Geschlossen: Musikladen in Lebach Der nächste Traditionsladen macht dicht

Lebach · Nach 40 Jahren hat Günter Staub, Inhaber von Shiva Music, sein Geschäft am Bitscher Platz in Lebach aufgegeben.

 Ein letzter Blick in Günter Staubs Laden: Poster erinnern an Konzerte, die er organisiert hat.

Ein letzter Blick in Günter Staubs Laden: Poster erinnern an Konzerte, die er organisiert hat.

Foto: Dieter Lorig

„Ich danke allen für alles“, steht kurz und bündig auf einem Blatt Papier an der Eingangstür. Bei Shiva Music in Lebach, Am Bahnhof 5, ist die Tür seit Ende Dezember zu.

Inhaber Günter Staub ist zwar noch tätig, aber nur zum Ausräumen. Vor der Tür steht ein Auto mit Anhänger, innen sind Kartons zu sehen und Stapel von Sachen, die ausgemistet werden, die er mitnimmt oder verkauft. Ob er traurig ist? „Nein, das bin ich ganz und gar nicht“, antwortet der 66-Jährige, der gebürtig aus Winterbach ist. „Ich hatte eine supertolle Zeit.“ Natürlich sei Wehmut dabei, aber jetzt beginne ein neuer Lebensabschnitt, mit neuen Abenteuern und Herausforderungen.

Apropos Beginn: Am 3. Oktober 1978 begann in Lebach eine Geschichte, an die er sich gerne erinnert. Damals kam er zunächst der Liebe wegen nach Lebach. Dann auch geschäftlich. Begonnen hatte alles zu Hause bei ihm. „Ich habe aus der Wohnung heraus Schallplatten verkauft“, erinnert sich der gelernte Kaufmann. „Über Versand gingen die Platten weg oder die Leute kamen zu mir nach Hause.“ Prospekte hat er verteilt, oder Listen mit seinem Angebot. Heute kaum mehr vorstellbar.

Dann ergab sich die Situation, dass er in Lebach die Räume am Bahnhof beziehen konnte. Mit Räucherstäbchen, Schallplatten und Kassetten fing alles an. Auf Facebook schreibt Mark Kiefer dazu: „30 Jahre zurück, der Schulbus kommt erst in 20 Minuten. Noch schnell hoch ins Shiva, überall riecht es nach Räucherstäbchen, die Platten durchgekramt, was angehört und von Zeit zu Zeit das Taschengeld in Vinyl investiert ... es war immer ein spezieller Ort.“

Staub: „Meine Frau hat damals im Geschäft Mode und Schmuck angeboten.“ Bei ihm kamen die CDs dazu. Das war Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre. Er entschloss sich, die Schallplatten – zur Hochzeit waren es an die 10 000 – zu verkaufen. Aus Platzmangel. Heute bereut er es. Zwischenzeitlich habe er aufgrund des „Hypes“, der sich plötzlich mit den Tonträgern nochmal entwickelte, seinen Plattenspieler reanimiert. „Das war ein geiles Gefühl“, beschreibt er diesen Tag, allerdings konnte er seinen Umsatz damit nicht wesentlich steigern.

Die Entscheidung, den Laden aufzugeben, sei im letzten halben Jahr gefallen. „Das waren viele kleine Mosaiksteine, die mich dazu gebracht haben.“ Einer ist sicherlich, dass die Zeit derart schnelllebig geworden ist. „Wer kauft heute noch CDs?“, versucht er zu erklären. Die Jugend hört Musik auf dem Handy, lädt sich Musik runter. Das Internet spielt ebenso eine große Rolle. „Als der Verkauf von Tonträgern immer mehr zurückging, habe ich es damals mit Kartenverkauf probiert.“ Damit hielt er sich noch ein paar Jahre über Wasser. Aber auch das ließ immer mehr nach.

Und so waren die anderen Mosaiksteine, „ich habe ja auch schon das Rentenalter erreicht“, und die Mieterhöhung nur die logische Folge seiner Entscheidung. Und so kehrt der Musiker mit Leib und Seele Lebach den Rücken. „Back to the roots“, heißt es erst mal, denn Staub zieht wieder in seine alte Heimat. Und er freut sich auf neue Ziele. „Vielleicht eine Konzertreihe in St. Wendel planen und mit dem Wohnmobil die Welt bereisen.

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