Gedenken Hinter den Namen stehen Schicksale

Lebach · 328 Soldaten, Zivilopfer und Zwangsarbeiter sind in Lebach beerdigt.

Das neu angelegte Kriegsgräberfeld in Lebach ist den Bürgern vorgestellt worden.

Das neu angelegte Kriegsgräberfeld in Lebach ist den Bürgern vorgestellt worden.

Foto: Johannes Bodwing

328 Menschen liegen hier begraben. Ihre Namen, Geburts- und Sterbedaten stehen auf schmalen Tafeln, die in langen Reihen von Schieferplatten eingelassen sind. Die symbolisieren Schützengräben, stellte am Sonntag Reinhard Felsmann dar, stellvertretender Vorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Saarland.

Das neu angelegte Kriegsgräberfeld auf dem Lebacher Friedhof wurde zum 80. Jahrestag des Kriegsbeginns 1939 vorgestellt. Rund 300 Bürger waren gekommen, darunter zahlreiche Vertreter von Politik und Institutionen, wie Ministerpräsident Tobias Hans, Landtagspräsident Stephan Toscani, Landrat Patrik Lauer sowie Bürgermeister Klauspeter Brill und ein Vertreter des polnischen Konsulates in Deutschland.

Zuvor hatten nahezu alle in der Lebacher Pfarrkirche eine Andacht zum Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkrieges besucht. Gehalten wurde sie von Pastor Hermann Zangerle und der evangelischen Pastorin Andrea Sattler. „Wir brauchen einander für den Frieden“, erinnerte Sattler. 60 Millionen Tote als Folge des Krieges, mahnte Werner Hillen, Landesvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, darunter etwa drei Millionen deutsche Soldaten. „Mit dem Ableben der Zeitzeugen schwindet die Erinnerung an das Geschehene“, bedauerte Hillen. Und „auch in Deutschland sind wieder braune Rattenfänger unterwegs.“

Als „mahnendes Gedenken an die künftigen Generationen“ verstand Hillen deshalb das Kriegsgräberfeld auf dem Lebacher Friedhof. Dafür hätten Ehrenamtliche seit 2015 mehr als 1000 Stunden geleistet.

„1933 ist nicht vom Himmel gefallen“, sagte Ministerpräsident Tobias Hans, es habe Anzeichen dafür gegeben. Damit so etwas nicht mehr geschieht, seien „alle gefragt, alle Generationen. Ich glaube, es ist höchste Zeit“, sagte Hans.

Hinter den Namen der Kriegstoten stünden einzelne Schicksale, gab Lothar Schmidt zu bedenken, Begründer und Sprecher einer Arbeitsgruppe, die in Lothringen Kriegsgräber pflegt. 2015 haben sie das Gräberfeld in Lebach in Angriff genommen. Das sei buchstäblich am Versinken gewesen. Nun weisen dort Tafeln auf einzelne Biografien hin. Mittels QR-Code können weitere Informationen aus dem Internet angezeigt werden. Fünf Schüler der Lebacher Gymnasien lasen die Namen der 328 Toten vor.

Der erste Kriegstote wurde dort schon 1939 beigesetzt. Am Ende waren es vor allem 234 deutsche Soldaten aus den Kämpfen um Dillingen von Dezember 1944 bis März 1945. Sie starben in Lebach im Lazarett. Aber auch Lebacher, die bei Bombardements ums Leben kamen. Dazu 32 Zwangsarbeiter aus Osteuropa sowie 41 der im Lager gestorbenen Babys.

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