck machend, in einer Vielzahl von Varianten: in Blau, in Rot, handschriftlich oder später mit Stempel, unterstrichen und/oder mit Ausrufezeichen.

Vermittler zwischen der Militärregierung und der Kommune sei dabei in der Regel das Landratsamt gewesen. Für die Feuerwehr am Ort und für die Gemeinde wurde das alles zunehmend zermürbend, denn beide sahen zurecht in dieser Listenmanie nichts als pure Schikane. Das ging dann sogar so weit, dass im Oktober 1946 der gestandene Amtswehrführer Nikolaus Kallenborn sein Amt aufgab – und erst im Frühjahr 1948 wieder zur Mitarbeit gewonnen werden konnte.

Eigentlich war 1945 aber auch nichts mehr da: Nach einem Luftangriff auf Eidenborn am 20. Januar 1945 beispielsweise, bei dem acht Menschen getötet wurden, standen sieben Wassereimer und Sand zur Verfügung. „Löschung nicht erzielt“ hieß es dann – wenig überraschend – in dem entsprechenden Rapportbogen.

Es gab gerade noch zehn einigermaßen tragbare Uniformen – alle anderen Materialien und Gerätschaften wurden entweder völlig zerstört oder waren unbrauchbar.

Das Problem für die Franzosen war nach 1945 zunächst, dass einerseits der Brandschutz am Ort und in der Fläche sichergestellt werden sollte, andererseits aber kaum andere Feuerwehrmänner das garantieren konnten als die, die schon vor 1945 aktiv waren. Die Franzosen wollten hier einen Weg finden, wie man mit möglichst wenig ehemals feindlichen Nazis einen möglichst ausreichenden Brandschutz garantieren kann. Dazu haben die Franzosen offensichtlich Konstanten gebildet, die sich ablesen lassen, die aber nicht erklärt werden – zumindest nicht in den uns vorliegenden Quellen.

Die Franzosen wollten alles wissen über die Anzahl und den Zustand der Gebäude/Gerätehäuser, über Fahrzeuge und fahrbare Gerätschaften, über die Ausrüstung, über Einsatzkleidung und Uniformen, über Kenntlichmachung der Einsatzkräfte an der Einsatzstelle oder im Ort, vor allem weil ja keine Uniformen usw. mehr vorhanden waren. Ganz wichtig für die Franzosen war auch, wer in Zukunft an der Spitze der Feuerwehr stehen soll und dass die Feuerwehr nicht zu stark an Macht wurde.

Die Kontingentierung der Mannschaft war ein spannender Aspekt, denn er sah glatt die Halbierung der Mannschaft vor. Was tun? Dringend gebrauchte Feuerwehrmänner entlassen? Das konnte man sich in diesen Jahren schlichtweg nicht leisten, weil jede helfende Hand gebraucht wurde. Welche Namen sollten den Franzosen gemeldet werden? Bei den Sichtungen der Meldelisten im Archiv haben wir etwas gebraucht, bis bei uns dann endlich der Groschen gefallen ist. Es wurden Doppellisten geführt. 27 Namen wurden den Franzosen gemeldet – und 45 Namen waren für die Lebacher Akten. Darin wurde die Feuerwehr auch von dem damaligen Kreisbrandmeister Johann Hoffmann unterstützt.

Der Wiederaufbau ging also schleppend, aufgrund vieler Hürden und Schikanen der Militärregierung. Erst 1949 konnte man wieder von einem einigermaßen normalen Dienstbetrieb sprechen. Das Foto stammt aus diesem Jahr.

14. Juni, 19 Uhr, Buchvorstellung im Rathaus: Martin Hell und Michael Seifert: „112/150 wenn es brenzlig wird“. 21. bis 23. Juni: 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Lebach und 84. Kreisfeuerwehrtag.

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