Lutherspiel „Etwas antikatholisch ist euer Stück schon“

Lebach · Kabarettistisches Lutherspiel „Linksdrehende Holzwürmer“ begeisterte die Besucher.

 Beim kabarettistischen Lutherspiel gingen .Martin Luther (Marlene Schenk) und sein Freund Philipp (Wolfram Schiffler) die 95 Thesen durch.

Beim kabarettistischen Lutherspiel gingen .Martin Luther (Marlene Schenk) und sein Freund Philipp (Wolfram Schiffler) die 95 Thesen durch.

Foto: Thomas Seeber

„Kirche überfüllt!“ Gleich zwei Mal konnte Küsterin Nicole Schneider dieses Schild an die Kirchentür der evangelischen Kirche in Lebach hängen. Zum Abschluss des Reformationsjubiläums war die evangelische Kirche und das Gemeindezentrum sowohl morgens beim Gottesdienst als auch am späten Nachmittag zum Lutherspiel proppevoll. Beim Gottesdienst wirkten auch der katholische Pfarrer Hermann Zangerle und Gemeindereferentin Marlene Schenk mit. Eigens zu dem Jubiläum war der Projektchor „Luther meets Gospels“ gegründet worden, der zusammen mit einem Bläserensemble den Gottesdienst umrahmte.

Ab 12 Uhr drehte sich neben dem Gotteshaus ein Wildschwein am Spieß. Frank Hepp und Paul Ziegler gingen routininiert ans Werk, um die Besucher am Abend mit einem mittelalterliche Mahl zu überraschen. Lutherbier und Martins­tropfen durften selbstverständlich nicht fehlen. Das Mittelalter sollte auch kulinarisch für die Gäste erlebbar gemacht werden, war ein Tenor der Veranstaltung.

Während sich draußen die Wutz drehte, wurde drinnen das kabarettistische Lutherspiel „Linksdrehende Holzwürmer oder was 1517 tatsächlich geschah“ aufgeführt. Das Stück beschrieb Stationen auf dem Weg Luthers von ersten Zweifeln an kirchlichen Praktiken bis zum Reichstag in Worms, wo er den Widerruf seiner Thesen ablehnte. Natürlich wurde an Kritik an der Ablasspraxis der damaligen Kirche in diesem Theaterstück nicht gespart. „Etwas antikatholisch ist euer Stück ja schon...“ – dieser Satz fiel im Verlauf des Stücks. Die Schauspieler waren Laien aus dem Kreis der Gemeindemitglieder und deren Umfeld. Martin Luther wurde von der katholischen Gemeindereferentin Marlene Schenk gespielt. Jede Szene wurde von Pfarrerin Andrea Sattler und Pastor Hermann Zangerle innerhalb des Stücks kommentiert, auch die evangelische Kirche kam nicht immer ungeschoren davon. Mittelalterliche Tänze, von der Frauengruppe der Gemeinde eingeübt, und Gesänge sorgten zwischen den Szenen für eine Atmosphäre wie zu Zeiten der Reformation. Ideenreich und mit viel Fantasie sorgte das Theaterstück für Lacher, es stimmte aber auch schon mal nachdenklich. „Alles hat sich so, oder so ähnlich oder gar nicht so zugetragen“, hieß es denn zur Einführung. Autor Michael Luckhaus ließ des Besuchern noch reichlich Platz für eigene Gedankengänge.

Nach fast 90 Minuten Kabarett bedankte sich Pfarrerin Sattler bei allen Akteuren mit einer „Süßen Sünde“, bevor das Mahl à la Mittelalter serviert wurde.

 So ein Schild findet sich nicht allzu oft an Gotteshäusern.

So ein Schild findet sich nicht allzu oft an Gotteshäusern.

Foto: Michael Kühn

Es wirkten mit: Andrea Sattler, Hermann Zangerle, Marlene Schenk, Wolfram Schiffler, Ursula Conrad, Petra Ferdinand-Storb, Elmar Schützek, Andreas Storb, Michael Luckhaus, Jakob Luckhaus, Peter Rück, Ute Schumacher, Luisa Schumacher, Raimund Conrad, Robin Schumann.

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