Die dichtende Mina hat ihren Humor stets bewahrt

Lebach · Alte Menschen, die in ein Heim umziehen, bringen oft Lieblingsfotos aus ihrem langen Leben mit. Darüber erzählen sie in einer SZ-Serie. Heute: Irminia Naumann, die im Awo Seniorenheim Am Markt in Lebach lebt.

 Irminia Naumann, 97 Jahre, lebt heute in Lebach. Fotos: H. Jenal

Irminia Naumann, 97 Jahre, lebt heute in Lebach. Fotos: H. Jenal

 Früher trat sie bei Weihnachtsfeiern des Turnvereins als Engel auf.

Früher trat sie bei Weihnachtsfeiern des Turnvereins als Engel auf.

Wer immer Irminia Naumann im Awo Seniorenheim Am Markt in Lebach besucht, der sollte ein wenig Zeit mitbringen. Denn zu erzählen hat die 97 Jahre alte Aschbacherin, von allen liebevoll nur Mina genannt, mehr als genug. Begrüßt werden Gäste in ihrem Zimmer mit einem Gedicht. Das stammt aber nicht aus einem Lyrikband oder aus der Schulzeit der Seniorin. Nein, sie hat es selbst geschrieben, ein ganzes Buch sogar: "Ich habe die Gedichte und Geschichten am Computer aufgeschrieben, doch der ist oft zu langsam. Da habe ich keine Geduld, wenn der immer abstürzt." Ihre Reime handeln von Gott und der Welt, davon, dass sie nicht singen und tanzen kann, sie ranken sich auch um die Frage, warum sie denn nur 1,50 Meter misst. "Den Humor , den darf man auf keinen Fall verlieren", betont sie.

Geboren wurde Mina Naumann im Jahr 1919 als ältestes von acht Kindern. Nach der Volksschule ging es in die Landesstudienanstalt, mit 80 Mädchen in einer Klasse, berichtet sie.

Naumann wurde Kindergärtnerin, später hat sie sich noch weiter qualifiziert, erledigte einige Jahre in einem Hotel im Kleinwalsertal die Buchführung.

Doch nach dem Krieg zog es sie zurück in die Heimat, dort lernte sie ihren Mann Julius kennen: "Wir waren 52 Jahre glücklich verheiratet." Vier Kinder, acht Enkel und drei Urenkel hat die 97-Jährige. "Ich bin bekannt wie ein bunter Hund", antwortet sie auf die Frage, ob sie auch in ihrer neuen Wohnstätte in Lebach Besuch bekommt. Nicht nur in dem Haushaltswarengeschäft, das sie Jahrzehnte mit ihrem Mann geführt hat, war sie sehr aktiv, auch in den Aschbacher Vereinen: Wie das Foto zeigt, war sie unter anderem 15 Jahre lang der Engel des Turnvereins Aschbach.

"Ich habe an der Weihnachtsfeier immer Geschichten erzählt, dazu gab es natürlich auch Verse von mir, und eine Nuss mit einem Spruch als kleines Geschenk durfte auch nicht fehlen", erinnert sie sich. Aber auch an der Fastnacht war Naumann gern gesehener Gast, sie hat unter anderem sogar mal den Entertainer Harald Juhnke nach Aschbach geholt. Am liebsten, sagt sie, nimmt sie aber sich selbst auf die Schippe.

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